Eine Behinderung bringt im Alltag zahlreiche Herausforderungen mit sich, die oft auch finanzielle Belastungen verursachen. In Deutschland leben rund 7,9 Millionen schwerbehinderte Menschen, was etwa 9,5% der Gesamtbevรถlkerung ausmacht.
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Doch was bedeutet es, im rechtlichen Sinne als behindert zu gelten?
Laut Sozialgesetzbuch liegt eine Schwerbehinderung vor, wenn die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben aufgrund von kรถrperlichen, geistigen oder seelischen Beeintrรคchtigungen lรคnger als sechs Monate eingeschrรคnkt ist.
Der Grad der Behinderung (GdB) gibt an, wie stark eine Person beeintrรคchtigt ist und reicht von 20 bis 100.
Ab einem GdB von 50 gilt man als schwerbehindert und erhรคlt einen entsprechenden Ausweis, der steuerliche Vergรผnstigungen ermรถglicht.
Welche steuerlichen Vorteile kรถnnen Menschen mit Behinderung nutzen?
Menschen mit Behinderung haben hรคufig hรถhere finanzielle Belastungen als der Durchschnittsbรผrger.
Um diese behinderungsbedingten Nachteile oder Mehraufwendungen auszugleichen, gewรคhrt das Finanzamt verschiedene steuerliche Vergรผnstigungen.
1. Was ist der Behindertenpauschbetrag und wie wird er berechnet?
Fรผr typische Kosten, die im Zusammenhang mit einer Behinderung entstehen, wie Medikamente, Hilfsmittel oder erhรถhter Wรคschebedarf, kรถnnen Betroffene den Behindertenpauschbetrag in Anspruch nehmen.
Die Hรถhe des Pauschbetrags richtet sich nach dem GdB. Bei einem GdB von 100 lag der Pauschbetrag bis 2020 bei 1.420 Euro jรคhrlich und wurde ab 2021 auf 2.840 Euro erhรถht.
Sollte der tatsรคchliche Aufwand diese Pauschale รผbersteigen, kรถnnen die Ausgaben auch einzeln als auรergewรถhnliche Belastungen abgesetzt werden. Dies erfordert jedoch den Nachweis jeder Ausgabe mittels Rechnungen.
2. Wie kรถnnen Pflege- und Betreuungsleistungen steuerlich abgesetzt werden?
Pflege- und Betreuungsleistungen kรถnnen als haushaltsnahe Dienstleistungen abgesetzt werden.
Wichtig ist, genau zu berechnen, was fรผr den Steuerzahler vorteilhafter ist โ die Pauschale oder der Einzelbeleg.
Auch unregelmรครige und besondere Kosten,
- wie die Kosten einer Kur,
- auรerordentliche Krankheitskosten,
- Aufwendungen fรผr Pflegebedรผrftigkeit oder
- eine Haushaltshilfe, kรถnnen als auรergewรถhnliche Belastungen angegeben werden, sofern sie nicht von Dritten wie der Krankenkasse รผbernommen werden.
3. Welche Regelungen gelten fรผr Fahrtkosten?
Menschen mit einem GdB von mindestens 70 oder einem GdB von 50 bis 70, die erheblich in ihrer Bewegungsfรคhigkeit eingeschrรคnkt sind, kรถnnen Fahrtkosten zur Arbeit als Werbungskosten absetzen.
Dabei kรถnnen sowohl die Kilometer fรผr den Hin- als auch den Rรผckweg sowie Parkgebรผhren angegeben werden.
Seit 2021 gibt es eine behinderungsbedingte Fahrtkostenpauschale: Fรผr einen GdB von mindestens 80 oder einen GdB von mindestens 70 mit dem Merkzeichen G betrรคgt die Pauschale 900 Euro, wรคhrend Menschen mit den Merkzeichen aG, Bl oder H 4.500 Euro geltend machen kรถnnen.
4. Welche Kosten gelten beim behindertengerechten Umbau als auรergewรถhnliche Belastung?
Ein behindertengerechter Umbau, etwa der Einbau einer Rollstuhlrampe oder eines behindertengerechten WCs, kann als auรergewรถhnliche Belastung abgesetzt werden.
5. Welche steuerlichen Vorteile gibt es fรผr Eltern von Kindern mit Behinderung?
Eltern von Kindern mit Behinderung erhalten Kindergeld oder den Kinderfreibetrag und kรถnnen Kinderbetreuungskosten absetzen, unabhรคngig vom Alter des Kindes, sofern die Behinderung vor dem 25. Geburtstag eingetreten ist und das Kind sich nicht selbst versorgen kann.
Der Behindertenpauschbetrag steht auch Kindern mit Behinderung zu. Wird er nicht vom Kind in Anspruch genommen, kรถnnen die Eltern den Pauschbetrag auf sich รผbertragen lassen.
6. Kรถnnen Azubis mit Behinderung zusรคtzliche Unterstรผtzung beantragen?
Ja, Azubis mit Behinderung, die eine spezielle Ausbildung machen, kรถnnen Ausbildungsgeld beantragen, um zusรคtzliche Kosten abzudecken.