Reutlingen: Hartz IV Beratung wird eingestellt

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In Zeiten des größten Bedarfes muss die kostenlose Arbeitslosenberatung in Reutlingen eingestellt werden!

Zum 1 Mai 2010 muss die Arbeiterbildung e.V. Reutlingen ihre Beratungsarbeit einstellen. Fast 30 Jahre existierte sie als gemeinnütziger Verein, anfangs mit dem Ziel sozialkritischer Informations- und Bildungsangebote. Seit 15 Jahren wurde bis zuletzt mit Hilfe von Peter Langos eine kostenlose Sozialberatung angeboten. Hartz IV-, Sozialhilfe- und ALG I-Bezieher lernten die qualifizierte Beratung und engagierte Unterstützung schätzen. Gerade diese bewahrte viele Betroffene vor existenziellen Notlagen, in die sie wegen ungerechtfertigter Sanktionen oder fehlerhafter Entscheidungen der Behörden ansonsten geraten wären. Mit dem sozialfachlichen Beistand konnten Lösungen im Einvernehmen gefunden und – sofern notwendig – Auseinandersetzungen bis vor Gericht gebracht werden, wo sie meist zu Gunsten der Betroffenen entschieden wurden.

In den letzten Jahren stieg der Beratungsaufwand insbesondere für Hartz IV-Empfänger aufgrund der Anzahl der Ratsuchenden und immer komplizierterer Sachverhalte. 2009 waren dies fast 1500 Beratungsfälle. Peter Langos, Politologe MA und Lehrbeauftragter an der FH Ludwigsburg, arbeitete zuletzt im Rentenstand und ehrenamtlich für die Arbeiterbildung. Obwohl eine qualifizierte Nachfolgerin schon überwiegend eingearbeitet wurde, scheiterte deren Finanzierungsbedarf von ca. 800,- Euro Arbeitgeber-Brutto im Monat sowohl im Gespräch mit dem Job-Center als auch der Diakonie Baden-Württemberg wegen fehlender ausreichender Eigenmittel des Vereins. Ebenso verliefen Gespräche mit der Stadt Reutlingen angesichts der laufenden Kürzungen im Haushalt ergebnislos.

Der Vorsitzende, Rechtsanwalt Daniel Dohmel, bedauert die fehlende Unterstützung und verweist auf die Mehrkosten, die der Allgemeinheit nun entstehen, wenn die Betroffenen mit einem Berechtigungsschein der Beratungshilfe direkt zum Rechtsanwalt müssen, sofern sie ihre Rechte gegen behördliche Entscheidungen durchsetzen wollen. Nicht verwunderlich sei hingegen, dass die Schwachen in der Gesellschaft ihre Rechtsansprüche in Zeiten finanzieller Engpässe zunehmend schwieriger durchsetzen könnten. (19.04.2010)

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