Die Deutsche Rentenversicherung meldet einen krรคftigen Sprung bei den Erwerbsminderungsrenten. Neue Empfรคnger erhalten heute im Schnitt 1.176 Euro und damit fast drei Viertel mehr als noch 2013.
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Warum die Renten so stark steigen
Seit 2014 verlรคngert der Gesetzgeber schrittweise die Zurechnungszeit. Behinderte oder kranke Beschรคftigte werden so behandelt, als hรคtten sie bis zur Regelaltersgrenze weitergearbeitet. Diese fiktiven Jahre erhรถhen die Entgeltpunkte und damit die Monatszahlung. Zusรคtzliche Rentenanpassungen treiben den Wert weiter nach oben.
Eine Person wird heute mit 55 Jahren voll erwerbsgemindert. Statt nur die real erarbeiteten 30 Versicherungsjahre zu zรคhlen, legt die Rentenversicherung pauschal bis zum 67. Lebensjahr weitere 12 Jahre drauf. Ergebnis: deutlich mehr Entgeltpunkte โ und ein Plus auf dem Konto.
Abschirmung vor kurzfristigen Einkommensbrรผchen
Lohnlรผcken der letzten vier Jahre vor Eintritt der Erwerbsminderung mindern die Rente nicht mehr. Viele Betroffene, die wegen lรคngerer Krankheit weniger verdienen, rutschen dadurch nicht in eine finanzielle Falle.
Aufholpaket fรผr โAltโRentnerโ
Bis 2024 profitierten nur Neurentner von den Verbesserungen. Seit Juli 2024 gilt jedoch ein Bestandsverbesserungsgesetz:
- Rentenzugang 2001 โ 2014: Zuschlag 7,5 %
- Rentenzugang 2015 โ 2018: Zuschlag 4,5 %
Rund drei Millionen Renten werden so erhรถht. Ab Dezember 2025 ersetzt ein individueller Aufschlag diese Pauschale und wandert direkt in die Hauptzahlung.
Wer erhรคlt eine Erwerbsminderungsrente?
Laut der Bundesregierung mรผssen jรคhrlich etwa 170.000 Arbeitnehmer den Job aus gesundheitlichen Grรผnden aufgeben. Jede zweite neue Rente geht inzwischen auf eine psychische Erkrankung zurรผck. Voll erwerbsgemindert ist, wer hรถchstens drei Stunden am Tag arbeiten kann; teilweise erwerbsgeminderte schaffen zwischen drei und unter sechs Stunden.
Milliardenbelastung fรผr die Rentenkasse
Zwischen 2014 und 2024 kosteten die Reformen mindestens elf Milliarden Euro zusรคtzlich. Ende 2024 zahlte die Rentenversicherung 344,5 Milliarden Euro an alle Rentner, davon 1,7 Millionen Erwerbsminderungsrenten. Die Bundesvertreterversammlung diskutiert nun in Mรผnster, wie hoch die Zuschรผsse aus Steuermitteln steigen mรผssen.
Das politische Ringen geht weiter
Gewerkschafter Uwe Hildebrandt lobt die Reformen, mahnt aber dauerhafte Finanzierung an. Arbeitgebervertreter Heribert Jรถris warnt vor hรถheren Lohnnebenkosten. Beide Seiten fordern eine offene Debatte รผber Bundeszuschรผsse und den demografischen Druck.
Was Betroffene jetzt tun kรถnnen
Sie erhalten bereits eine Erwerbsminderungsrente? Prรผfen Sie Ihren Bescheid. Ein formloser Antrag ist nicht nรถtig: Die Rentenversicherung zahlt Zuschlรคge automatisch. Kรผnftige Antragsteller sichern sich dagegen die neuen, hรถheren Sรคtze sofort โ vorausgesetzt, sie erfรผllen die versicherungsrechtlichen Mindestzeiten von fรผnf Jahren.
Blick nach vorn
Zum 1. Juli 2025 greift die nรคchste regulรคre Rentenanpassung. Zwar wird sie mit 3,74 % wegen moderater Lohnentwicklung niedriger ausfallen als 2024, doch der Effekt der lรคngeren Zurechnungszeit bleibt. Fachverbรคnde rechnen damit, dass die durchschnittliche Erwerbsminderungsrente 2026 erstmals die Marke von 1.200 Euro knackt.