2025 steigt der Zusatzbeitrag bei der Krankenkassenversicherung und der Pflegeversicherung, laut einem Interview mit dem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im Stern.
Inhaltsverzeichnis
Was bedeutet Zusatzbeitrag?
Gesetzliche Krankenkassen bekommen einen allgemeinen Beitrag und können außerdem einen Zusatzbeitrag verlangen. Die einzelnen Kassen setzen diesen unterschiedlich an.
Warum gibt es den Zusatzbeitrag?
Begründet wird die zusätzliche Zahlung mit Leistungen, die die Kasse von den regulären Beiträgen nicht decken kann. Folglich bedeutet das: Wenn die Kosten für Ärzte, Krankenhäuser, Medikamente und Behandlungen steigen, dann erhöhen die Kassen ihren Zusatzbeitrag.
Müssen Sie den Zusatzbeitrag akzeptieren?
Versicherte müssen die Erhöhung des Zusatzbeitrags nicht hinnehmen. Wenn die Krankenkasse den Beitrag erhöht, gilt ein Sonderkündigungsrecht. Sie können also kündigen und sich eine günstigere Kasse suchen, ohne die sonst gültigen Fristen einzuhalten.
“Rentenkürzung durch die Hintertür”
Der Rentenexperte Peter Knöppel sagt, dass die Erhöhung der Zusatzbeitrage 2025 logisch die Beitragszzahler trifft und damit “eine Rentenkürzung durch die Hintertür” einführt. Faktisch bleibt Menschen im Ruhestand durch die Erhöhung dieser Beiträge netto weniger Rente.
Dachverband bestätigt Erhöhungen
Die Prognose, dass die Zusatzbeiträge steigen werden, kommt nicht nur von Lauterbach. Der Dachverband der Betriebskrankenkassen (BKK) kommt zum selben Ergebnis und rechnet mit einer Erhöhung um 0,75 Prozent.
Schon wieder eine Erhöhung
Die Erhöhung 2025 trifft die Versicherten besonders hart, denn bereits 2024 wurden die Zusatzbeiträge saftig angezogen. Rund die Hälfte der Krankenkassen steigerte die Zusatzbeiträge zum Jahresbeginn. Manche hoben sogar im Jahresverlauf die Beiträge noch einmal an.
“Der Grund ist die Krankenhhausreform”
Die Vorsitzende der Betriebskrankenkassen warnt, dass Gegensteuern eingeführt werden müssten, sonst würden 2025 massiv die Beiträge erhöht. Als Ursache für die Steigerungen sieht sie die vom Gesundheitsministerium geplante Krankenhausreform, denn diese sollen die gesetzlichen Krankenkassen mitfinanzieren.
Prognosen erwarten Steigerungen des Zusatzbeitrags von heute durchschnittlich 1,7 Prozent auf 2,45 Prozent.
“Langfristig Kosten sparen?
Die Krankenhausreform soll langfristig Kosten einsparen, das deutsche Gesundheitssystem effektiver und damit auch preisgünstiger gestalten. Erst einmal kostet die Umstellung jedoch – und zwar Milliarden Euro.
Auf Kosten der Beitragszahler
Rentenanwalt Knöppel bestreitet nicht, dass eine Reform des deutschen Klinksystems notwendig ist. Er kritisiert aber hart, dass es wieder einmal die Beitragszahler sind (darunter Menschen mit einer Rente, die kaum zum Leben reicht), die diese Reform bezahlen müssen.
Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des Verbandes der gesetzlichen Krankenkassen sagte bereits 2023, es bräuchte langfristige Lösungen, damit “nicht jedes Jahr Beitragserhöhungen und Steuerzuschüsse die finanziellen Lücken stopfen müssen.”
Dr. Utz Anhalt ist Buchautor, Publizist und Historiker. 2000 schloss er ein Magister Artium (M.A.) in Geschichte und Politik an der Universität Hannover ab. Seine Schwerpunkte liegen im Sozialrecht, Sozialpolitik und Naturwissenschaften. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Dokumentationen für ZDF , History Channel, Pro7, NTV, MTV, Sat1.