Die Rentenfinanzierung bleibt wegen des Nachhaltigkeitsfaktors ungelöst. CDU/CSU und SPD erklären zwar beide, das Rentenniveau halten zu wollen, doch bisher bleibt unklar, wie dies genau finanziert werden soll, und besonders die langfristige Stabilisierung bleibt ungeklärt.
Inhaltsverzeichnis
Die Menschen in Deutschland werden immer älter
Dabei spielt ein Punkt eine entscheidende Rolle, und das ist die demografische Veränderung. Die Menschen in Deutschland und anderen führenden Industrienationen sind in den vergangenen Jahrzehnten im Schnitt immer älter geworden.
1970 betrug die Lebenserwartung in der damaligen Bundesrepublik bei Männern 67,2 Jahre, und bei Frauen lag sie bei 73,4 Jahren. 2000 kamen Männer schon im Schnitt auf 74,8 Jahre und Frauen auf 80,8. 2023 war die Lebenserwartung bei Frauen auf 83, 3 Jahre und bei Männern auf 78,6 Jahre gestiegen.
In 53 Jahren stieg also die Lebenserwartung deutscher Männer um 12,4 Jahre, die deutscher Frauen um fast 10 Jahre. Das hat Auswirkungen auf die Rentenfinanzierung.
Was bedeutet der Nachhaltigkeitsfaktor?
Bei der Deutschen Rentenversicherung berücksichtigt der Nachhaltigkeitsfaktor „Veränderungen im zahlenmäßigen Verhältnis von Rentenbeziehern zu Beitragszahlern (…). Steigt die Zahl der Rentner schneller als die Zahl der Beitragszahler, wirkt sich dies bei der Rentenanpassung dämpfend aus. Im umgekehrten Fall wirkt der Nachhaltigkeitsfaktor steigernd bei der Rentenanpassung.“
Wenn die Rente sich also ausschließlich über die Beiträge der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten finanzieren würde, dann würde das bedeuten: Je mehr Erwerbstätige Beiträge für umso weniger Rentner zahlen, desto höher ist die Rente.
Desto weniger Erwerbstätige Beiträge für umso mehr Rentner zahlen, desto niedriger ist die Rente.
Beiträge erhöhen, um das Rentenniveau zu halten
Steigt die Zahl der Rentner gegenüber den Renteneinzahlern, dann müssten die einzelnen Beiträge steigen, um die Rente auf dem gleichen Stand zu halten. Steigt die Zahl der Einzahler gegenüber der Rentnern, dann ließen sich die Beiträge senken, und die Rentenhöhe bliebe trotzdem gewahrt.
Lesen Sie auch:
- Minijob mit der Rente: Deutliche Verbesserungen für Rentner ab 2025
- Rente: Das ändert sich für Rentner ab April 2025
Rente in Deutschland ist ein Umlageverfahren
Die Finanzierung der Rente in Deutschland ist ein solidarisches Umlageverfahren der Generationen. Wer jung und bei Kräften ist und arbeitet, der zahlt die Renten für die, die alt sind oder in ihrer Erwerbsfähigkeit gemindert sind.
Aus der Not geboren
Dieses Umlageverfahren entstand in der Adenauerzeit aus der Not heraus. Im Unterschied zu heute war die junge Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg kein vermögendes Land, sondern ein ausgeblutetes Land. Es gab also nichts, mit dem sich eine Altersrente hätte finanzieren lassen können außer den Beiträgen der Erwerbstätigen.
Diese Art der Finanzierung fiel indessen nicht schwer. 5.533.000 deutsche Männer hatten als Soldaten ihr Leben verloren, und außerdem 2.167.000 Zivilpersonen beiderlei Geschlechts. Es gab also in den 1950er Jahren weit mehr Erwerbstätige, die in die Rentenkasse einzahlten, als Rentner.
Höhere Lebenserwartung bedeutet längere Rente
Die Steigerung der Lebenserwartung der letzten Jahrzehnte bedeutet nicht nur, dass es mehr Altersrentner gibt. Sie führt auch dazu, dass diejenigen, die in den Ruhestand eingetreten sind, ihre Altersrente viele Jahre länger beziehen, als es bei den Senioren 1970 der Fall war.
Nachhaltigkeitsfaktor ist längst nötig
Rentenexperten kritisieren, dass der Nachhaltigkeitsfaktor seit Jahren dingend hätte eingesetzt werden müssen, denn der demografische Wandel ist in vollem Gange. SPD und CDU/CSU hatten jedoch 2021 das gesetzliche Rentenniveau auf 48 Prozent festgesetzt, und den Nachhaltigkeitsfaktor so erst einmal ad acta gelegt. Dieses Mindest-Sicherungsniveau läuft im Juli 2025 aus.
Wie stellt sich die CDU die Rentenfinanzierung vor?
Im Wahlprogramm der Union ist zu lesen: „Unser Ziel: ein durch wirtschaftliches Wachstum garantiertes, stabiles Rentenniveau und weiterhin steigende Renten.“
Das ließe sich so interpretieren, dass ein stabiles Rentenniveau nur bei Wirtschaftswachstum möglich ist. Offen bleibt, ob CDU/CSU sich auf Dauer an ein Mindestrenten-Niveau von 48 Prozent gebunden fühlen.
Was fordern Sozialverbände?
CDU/CSU und SPD betonen im Sondierungspapier also beide, ein Rentenniveau von 48 Prozent beizubehalten. Der Sozialverband VdK begrüßt dies zwar, seine Vorsitzende, Verena Bentele, fordert jedoch, das Rentenniveau auf 53 Prozent zu erhöhen.
Sind wir bereits in der Krise?
Die Deutsche Rentenversicherung warnte schon im Sommer 2024, durch die wegen weniger Rentenzahlern fehlenden Beiträge “würde die Liquiditätsreserve der Rentenversicherung schneller abgebaut werden als nach geltender Rechtslage.”
Diese Reserve aus den Zeiten mit reichlich Beiträgen und weniger Rentnern ist vorgesehen, um bei Einnahmeschwankungen der Einzahlungen die Rentenzahlung trotzdem zu sichern.
Genau diese Reserve wird gerade aufgebraucht.
Welche Alternativen gibt es, um die Rentenkasse zu füllen??
Um die Rentenkasse zu füllen, ohne diese Reserve aufzubrauchen, würde es helfen, den Bundeszuschuss zu erhöhen. Dieser wird ohnehin gezahlt, um Renten zu finanzieren, die aus den Beiträgen nicht gedeckt werden können wie Erwerbsminderungsrenten.
Eine andere Möglichkeit wäre eine konsequente Einwanderung in großem Ausmaß und kontinuierlich, um der demografischen Verschiebung entgegenzuwirken.
Es drohen höhere Beiträge
Die Rentenkasse erklärte schon 2024: „Um die Nachhaltigkeitsrücklage wieder aufzufüllen, müsste der Beitragssatz daher früher und /oder stärker als bislang vorgesehen angehoben werden.” Dies müssen die Versicherten und Arbeitgeber zukünftig mit höheren Beiträgen bezahlen.