Rente mit 63 wird gar nicht abgeschafft – Was aber dann?

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Kaum ein rentenpolitischer Begriff sorgt seit Jahren fรผr so viel Verwirrung wie die โ€žRente mit 63โ€œ. Schon die Formulierung ist ungenau: Gemeint ist in aller Regel entweder die Altersrente fรผr langjรคhrig Versicherte (35 Versicherungsjahre, vorzeitig ab 63 Jahren mit Abschlag) oder die Altersrente fรผr besonders langjรคhrig Versicherte (45 Versicherungsjahre, zunรคchst abschlagsfrei ab 63 Jahren).

Beide Rentenarten existieren weiterhin โ€“ nur die Altersgrenzen haben sich verรคndert. Dabei stรผtzt sich die Annahme einer Abschaffung hรคufig auf die Tatsache, dass der ursprรผnglich abschlagsfreie Rentenbeginn mit 63 ausschlieรŸlich fรผr die Geburtsjahrgรคnge bis 1952 galt und seither in Zwei-Monats-Schritten angehoben wird.

Was bedeutet โ€žRente mit 63โ€œ heute tatsรคchlich?

Wer mindestens 35 Pflicht- und freiwillige Beitragsjahre erreicht, kann seine Altersrente grundsรคtzlich schon mit 63 Jahren beziehen. Der Preis fรผr diesen frรผhen Ruhestand liegt in einem lebenslangen Abschlag von 0,3 Prozent je Monat vor der persรถnlichen Regelaltersgrenze.

Fรผr alle ab 1964 Geborenen ergibt das den maximalen Abzug von 14,4 Prozent, weil ihre Regelaltersgrenze bei 67 Jahren liegt.

Demgegenรผber richtet sich die abschlagsfreie Frรผhrente โ€“ umgangssprachlich das historische Herzstรผck der โ€žRente mit 63โ€œ โ€“ an Versicherte mit 45 Beitragsjahren. Die Altersgrenze verschiebt sich auch hier: Fรผr den Jahrgang 1961 liegt sie bei 64 Jahren und 6 Monaten, fรผr 1964 und jรผnger einheitlich bei 65 Jahren.

Welche Jahrgรคnge kรถnnen 2025 tatsรคchlich mit 63 Jahren in Rente gehen?

Fรผr alle Versicherten der Jahrgรคnge 1962 und 1963 ist ein Rentenbeginn mit exakt 63 Jahren noch mรถglich โ€“ jedoch nur mit Abschlรคgen. Bei 1962-Geborenen betrรคgt der Vorwegabschlag derzeit 13,2 Prozent, weil zwischen dem 63. Geburtstag und der Regelaltersgrenze von 66 Jahren und 8 Monaten genau 44 Monate liegen.

Bei 1963-Geborenen steigt der Abzug 2026 auf 14,1 Prozent und erreicht im Jahr 2027 die Hรถchstmarke von 14,4 Prozent fรผr alle Folgejahrgรคnge.

Unter welchen Bedingungen ist ein Ruhestand schon vor dem 63. Geburtstag mรถglich?

Menschen mit einem amtlich festgestellten Grad der Behinderung von mindestens 50 kรถnnen รผber die Altersrente fรผr schwerbehinderte Menschen bis zu fรผnf Jahre vor ihrer Regelaltersgrenze in den Ruhestand wechseln.

Bei den jรผngsten Jahrgรคngen bedeutet das einen frรผhestmรถglichen Beginn mit 62 Jahren. Auch hier gilt der monatliche Abschlag von 0,3 Prozent, maximal also 10,8 Prozent. Ein abschlagsfreier Rentenstart ist โ€“ abhรคngig vom Geburtsjahr โ€“ zwei Jahre frรผher als regulรคr mรถglich, sofern mindestens 35 Versicherungsjahre vorliegen.

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Wie lรคsst sich ohne Abschlรคge in den vorgezogenen Ruhestand wechseln?

Ohne Rentenabzug gelingt der frรผhere Ausstieg nur รผber zwei Wege: Entweder werden 45 Beitragsjahre erfรผllt und die โ€“ inzwischen gestaffelte โ€“ Altersgrenze der besonders langjรคhrig Versicherten erreicht, oder es liegt eine Schwerbehinderung vor und gleichzeitig eine Wartezeit von 35 Jahren.

Fรผr den Jahrgang 1963 bedeutet das eine abschlagsfreie Rente mit 64 Jahren und 10 Monaten; fรผr 1961 lag die Grenze bereits bei 64 Jahren und 6 Monaten.

Welche Folgen hat der Abschlag โ€“ und fรผr wie lange?

Der Abschlag reduziert den Bruttorentenbetrag dauerhaft. Wer mit 63 Jahren eine rechnerische Standardrente von 1.800 Euro beziehen kรถnnte, erhรคlt bei einem Abzug von 14,4 Prozent nur rund 1.540 Euro.

Ein hรถheres Anfangsrentenยญniveau wird dadurch nicht erreicht, selbst wenn die Regelaltersgrenze spรคter รผberschritten wird.

Das fรผhrt dazu, dass die Entscheidung fรผr einen frรผhen Ruhestand in erster Linie eine Frage der Einkommensplanung ist โ€“ nicht selten fรคllt das niedrigere Monatsยญeinkommen gegen den lรคngeren Rentenbezug ins Gewicht.

Droht der Frรผhrente das Aus im neuen Koalitionsvertrag?

Seit den jรผngsten Bundestagsยญwahlen verhandeln CDU/CSU und SPD รผber ein gemeinsames Regierungsprogramm. Der Vertragsentwurf bleibt beim Thema Rente mit 63 bewusst vage.

Union und Teile der Wirtschaftswissenschaft fordern, den Abschlag auf fรผnf oder sogar sechs Prozent pro Jahr zu erhรถhen oder die Frรผhrente ganz abzuschaffen, um dem Fachkrรคftemangel zu begegnen.

Die SPD lehnt eine generelle Abschaffung ab, verweist jedoch auf die hohen Kosten fรผr die Rentenkasse. Bislang enthรคlt der Koalitionsvertrag keine konkrete Frist, doch sieht ein Ergebnispapier vor, die Effekte einer โ€žAnreizยญkorrekturโ€œ bis 2026 zu evaluieren.

Wie sollten Rentenversicherte jetzt handeln?

Solange keine Gesetzesรคnderung beschlossen ist, gelten die aktuellen Regeln fort. Versicherte sollten ihre Rentenauskunft prรผfen, um Versicherungszeiten zu vervollstรคndigen und gegebenenfalls freiwillige Beitrรคge zu erwรคgen, wenn sie nur knapp unter den erforderlichen 35 oder 45 Jahren liegen.

Ein Beratungstermin bei der Deutschen Rentenversicherung hilft, die finanziellen Folgen eines frรผhen Ausstiegs verlรคsslich zu kalkulieren, gerade weil jeder Monat Vorlauf den lebenslangen Rentenbetrag beeinflusst.
Deutsche Rentenversicherung

Fazit: Frรผhrente bleibt mรถglich โ€“ doch die Spielregeln รคndern sich schrittweise

Die โ€žRente mit 63โ€œ lebt weiter, aber nicht mehr in der Form, die ihr populรคrer Name suggeriert. Abschlagsfreie Frรผhverrentung gibt es nur noch mit 45 Versicherungsjahren, und selbst hier rรผckt das Startalter bis 2029 auf 65 Jahre.

Fรผr alle anderen bleibt die Option, mit 63 Jahren in den Ruhestand zu gehen โ€“ allerdings nur mit dauerhaft spรผrbaren Abschlรคgen. Ob kรผnftige Koalitionen an diesen Parametern drehen, ist offen. Wer den eigenen Renteneinstieg plant, sollte deshalb nicht allein auf Schlagzeilen vertrauen, sondern die persรถnlichen Daten sorgfรคltig prรผfen und Expertenrat einholen.