Die Bundesregierung plant ab dem 1.โฏJanuarโฏ2026 eine neue Regelung, mit der Rentnerinnen und Rentnern, die das gesetzliche Renteneintrittsalter erreicht haben und im Anschluss weiter berufstรคtig sind, einen erheblichen steuerlichen Vorteil erhalten sollen.
Wer beispielsweise nach Erreichen der sogenannten Regelaltersgrenze weiterhin erwerbstรคtig ist, darf bis zu 2.000โฏEuro im Monat โ also maximal 24.000โฏEuro im Jahr โ steuerfrei hinzuverdienen. Mit dieser Reform soll รคlteren Erwerbstรคtigen ein Anreiz geboten werden, lรคnger im Arbeitsmarkt zu bleiben, und zugleich dem Fachkrรคftemangel begegnet werden.
Gleichzeitig wird klargestellt, dass bislang die gesetzliche Grundlage noch nicht vollstรคndig verabschiedet ist und die Details in einem Gesetzentwurf geregelt werden.
Wer darf profitieren und unter welchen Bedingungen?
Kerngedanke dieser Maรnahme ist, dass wer die Regelaltersgrenze erreicht hat und sich freiwillig zu einer Erwerbstรคtigkeit โ sozialversicherungspflichtig in abhรคngiger Beschรคftigung โ entscheidet, von der Steuerfreiheit profitieren kann.
Die Grenze fรผr das regulรคre Renteneintrittsalter liegt im Jahrโฏ2026 bei 66โฏJahren und zweiโฏMonaten, sie wird schrittweise bis 2031 auf 67โฏJahre angehoben. Bei erfรผllten Bedingungen greift der Freibetrag direkt beim Lohnsteuerabzug, sodass ein spรคterer Ausgleich in der Steuererklรคrung nicht notwendig wird.
Dieses Modell ergรคnzt den Grundfreibetrag, wodurch je nach individueller Situation ein steuerfreier Gesamtbetrag von etwa 36.000โฏEuro jรคhrlich genannt wird.
Wer fรคllt durch das Raster?
Die Regelung beschrรคnkt sich auf einen klar definierten Kreis. Selbststรคndige, Freiberufler oder Landโ und Forstwirte werden nach aktuellem Stand ausgeschlossen, da ausschlieรlich eine abhรคngige, sozialversicherungspflichtige Beschรคftigung begรผnstigt wird.
Ebenso profitieren Personen nicht, die einen Minijob ausรผben oder vor Erreichen der Regelaltersgrenze in Altersrente gingen โ etwa wegen langer Versicherungsdauer oder Schwerbehinderung.
Diese Ausschlรผsse fรผhren dazu, dass die Gruppe der tatsรคchlich Begรผnstigten kleiner sein dรผrfte als zunรคchst erwartet: Eine Auswertung sieht etwa rund 230.000 mรถgliche Nutznieรer.
Welche weiteren Regelungen und Abgaben sind zu beachten?
Auch bei steuerfreier Hinzuverdienstmรถglichkeit bleiben Sozialabgaben relevant. Wรคhrend die Einkommensteuer auf den Freibetrag entfรคllt, bestehen Beitrรคge zur Krankenโ und Pflegeversicherung weiterhin.
Auch fรผr Rentenโ und Arbeitslosenversicherung gelten bei sozialversicherungspflichtiger Beschรคftigung weiterhin Beitrรคge. Damit ergibt sich kein vollstรคndiger โBonus ohne Beitrรคgeโ fรผr die Erwerbstรคtigkeit im Alter.
Darรผber hinaus ist der Gesetzentwurf noch nicht endgรผltig verabschiedet, sodass der endgรผltige Rechtsrahmen derzeit noch nicht rechtsverbindlich ist.
Warum will die Regierung die Aktivrente einfรผhren?
Hauptmotivation ist die demografische Herausforderung: Immer mehr Menschen erreichen das Rentenalter, gleichzeitig sinkt das Erwerbspersonenpotenzial. Mit der Aktivrente soll der Arbeitsmarkt lรคnger erfahrene Krรคfte binden und das Wissen รคlterer Mitarbeitender erhalten werden.
Zugleich soll der Druck auf die gesetzlichen Rentenkassen reduziert werden. Bundeskanzler und fรผhrende Regierungsvertreter betonen, dass die Maรnahme freiwillig sei und nicht zu einer generellen Erhรถhung des Renteneintrittsalters fรผhren solle.
Wo liegen die Kritikpunkte und Risiken?
Trotz der positiven Intention gibt es erhebliche Vorbehalte. Sozialverbรคnde argumentieren, dass jenes Modell insbesondere besser Verdienenden und Angestellten in systematisch gรผnstigen Beschรคftigungsbedingungen zugutekomme, wรคhrend viele Erwerbstรคtige im Alter โ etwa Minijobber oder Selbststรคndige โ leer ausgehen.
Auรerdem wird vor erheblichen Steuerausfรคllen gewarnt: Die aktuellen Schรคtzungen gehen von jรคhrlich rund 770 bis 890โฏMillionenโฏEuro aus, die dem Staat durch diese Regelung entgehen kรถnnten. Weiterhin ist offen, ob die Maรnahme in der Praxis den gewรผnschten Effekt erzielt โ nรคmlich eine signifikante Erhรถhung der Erwerbstรคtigkeit im Rentenalter โ oder ob sie รผberwiegend privilegierte Gruppen erreicht.
Ihre praktische Bedeutung: Was sollten Sie jetzt tun?
Wenn Sie bereits das gesetzliche Renteneintrittsalter erreicht haben oder kurz davorstehen und eine weitergehende berufliche Tรคtigkeit planen, ist es sinnvoll zu prรผfen, ob Ihre Tรคtigkeit unter die AktivrenteโRegel fรคllt.
Entscheidend sind hierbei die Voraussetzungen der sozialen Versicherungspflicht, Ihr Arbeitsumfang sowie das Datum des Rentenbeginns. Wenn Sie dagegen als Selbststรคndige tรคtig sind, einen Minijob ausรผben oder frรผhzeitig in Rente gegangen sind, sollten Sie alternative Modelle fรผr Zusatzverdienst und Vorsorge in Betracht ziehen.
Da der Gesetzgebungsprozess noch nicht abgeschlossen ist, empfiehlt sich eine fortlaufende Beobachtung des finalen Gesetzesโ und Umsetzungsstandes sowie eine Beratung im Steuerโ und Sozialversicherungsrecht.




