Rente: Betriebliche Altersvorsorge alles auszahlen oder in monatlichen Raten?

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Eine betriebliche Altersvorsorge (bAV) ist fรผr zahlreiche Beschรคftigte eine Ergรคnzung, um Versorgungslรผcken der Rente zu schlieรŸen.

Arbeitgeber unterstรผtzen diese Form der Vorsorge hรคufig, indem sie bestimmte Beitrรคge รผbernehmen oder gรผnstige Konditionen vermitteln.

Viele fragen sich jedoch, ob es sinniger ist die Betriebsrente im Rentenfall auf einmal auszuzahlen zu lassen oder lieber in monatlichen Raten. Es gibt hierbei Vor- und Nachteile, die Rentnerinnen und Rentner sorgfรคltig abwรคgen sollten, wie der Rentenanwalt Peter Knรถppel erklรคrt.

Wegweisendes Urteil des Landessozialgerichts Nordrhein-Westfalen

Ein Klรคger in einem Verfahren (Urteil: Az. L 11 KR 557/22) hatte zwei Direktversicherungen als Teil seiner betrieblichen Altersvorsorge abgeschlossen.

Nach Eintritt in den Ruhestand entschied er sich dafรผr, die angesparte Summe als einmalige Kapitalleistung zu beziehen โ€“ anstelle einer monatlichen Zusatzrente.

Die gesetzliche Krankenversicherung wertete diese Einmalzahlung jedoch als โ€žVersorgungsbezugโ€œ und setzte Beitrรคge zur Kranken- und Pflegeversicherung an, verteilt auf zehn Jahre (120 Monate).

Hiergegen wandte sich der Rentner, da er eine lรคngere Verteilungszeit forderte und sich durch die gesetzliche Regelung benachteiligt sah.

Das Landessozialgericht Nordrhein-Westfalen wies die Klage ab und bestรคtigte die geltende Praxis, wonach eine Kapitalauszahlung aus der bAV zehn Jahre lang bei der Berechnung der Sozialversicherungsbeitrรคge berรผcksichtigt wird.

Wer sich fรผr eine solche Einmalauszahlung entscheidet, trรคgt somit in diesem Zehnjahreszeitraum vergleichsweise hohe Kranken- und Pflegeversicherungsbeitrรคge โ€“ im Gegensatz zu jenen, die ihre Betriebsrente monatlich beziehen.

Der Klรคger argumentierte, dass eine monatliche Rente in der Praxis oft รผber mehr als zehn Jahre ausgezahlt werde.

Dies fรผhre dazu, dass Bezieher einer Einmalzahlung im Vergleich mehr zur Kasse gebeten wรผrden. SchlieรŸlich werde ihr Kapital fiktiv nur รผber zehn Jahre gestreckt, obwohl sie es als Rente โ€“ theoretisch โ€“ รผber einen deutlich lรคngeren Zeitraum beziehen kรถnnten.

Das Gericht sah jedoch keine unzulรคssige Ungleichbehandlung. Der Gesetzgeber habe bei Kapitalleistungen bewusst eine feste Zehnjahresfrist festgelegt, um eine einheitliche Grundlage bei der Beitragsberechnung zu schaffen.

Eine lรคngere Verteilungszeit โ€“ beispielsweise รผber 20 Jahre โ€“ sei gesetzlich schlichtweg nicht vorgesehen. Zudem bestรผnde fรผr Versicherte bereits im Vorfeld die Mรถglichkeit, sich fรผr die monatliche Rentenzahlung zu entscheiden, wenn sie eine andere Beitragslast wรผnschen.

Worin liegen die Vor- und Nachteile einer einmaligen Auszahlung?

Eine Sofortauszahlung kann reizvoll sein, da auf einen Schlag eine grรถรŸere Summe zur Verfรผgung steht. Damit lassen sich dringende Investitionen tรคtigen, eventuell Restschulden tilgen oder grรถรŸere Wรผnsche erfรผllen.

Allerdings ist zu bedenken, dass auf diese gesamte Summe gegebenenfalls erhebliche Steuerzahlungen fรคllig werden und die Beitragslast fรผr Kranken- und Pflegeversicherung รผber zehn Jahre hinweg spรผrbar ansteigen kann.

Zudem besteht das Risiko, dass das Geld schneller verbraucht ist als geplant und im weiteren Ruhestandsverlauf dann nur noch die gesetzliche Rente zur Verfรผgung steht.

Einige der Vor- und Nachteile einer Einmalauszahlung sind:

Vorteile: Sofortige Verfรผgbarkeit des Gesamtkapitals, flexible Verwendung, Unabhรคngigkeit von laufenden Rentenzahlungen.

Nachteile: Erhรถhte Sozialversicherungsbeitrรคge in den ersten zehn Jahren, mรถgliche Steuerpflicht auf die gesamte Summe, Risiko eines frรผhzeitigen Kapitalverzehrs.

Wie wirkt sich eine monatliche Rentenzahlung auf die Sozialversicherungsbeitrรคge aus?

Bei einer monatlichen Auszahlung werden die Beitrรคge zur Kranken- und Pflegeversicherung fortlaufend von der Betriebsrente einbehalten. Weil sich das gesamte Kapital nicht in einer Summe niederschlรคgt, fรคllt die Beitragshรถhe auf monatlicher Basis in der Regel niedriger aus als bei einer Einmalzahlung, die รผber zehn Jahre gestreckt wird.

Allerdings muss man bedenken, dass die Rente solange gezahlt werden muss, wie der Anspruch besteht โ€“ bei frรผhem Tod kรถnnen mรถgliche Hinterbliebene von einer Einmalauszahlung profitieren, wohingegen die laufende Rente dann unter Umstรคnden nicht mehr in vollem Umfang fortgefรผhrt wird.

Nur einige Grรผnde, die fรผr oder gegen eine monatliche Rentenzahlung sprechen:

Vorteile: Lebenslange Einkommenssicherheit, verteilte Steuerlast, kontinuierliche Beitragszahlung zur Kranken- und Pflegeversicherung.
Nachteile: Abhรคngigkeit von einem Versicherer, bei frรผhem Tod geringere oder keine Kapitalweitergabe an Hinterbliebene.

Wie kรถnnen Rentner die richtige Entscheidung treffen?

Eine Patentlรถsung gibt es nicht. Vielmehr sollte jede und jeder individuell prรผfen, welche Form der Auszahlung zu den persรถnlichen Lebensumstรคnden, finanziellen Zielen und Absicherungsbedรผrfnissen passt.

Wรคhrend es fรผr manche sinnvoll ist, mit einem hohen Kapitalbetrag gleich nach Rentenbeginn Schulden zu tilgen oder ein Eigenheim zu erwerben, schรคtzen andere die konstante und planbare Einnahme einer monatlichen Zusatzrente.

Besonders wichtig ist, frรผhzeitig die sozialversicherungsrechtlichen Folgen zu durchdenken. Wer eine Einmalzahlung erhรคlt, muss รผber zehn Jahre hinweg mit einer erhรถhten Beitragslast rechnen.

Die Beitragspflicht kann sich daher maรŸgeblich auf die tatsรคchliche Netto-Rentensituation auswirken.

Ein Gesprรคch mit einer unabhรคngigen Beratungsstelle oder einem Fachanwalt fรผr Sozialrecht kann helfen, mรถgliche Stolpersteine zu vermeiden und die richtige Entscheidung zu treffen.

Warum ist eine grรผndliche Planung der bAV-Auszahlung unverzichtbar?

Das aktuelle Urteil des Landessozialgerichts Nordrhein-Westfalen zeigt, wie sehr die Wahl der Auszahlungsart bei einer betrieblichen Altersvorsorge die finanzielle Situation im Ruhestand beeinflussen kann. Die vermeintlich attraktive Einmalauszahlung fรผhrt in vielen Fรคllen zu einer deutlich spรผrbaren Belastung durch Sozialversicherungsbeitrรคge รผber einen fest definierten Zeitraum von zehn Jahren.

Gleichzeitig bietet sie jedoch maximale Flexibilitรคt. Wer hingegen auf eine monatliche Rentenzahlung setzt, hat eine stetige, planbare Zusatzrente und profitiert von im Regelfall geringeren Beitrรคgen zur Kranken- und Pflegeversicherung.