Der Rentenexperte Peter Knöppel weist darauf hin, dass die unterschiedlichen Systeme von gesetzlicher Rente für Arbeitnehmer und Pensionen für Beamte zu Ungerechtigkeit gegenüber den Rentnern führen. Im Vergleich zu Rentnern ist die Mindestpension für Beamte weit höher.
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Die Rente decken die Erwerbstätigen selbst, Pensionen finanziert der Steuerzahler
Die gesetzliche Rente finanziert sich aus den Beiträgen der erwerbstätigen Versicherten. Pensionen für Beamte, Richter, Pfarrer, Kirchenbeamte et cetera werden jedoch aus Steuergeldern bezahlt. Beamte zahlen für ihre spätere Pension keine Beiträge wie Arbeitnehmer für die Rente, sondern diese übernimmt der Dienstherr.
Renten reformiert, Pensionen bleiben unberührt
Knöppel schreibt: “Die Frage der Gerechtigkeit in der Altersversorgung hat in den vergangenen Jahren immer mehr an Brisanz gewonnen. Besonders auffällig ist die Diskrepanz zwischen den Pensionen von Beamten und den Renten von Arbeitnehmern. Während das gesetzliche Rentensystem mehrfach reformiert wurde, blieb das Pensionssystem der Beamten weitgehend unangetastet.”
45 Jahre Arbeit statt fünf Jahren Dienst
Laut Knöppel muss ein Arbeitnehmer im Schnitt 45 Jahre arbeiten, um im Ruhestand das gleiche Geld zu bekommen wie ein Beamter nach fünf Dienstjahren, und dies ist, laut Knöppel, sozial ungerecht.
Er führt diesen Gedanken weiter aus: “Diese Tatsache allein ist alarmierend und legt den Verdacht nahe, dass das bestehende System tiefgreifend ungerecht ist. Wie kann es sein, dass ein Beamter nach nur fünf Jahren Dienstzeit Anspruch auf eine Mindestpension von 1.866 EUR hat, während ein Arbeitnehmer, der sein Leben lang gearbeitet hat, nicht annähernd diese Summe erreicht?”
Wie ist die Pension für Beamte geregelt?
Die Pension für Beamte ist entweder an das jeweilige Amt gebunden oder unabhängig davon. Das Mindestruhegehalt beträgt 65 Prozent der Endstufe der Besoldungsgruppe A 4, hinzu kommt ein Fixbetrag von 30,68 EUR. Dafür muss lediglich eine Dienstzeit von fünf Jahren nachgewiesen werden.
Wie sieht es bei der Rente aus?
Für den vergleichbaren Betrag von 1.866 EUR müssen, so Knöppel, Arbeitnehmer “deutlich länger und unter härteren Bedingungen arbeiten, (…) weit mehr als 35 Jahre (…) und dabei jährliche Einkünfte an der Beitragsbemessungsgrenze erzielen. Hinzu kommt, dass gesetzliche Rentenbezieher Steuern und Sozialabgaben leisten müssen, was die Ungerechtigkeit noch weiter verschärft.”
Pension liegt im Durchschnitt höher
Generell liegen in Deutschland Pensionen nicht nur beim Minimum, sondern auch im Durchschnitt höher. 2022 zum Beispiel betrug ein durchschnittliches Pensionsgehalt 3.170 EUR brutto im Monat. Eine durchschnittliche Altersrente war bei circa 1.600 EUR brutto, und das nach 45 Jahren Erwerbsarbeit.
Soziale Gerechtigkeit ist gefährdet
Knöppel schließt: “Diese Ungerechtigkeit ist nicht nur eine finanzielle Bürde für die Allgemeinheit, sondern auch ein Angriff auf das Prinzip der sozialen Gerechtigkeit.
Es ist an der Zeit, dass das Pensionssystem der Beamten grundlegend reformiert wird, um eine fairere und gerechtere Verteilung der Altersversorgung sicherzustellen. Nur so kann das Vertrauen in das soziale Sicherungssystem wiederhergestellt und eine nachhaltige finanzielle Gerechtigkeit erreicht werden.”
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Dr. Utz Anhalt ist Buchautor, Publizist, Sozialrechtsexperte und Historiker. 2000 schloss er ein Magister Artium (M.A.) in Geschichte und Politik an der Universität Hannover ab. Seine Schwerpunkte liegen im Sozialrecht und Sozialpolitik. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Dokumentationen für ZDF , History Channel, Pro7, NTV, MTV, Sat1.