Nach 37 Jahren Arbeit: Nur knapp über 1300 Euro Rente netto

Wenn 37 Arbeitsjahre kaum fürs Alter reichen
Wer heute im Jahr 2025 ein ganzes Berufsleben lang zum Durchschnittslohn arbeitet, landet nach aktueller Gesetzeslage bei gut 37 Entgeltpunkten.

Seit der jüngsten Rentenanpassung zum 1. Juli 2025 ist ein Punkt 40,79 Euro wert, der Bruttobetrag liegt also bei knapp 1 509 Euro.

Aber: Nach Abzug des halben GKV-Beitrags von 7,3 Prozent, des halben Zusatzbeitrags von durchschnittlich 1,25 Prozent und des vollen Pflegebeitrags von 3,6 Prozent bleiben rund 1 326 Euro netto übrig – kaum mehr als die 1 200 Euro, die das Bundesarbeitsministerium vor zwei Jahren in seiner Musterrechnung genannt hatte.

Das BMAS-Modell unter der Lupe

Die Musterrechnung setzt voraus, dass in jedem der 37 Jahre exakt das vorläufige Durchschnittsentgelt erzielt wird – derzeit 50 493 Euro. Schon kleinste Lücken durch Arbeitslosigkeit, Elternzeit oder Krankheit kosten Entgeltpunkte und schmälern die Rente.

Noch deutlicher fällt der Effekt aus, wenn nur 27 Beitragsjahre zusammenkommen: Dann stehen im Jahr 2025 lediglich 27 Punkte oder gut 1 101 Euro brutto in der Bilanz, netto knapp 968 Euro.

Die reale Kaufkraft schrumpft

Gleichzeitig steigen Lebenshaltungskosten schneller als Renten. Der Bundesschnitt für Nettokaltmieten klettert 2025 laut Branchenanalysen auf 11,40 Euro je Quadratmeter. Eine durchschnittliche 69-Quadratmeter-Wohnung kostet damit kalt bereits rund 787 Euro; warmmieten über 1 000 Euro werden zur Regel.

Die vom Bürgergeld abgedeckte Regelbedarfsstufe 1 verharrt hingegen bei 563 Euro. Rechnet man eine durchschnittliche Warmmiete hinzu, liegt das faktische Existenzminimum vieler Single-Haushalte inzwischen deutlich oberhalb von 1 300 Euro – mehr, als die 27-Jahres-Rente einbringt.

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Privilegierte Altersbezüge im öffentlichen Dienst

Das Gefälle wird besonders sichtbar, wenn man die Mindestversorgung von Beamten heranzieht: Bereits nach fünf Dienstjahren zahlt der Bund seit März 2024 mindestens 2 083 Euro brutto Pension – fast doppelt so viel wie die lebenslange Durchschnittsrente.

Für Bundestagsabgeordnete steigt der Pensionsanspruch pro Jahr um 2,5 Prozent der Diät; bei der aktuellen Diätenhöhe von 11 833 Euro ergeben sich nach vier Jahren Mandat schon gut 1 000 Euro Anspruch, ohne eigene Beitragsleistung.

Reformen zwischen Generationenkapital und Erwerbstätigenversicherung
Die vorige Koalition wollte mit dem Rentenpaket II das Rentenniveau von 48 Prozent bis 2039 festgeschrieben und will es durch einen Kapitalstock („Generationenkapital“) stützen.

Doch nach Regierungswechseln ist unklar, ob der Staatsfonds tatsächlich wie geplant speist. Kritiker sprechen bereits vom „stillen Tod der Aktienrente“.

Zeitgleich gewinnt die Idee einer Erwerbstätigenversicherung an Fahrt, die Beamte, Selbständige und Abgeordnete in die gesetzliche Rente einbeziehen würde – ein Schritt, den Gewerkschaften und Sozialverbände als Voraussetzung für mehr Gerechtigkeit fordern.

Der Blick nach vorn

Mit einem Mindestlohn von 12,82 Euro pro Stunde bleibt selbst Vollzeit-Beschäftigten weiterhin das Risiko einer Altersrente unterhalb der Armutsgrenze, wenn keine private Vorsorge hinzukommt.

Steigende Mieten, höhere Kassenbeiträge und ein Rentenwert, der die Teuerung nur teilweise ausgleicht, verschärfen den Druck. Ohne strukturelle Reformen bleibt die Rechnung des BMAS für viele mehr Hoffnung als Realität – und das Versprechen eines würdevollen Ruhestands rückt für Durchschnittsverdiener in Deutschland weiter in die Ferne.