Früher galt einmal. Wer in (Alters-) Rente geht, der hört auf zu arbeiten. Doch heute praktizieren immer mehr Menschen das Modell Rente und Arbeit – manche, weil sie es so wollen, andere, weil sie es müssen.
Leser fragen uns oft und auch sehr speziell danach, wie sinnvoll die Verbindung von Teilrente und Weiterarbeit ist, und ob ein Doppelverdienst für sie von Vorteil ist.
Jeder Mensch, der sich solche Fragen in den Jahren vor der Altersrente stellt, ist ein Individuum mit einer individuellen Situation, die sich nicht einfach auf andere übertragen lässt.
Doch es gibt einige Leitlinien, die Orientierung biieten. Wir von Gegen Hartz haben uns die rechtlichen Möglichkeit des Doppelverdiener-Modells genau angesehen und zeigen, wann es sich lohnt und worauf Sie dabei achten müssen.
Inhaltsverzeichnis
Seit 2023 kann unbegrenzt hinzuverdient werden
Seit Januar 2023 sind die Hinzuverdienstgrenzen für Altersrentner Geschichte. Sie können also soviel Geld durch Erwerbsarbeit beziehen, wie Sie wollen, ohne dass ihre Rente deswegen gekürzt wird.
Das ermöglicht es, ein reales doppeltes Einkommen durch Altersrente und Erwerbstätigkeit zu beziehen.
Reguläres Gehalt und Teilrente
Besonders attraktiv ist eine Möglichkeit für Arbeitnehmer, die als besonders langjährig Versicherte gelten. Diese können nämlich zwei Jahre vor dem Regelalter in den Ruhestand gehen, und das ohne Abzüge.
Die Voraussetzung ist, dass Sie 45 Jahre als Versicherter bei der Rentenkasse anerkannt bekommen. Sie können zugleich mit Arbeitsrechten wie denen auf Krankengeld, Arbeitslosengeld und Rentenbeiträgen weiterarbeiten. Sie müsssen dabei nur auf eins achten. Um mit den Arbeitnehmerrechten weiterzuarbeiten, muss es sich um eine Teilrente handeln.
Diese beträgt mindestens zehn Prozent der Rente, maximal 99,99 Prozent.
Ein volles Gehalt und eine so gut wie volle Rente zugleich
Es ist dann also möglich, ein volles reguläres Gehalt und außerdem eine (abgesehen von einer symbolischen Summe) volle Rente zu beziehen.
Die Teilrente muss beantragt werden
Die Teilrente müssen Sie bei der Rentenversicherung beantragen und angeben, wie hoch der ausgezahlte Prozentsatz sein soll.
Doppelverdienermodell nach 35 Jahren Wartezeit
Dieses Doppelverdienermodell ist auch möglich, wenn Sie 35 Jahre Wartezeit bei der Deutschen Rentenversicherung angerechnet bekommen.
Dann gelten Sie als langjährig Versicherter. In diesem Fall haben Sie Anspruch auf eine bis zu vier Jahren vorgezogene Altersrente.
Im Unterschied zur Frührente bei besonders langjährig Versicherten ist diese jedoch mit Abschlägen verbunden, und diese Abzüge von der monatlichen Rente betragen 0,3 Prozent – für den Rest ihres Lebens.
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Lohnt sich das Doppelverdienermodell?
Könenn Sie als besonders langjährig Versicherter zwei Jahre früher in den Ruhestand gehen, möchten gerne noch etwas arbeiten, und sind dazu auch gesundheitlich in der Lage? Dann ist das Doppelverdiener-Modell für sie optimal.
Sie haben so ein doppeltes Plus auf dem Konto.
Ein kräftiger Finanzschub
Sie können fast die volle Rente beziehen und außerdem weiter ihr reguläres Gehalt. Vor allem, wenn Sie in den Jahren vor der Rente gut verdienen, sorgen Sie so für einen ordentlichen Finanzschub vor der Regelaltersgrenze.
Fast 80 Euro Rentenerhöhung
Mehr noch: Sie sammeln sogar Rentenpunkte. In den zwei Jahren bis zur Regelaltersgrenze können Sie bei der Teilrente und einem Durchschnittsverdienst zwei Entgeltpunkte sammeln, und das bedeutet aktuell immerhin 78,64 Euro Rente mehr pro Monat.
Bei Abschlägen heißt es rechnen
Komplizierter wird es, wenn Sie eine vorzeitige Rente mit Abschlägen mit Teilrente und Doppelverdienermodell verbinden wollen.
Hier heißt es dann rechnen. Das Ergebnis ist für Sie nie so optimal wie bei einer abschlagsfreien Frührente für besonders langjährig Versicherte.
Sie können allerdings zumindest das lebenslange Minus durch die Abschläge abmildern, in manchen Fällen sogar ausgleichen.
Dazu lässt sich keine allgemeine Regel aufstellen, denn es kommt immer auf ihre indivdiuelle Situation an, verbunden mit dem prozentualen Anteil der Teilrente und der Höhe ihres Verdienstes.
Teilrente plus Arbeit mindert den Abschlag
Das Doppelverdienermodell mit Teilrente ist für Sie bei einer vorgezogenenen Altersrente in jedem Fall lukrativer als mit Abschlägen vorzeitig in Altersvollrente zu gehen und nebenbei zu arbeiten.
Weniger Minus ist auch ein Vorteil
Ihr Vorteil besteht darin, dass Sie Rentenpunkte sammeln. Während diese beim Doppelverdiener-Modell ohne Abschläge die Altersrente erhöhen, können Sie beim Modell mit Abschlägen das Minus abfedern.
Im Vergleich zu einer vorgezogenen Altersvollrente wird bei einer vorgezogenen Altersteilrente nur der Teil der Rente mit den Abschlägen verrechnet, den Sie in Anspruch nehmen.
Je besser Sie verdienen, umso weniger Minus durch die Abschläge haben Sie.
Doppelverdienermodell – Das Fazit
Das Doppelverdienermodell ist generell eine sinnvolle Option für Menschen, die vorzeitig die Altersrente antreten können und zugleich noch (teilweise) weiterarbeiten können und wollen.
Bei einer vorzeitigen Altersrente ohne Abzüge bietet der Doppelverdienst finanzielle Vorteile, auf die Sie nicht verzichten sollten.
Sowohl bei einer vorgezogenen Rente mit Abzügen wie bei einer vorgezogenen Rente ohne Abzüge ist das Modell Teilrente plus Erwerbsbeschäftigung erheblich profitabler als das Modell Vollrente plus Erwerbsbeschäftigung
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Dr. Utz Anhalt ist Buchautor, Publizist, Sozialrechtsexperte und Historiker. 2000 schloss er ein Magister Artium (M.A.) in Geschichte und Politik an der Universität Hannover ab. Seine Schwerpunkte liegen im Sozialrecht und Sozialpolitik. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Dokumentationen für ZDF , History Channel, Pro7, NTV, MTV, Sat1.