Krankengeld: Wie kann man die Reha verhindern?

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Krankengeld und Reha: Was tun, wenn die Krankenkasse zur Reha auffordert?

Beim Bezug von Krankengeld kommt es hรคufig vor, dass die Krankenkasse eine Reha-MaรŸnahme einfordert. Dies geschieht meist, wenn Versicherte lรคnger arbeitsunfรคhig sind. Aber warum?

Die Krankenkasse zahlt Krankengeld nur, wenn jemand aufgrund einer Erkrankung arbeitsunfรคhig ist.

Sollte die Erkrankung so schwerwiegend sein, dass sie zu einer Erwerbsminderung fรผhrt, fรคllt die Zustรคndigkeit von der Krankenkasse auf die Deutsche Rentenversicherung. Ziel der Reha ist es daher, die Erwerbsfรคhigkeit zu prรผfen und, wenn mรถglich, wiederherzustellen.

Was passiert, wenn ich der Aufforderung nicht nachkomme?

Wird der Reha-Antrag nicht innerhalb der vorgegebenen Frist (in der Regel zehn Wochen) gestellt, kann die Krankenkasse die Zahlungen des Krankengeldes einstellen.

Dieser Druck ist gesetzlich gedeckt und macht die Situation fรผr Betroffene oft belastend. Wichtig ist zu wissen, dass die Reha-Aufforderung nicht willkรผrlich ist, sondern Teil des Sozialrechts und darauf abzielt, den Gesundheitszustand und die Erwerbsfรคhigkeit der Versicherten zu klรคren.

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Was genau passiert wรคhrend einer Reha?

Nach erfolgreichem Antrag dauert es in der Regel einige Monate, bis die Reha-MaรŸnahme beginnt. Sie wird hรคufig stationรคr durchgefรผhrt und dauert etwa drei Wochen. Wรคhrend der Reha durchlaufen die Patienten verschiedene medizinische und therapeutische Anwendungen. Am Ende wird ein sogenannter Entlassungsbericht erstellt.

Dieser Bericht ist sehr wichtig, da er Aussagen zur Erwerbsfรคhigkeit enthรคlt, insbesondere zur Frage, ob der Betroffene in der Lage ist, mindestens drei Stunden tรคglich zu arbeiten.

Welche Konsequenzen kann die Reha haben?

Je nach Ergebnis des Entlassungsberichts kรถnnen verschiedene Szenarien eintreten:

  • Erhalt des Krankengeldes: Ist die Arbeitsfรคhigkeit noch eingeschrรคnkt, bleibt die Krankenkasse weiterhin zustรคndig.
  • รœbergang in Erwerbsminderungsrente: Stellt sich heraus, dass der Betroffene langfristig weniger als drei Stunden tรคglich arbeitsfรคhig ist, kรถnnte die Deutsche Rentenversicherung eine Erwerbsminderungsrente gewรคhren.
  • Wiedereingliederung in den Beruf: Bei positiver Prognose wird versucht, den Patienten schrittweise an den Arbeitsalltag heranzufรผhren.

Kann ich mich gegen die Reha wehren?

Grundsรคtzlich ist die Reha-Aufforderung bindend. Ein Verzicht ist nur mรถglich, wenn die Reha medizinisch nicht ratsam ist. Dies muss durch einen รคrztlichen Bericht belegt werden, der eindeutig darlegt, dass eine Reha den Gesundheitszustand verschlechtern wรผrde. Ohne eine solche Bescheinigung ist es kaum mรถglich, der Aufforderung zu entgehen.

Was tun, wenn das Krankengeld auslรคuft?

Nach 78 Wochen endet der Anspruch auf Krankengeld. In solchen Fรคllen wird es besonders kompliziert. Ab diesem Zeitpunkt greifen Regelungen wie Arbeitslosengeld oder Erwerbsminderungsrente. Eine frรผhzeitige Beratung, z. B. durch Sozialverbรคnde oder Fachanwรคlte fรผr Sozialrecht, kann hier entscheidend sein.

Wie sollte ich vorgehen?

  • Reha-Antrag stellen: Halte dich an die vorgegebenen Fristen, um finanzielle Nachteile zu vermeiden.
  • ร„rztliche Beratung einholen: Besprich mit deinen ร„rzten, ob eine Reha sinnvoll ist und ob medizinische Grรผnde gegen die MaรŸnahme sprechen.
  • Beratung suchen: Nutze die Unterstรผtzung von Sozialverbรคnden wie dem SoVD, die Erfahrung mit solchen Fรคllen haben.
  • Planung fรผr die Zeit nach dem Krankengeld: Denke frรผhzeitig รผber die Optionen nach, falls das Krankengeld auslรคuft.

Ein Praxisbeispiel: Max Mรผller und die Reha-Aufforderung

Max Mรผller, 48 Jahre alt, arbeitet seit รผber 20 Jahren als Facharbeiter in einem Maschinenbauunternehmen. Nach einem schweren Bandscheibenvorfall im unteren Rรผckenbereich ist er seit drei Monaten krankgeschrieben. Die Schmerzen schrรคnken ihn im Alltag stark ein, und die ร„rzte sehen derzeit keine Mรถglichkeit, dass er in absehbarer Zeit wieder an seinen Arbeitsplatz zurรผckkehren kann.

Die Krankenkasse fordert einen Reha-Antrag

Nach etwa zehn Wochen im Krankengeld erhรคlt Max einen Brief von seiner Krankenkasse. Darin wird er aufgefordert, innerhalb von zehn Wochen einen Antrag auf medizinische Reha bei der Deutschen Rentenversicherung zu stellen. Max ist verunsichert.

Er fragt sich, ob er damit seine finanzielle Sicherheit aufs Spiel setzt, ob er mรถglicherweise als erwerbsgemindert eingestuft wird und was das fรผr seine Zukunft bedeutet. Er sucht Rat bei seinem behandelnden Arzt und kontaktiert zusรคtzlich den Sozialverband.

Beratung durch einen Sozialverband

In einem Beratungsgesprรคch wird Max erklรคrt, warum die Krankenkasse diesen Schritt einleitet. Der Sozialverbands-Experte erlรคutert, dass die Krankenkasse prรผfen mรถchte, ob eine Erwerbsminderung vorliegt, um die Zustรคndigkeit an die Rentenversicherung abzugeben.

Gleichzeitig wird Max darauf hingewiesen, dass er den Antrag unbedingt fristgerecht stellen sollte, da sonst das Krankengeld eingestellt wird. Gemeinsam mit dem Berater fรผllt Max den Reha-Antrag aus und reicht ihn bei der Deutschen Rentenversicherung ein.

Die Reha-MaรŸnahme

Nach drei Monaten erhรคlt Max eine Einladung zu einer stationรคren Reha-MaรŸnahme in einer spezialisierten orthopรคdischen Reha-Klinik. Dort verbringt er drei Wochen, in denen er verschiedene Therapien durchlรคuft: Physiotherapie, Rรผckenschule, Ergonomieberatung und Schmerztherapie. Die ร„rzte und Therapeuten versuchen, seine Mobilitรคt zu verbessern und ihn auf eine mรถgliche Rรผckkehr in den Beruf vorzubereiten.

Am Ende der MaรŸnahme wird ein Entlassungsbericht erstellt. Darin wird festgestellt, dass Max derzeit nicht in der Lage ist, seine bisherige Tรคtigkeit im Maschinenbau auszufรผhren. Es wird jedoch auch betont, dass mit weiteren Behandlungen und einer beruflichen Umschulung seine Arbeitsfรคhigkeit wiederhergestellt werden kรถnnte.

Die Konsequenzen

Mit dem Entlassungsbericht wendet sich Max erneut an den Sozialverband. Dort wird ihm erklรคrt, dass er zunรคchst weiterhin Krankengeld beziehen kann, wรคhrend er sich um die nรคchsten Schritte kรผmmert. Gleichzeitig empfiehlt der Bericht eine stufenweise Wiedereingliederung in den Beruf oder eine Prรผfung von UmschulungsmaรŸnahmen durch die Rentenversicherung. Max entscheidet sich, diese Empfehlungen umzusetzen, da er langfristig wieder arbeiten mรถchte.