Eine Rente mit 67 sei kรผnftig nicht mehr finanzierbar, sagt die Wirtschaftsweise Veronika Grimm. Stattdessen solle der Renteneintritt an die steigende Lebenserwartung gekoppelt werden. 20 Prozent der Menschen erreichen ein hรถheres Rentenalter nicht und sterben vor dem 69. Lebensjahr, warnt hingegen Dietmar Bartsch von den Linken.
Wirtschaftsweise: Rente mit 67 sei nicht mehr finanzierbar
Zur Finanzierbarkeit des Rentensystems meldet sich Veronika Grimm, Mitglied des Sachverstรคndigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, mit einem Vorschlag zu Wort.
Die Wirtschaftsexpertin plรคdiert fรผr eine Neuausrichtung der Rentenpolitik, die sich an der steigenden Lebenserwartung orientiert und eine automatische Anpassung des Renteneintrittsalters vorsieht.
Unter dem Titel “Rente mit 67? Das sei in Zukunft nicht mehr zu finanzieren”, warnt Wirtschaftsweise Veronika Grimm vor den Herausforderungen, die das aktuelle Rentensystem mit sich bringt.
Grimm schlรคgt vor, das Renteneintrittsalter zukรผnftig an die steigende Lebenserwartung zu koppeln. Sie รคuรerte sich dazu in einem Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe:
Rente an die Lebenserwartung koppeln
“Man sollte die Regelaltersgrenze fรผr den Renteneintritt an die Lebenserwartung koppeln. Man sollte die Regelaltersgrenze fรผr den Renteneintritt an die Lebenserwartung koppeln. Die Formel in Zukunft kรถnnte sein: Nimmt die Lebenserwartung um ein Jahr zu, so wรผrden zwei Drittel des zusรคtzlichen Jahres der Erwerbsarbeit zugeschlagen und ein Drittel dem Ruhestand.”
Viele Menschen sterben vor dem Renteneintrittsalter
Dietmar Bartsch hรคlt dagegen. Nach seinen Angaben sterben 20 Prozent der Menschen vor dem 69. Lebensjahr. “Ich habe das faktenfreie Gerede รผber ein hรถheres Renteneintrittsalter satt.” Stattdessen schlรคgt Bartsch die Einfรผhrung einer abschlagsfreien Rente ab 65 oder ab 60 nach 40 Beitragsjahren vor.
Stattdessen eine Rentenreform fรผr alle
Um die Rente weiter finanzieren zu kรถnnen, mรผsse eine “groรe Rentenreform” umgesetzt werden. Diese sehe vor, dass alle Bundesbรผrger in die gesetzliche Rente einzahlen. Auch Beamte, Abgeordnete und Selbststรคndige sollten laut Bartsch einzahlen, um die Rente fรผr alle Menschen in Deutschland zu sichern.
Die Idee, das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung zu koppeln, stammt nicht nur von Veronika Grimm. Auch die CDU hat jรผngst im Rahmen der Erarbeitung eines neuen Grundsatzprogramms eine รคhnliche Diskussion angestoรen. Steigende Lebenserwartung und demografischer Wandel seien “Faktoren, die eine รberprรผfung und gegebenenfalls Anpassung der Rentenpolitik erforderlich machen”.
Bartsch rechnete vor: 20 Prozent der Rentnerinnen und Rentner werden nicht 69 Jahre alt. 17 Prozent sterben vor dem 67. Lebensjahr und 15 Prozent erreichen nicht einmal das 65. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion hervor.
Tatsรคchlich erreichen viele Menschen das Rentenalter nicht. Viele weitere Menschen kรถnnen aus gesundheitlichen oder altersbedingten Grรผnden ein so hohes Rentenalter nicht erreichen und mรผssen deshalb mit hohen Abschlรคgen vorzeitig in Rente gehen. Sie mรผssen also faktische Rentenkรผrzungen hinnehmen.
Rente wird von 65 auf 67 Jahre angehoben
Das derzeitige Rechtslage sieht bereits eine schrittweise Anhebung der Altersgrenze fรผr den Renteneintritt von 65 auf 67 Jahre ohne Rentenabschlรคge vor. Dies betrifft insbesondere die Jahrgรคnge ab 1964. Eine weitere Anhebung des Renteneintrittsalters hat die Ampelkoalition bislang ausgeschlossen.