Job kündigen wegen des Bürgergeldes? Witze gegen Stimmungsmache

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Falschinformationen über Leistungsberechtigte verbreiten Politiker, Arbeitgeber-Lobbyisten und BILD pausenlos. Sie gehen, so der Wirtschaftsexperte Marcel Fritzscher, “auf Stimmenfang (…), indem sie vulnerable Gruppen gegeneinander ausspielen und Bezieher von Bürgergeld stigmatisieren.”

Witze gegen absurde Hetze

Märchen wie die, dass immer mehr Menschen ihren Job kündigten, um “bequem” vom Bürgergeld zu leben, sind derart absurd, dass sie in sozialen Medien eine eigene Witzkultur ins Leben riefen.

“Dekadentes Bürgergeld”

So postete die Autorin Alla Leshenko auf Facebook: “Na, wer von euch hat schon seinen Job geschmissen, um spätrömisch-dekadent vom Bürgergeld zu leben? a) Natürlich ich! b) Alle, die ich kenne. c) Die Grünen sind schuld.”

“Lamborghini und Porsche”

Ein Leser kommentiert: “Meinen Lamborghini kann ich nur in Raten vom Bürgergeld abzahlen! So üppig ist das nicht!” Ein anderer “widersprach”: “Ich bezahle den Unterhalt von meinem Porsche immer damit. Klappt perfekt.”

“Die Ärmsten als Sündenböcke

Ein Jens S. gibt eine ernsthafte Antwort: “Ich finde es vor allem so toll, wie die Logik immer so gedreht wird, wie es einem passt: Vor 20 Jahren waren die Arbeitslosen an der hohen Arbeitslosigkeit schuld. Heute (…) sind sie am Fachkräftemangel schuld.”

Den Grund für die Austauschbarkeit der Stimmungsmache gegen Leistungsberechtigte sieht er darin, “dass man immer strukturelle Probleme leugnet, weil man an die Strukturen nicht rangehen will, und dafür Sündenböcke sucht, die sich am schlechtesten wehren können.”

Am Ende zitiert er doch noch einen alten Witz, der die Selbstgefälligkeit der finanziell Saturierten auf die Spitze nahm: “Nach dem Motto: Eure Armut kotzt mich an.”

“Butler und Bürgergeld”

Eine Beate V. kommentiert: “Mein Butler, den ich (…) mitsamt den anderen Bediensteten (…) von meinem Bürgergeld entlohne, ist angewiesen, mich nicht mit derartigen Fragen zu belästigen.”

“Arbeit im Jobcenter”

Andere Witze in den sozialen Medien nehmen die Vorurteile gegen Leistungsberechtigte aufs Korn: “Ich kam gerade aus dem Jobcenter. Darauf sprach mich ein Mann an, wie faul ich sei und dass ich arbeiten soll, statt ein Schmarotzer zu sein. Ich arbeite im Jobcenter…”

“Regentonne als Vermögen”

Andere machen sich darüber lustig, mit welchen Konstruktionen das Existenzminimum kleingerechnet wird: “Jobcenterbroschüre empfiehlt Arbeitslosen Leitungswasser statt Mineralwasser? Irgendwann wird die volle Regentonne als Vermögen angerechnet.”

Die Realität sieht anders aus

Janina Lütt, die selbst von Armut betroffen ist, schrieb in der Wochenzeitung Freitag: “Wer (…) behauptet, das Bürgergeld sei ausreichend, den bitte ich, ein Jahr damit zu leben. Die sogenannte soziale Hängematte ist eine Erfindung von Menschen, die nie arm waren und so das neoliberale Weltbild fördern.

Armut bedeutet dauerhaft Stress. Armut ist ein Leben mit dauerhafter Mangelerfahrung. Sei es finanziell, gesellschaftlich oder seelisch.”

Humor ist, wenn man trotzdem lacht

Bürgergeld soll das Existenzminimum sichern für diejenigen, die dieses nicht aus eigenen Mitteln bestreiten können. Ein Leben nur mit dem nötigsten ist alles andere als witzig.

Satire entblößt die Hetzlügen gegen Leistungsberechtigte indessen in ihrer Absurdität und verfolgt den Grundsatz: “Humor ist, wenn man trotzdem lacht.”

Ist das Bürgergeld besser als Hartz IV?

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