Hitzeschutz für Obdachlose: So kannst Du jetzt helfen!

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Wer auf der Straße lebt, ist durch Hitzewellen besonderer Gefahr ausgesetzt. Nicht genug Flüssigkeit aufzunehmen und keinen kühlen Rückzugsort zu haben, kann zum Tod führen. Wir klären auf, wie Sie obdachlosen Menschen bei hohen Temperaturen sinnvoll Hilfe leisten können.

Was bedeutet Hitze für Obdachlose?

Die Auswirkungen von länger anhaltender Hitze auf Obdachlose sind der Medizin bekannt. Zu den Symptomen gehören Mangel an Flüssigkeit, Schwindel und Halluzinationen, Kreislaufzusammenbruch, Sonnenbrand und vermehrte Infektionen. Durchgeschwitzte Kleidung erhöht nicht nur die Infektionsgefahr, sie erschwert auch das Heilen bestehender Wunden. Sonnenbrand kann zu Hautkrebs führen

Wasser und Getränke

Im Unterschied zu Menschen, die eine Wohnung haben, ist für Obdachlose ein Zugang zu Leitungswasser problematisch. Fragt man Betroffene, was ihnen am meisten fehlt, dann sagen sie erstens Wasser, zweitens Wasser und drittens Wasser: Wasser zum Trinken, Wasser, um sich abzukühlen und Wasser, um verschwitzte Kleidung zu waschen.

Wenn sich in Ihrem Viertel an einem bestimmten Ort Obachlose treffen, dann können Sie auch mit Nachbarn und Bekannten größere Mengen Wasser einkaufen und dieses regelmäßig verteilen.

Außer Wassser sind geeignete Getränke Kräuter- und Früchtetee, stark verdünnte Fruchtsäfte und Brühen. Wenig geeignet sind stark gesüßte Drinks, Getränke mit viel Koffein sowie sehr kalte Flüssigkeiten.

Wassermangel und Suchtprobleme

Viele obdachlose Menschen sind suchtkrank. Im Zweifelsfall werden Alkoholkranke zuerst Alkohol kaufen, und dann Wasser. Alkohol hemmt die Freisetzung eines Hormons, mit dem der Körper die Rückgewinnung von Wasser aus der Niere steuert. Deshalb verstärkt Alkohol den Flüssigkeitsentzug.

Ersparen Sie sich “pädagogische” Vorträge nach dem Motto “Du kriegst nur dann einen Euro, wenn du dir Wasser dafür kaufst.” Erwerben Sie stattdessen selbst eine Wasserflasche und bieten Sie diese dem Betroffenen an. Er wird kaum Nein sagen. Falls er dies dennoch tut, dann akzeptieren Sie es. Liegt offensichtlich ein Notfall vor, dann verständigen Sie den Rettungsdienst.

Außer dem Wasser selbst ist auch ein verschließbarer Wasserbehälter als Hilfe geeignet, in dem das Wasser auch bei Hitze kühl bleibt. Zudem können Sie Obdachlose informieren, wo es in ihrer Stadt kostenlose Wasserspender gibt und sie auf Einrichtungen der Obdachlosenhilfe (zum Beispiel Diakonie) hinweisen, die kostenlos Wasser ausgeben.

Essen für die Hitze

Wasserreiches Obst und Gemüse wie Gurken und Wassermelonen, Orangen, Erdbeeren, Aprikosen oder Ananas versorgen den Körper zugleich mit Flüssigkeit, Vitaminen und Mineralstoffen. Beim Einkauf im Supermarkt an die Obdachlosen zu denken, die davor auf der Bank sitzen ist eine gute Idee.

Abkühlen mit Eiswürfeln

Obdachlose haben kein Tiefkühlfach. Sie hingegen können im Gefrierschrank Wasser in Eiswürfelformen einfrieren und die fertigen Eiswürfel an Obdachlose verteilen. Wer der Hitze ausgesetzt ist, für den ist es eine Wohltat, die Haut mit Eis einzureiben.

Sommertaugliche Kleidung

Obdachlose Menschen brauchen bei Hitze saubere leichte Kleidung. T-Shirts eignen sich zwar auch, besser sind aber luftige helle Baumwollhemden mit langen Ärmeln. Diese können Sie Betroffenen direkt anbieten oder an einer Sammelstelle abgeben.

Leinen, Baumwolle oder Seide kühlen den menschlichen Körper bei Hitze ab, sind atmungsaktiv und nehmen Feuchtigkeit auf. Ungeeignet sind Polyester, Fleece oder Nylon.

Haben Sie vom letzten Urlaub einen Sonnenhut herumliegen, einen Fächer oder eine Sammlung von Sonnenbrillen mit UV-Filter? Auch das hilft. Als Schuhe sind offene Sandalen geeignet.

Schatten ist lebenswichtig

Unterstützen Sie die Betroffenen dabei, einen kühlen Ort zu haben, an dem sie sich aufhalten können. Sie können zum Beispiel an einem bekannten Treffpunkt obdachloser Menschen ein Sonnentuch aufhängen oder den Wohnungslosen geben. Ein Sonnenschutz kann bereits ein alter Regenschirm sein.

Lassen Sie es nicht zu, wenn ohne Notwendigkeit obdachlose Menschen von schattigen Plätzen vertrieben werden.

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Verteilen Sie Sonnencreme

Wer immer unter freiem Himmel ist, braucht dringend Sonnencreme mit einem hohen Lichtschutzfaktor. Die kostet Geld, das Betroffene meist nicht haben.

Behälter für die Winterkleidung

Wer Stauraum in einer eigenen Wohnung hat, denkt an diesen Punkt nicht als erstes. Obdachlose Menschen haben Probleme, ihr weniges Hab und Gut unterzubringen. Sie können hier helfen, indem Sie ihnen einen Behälter für die Winterkleidung anbieten, zum Beispiel eine faltbare Box für Camping, einen Rucksack oder eine Sporttasche.

Körperpflege

Hygieneartikel für heiße Tage sind auch für obdachlose Menschen sehr wichtig. Kühlgels und feuchtigkeitsspendende Lotions wirken dem Austrocknen der Haut ebenso entgegen wie der Überhitzung des Körpers. Auch Erfrischungstücher und schweißstillendes Deodorant helfen.

Duschen

Wenn es bei Ihnen am Ort kostenlose Möglichkeiten für Obdachlose zum Duschen gibt, dann informieren Sie Betroffene darüber. Was auch helfen kann sind Solarduschen. Diese wiegen kaum etwas, haben einen flexiblen Schlauch, Duschkopf und Wasserbehälter. Gängige Modelle fassen circa 20 Liter Wasser, das sich durch die Sonne bis zu einer Temperatur von rund 50 Grad Celsius erwärmt. Eine solche Dusche können Sie bereits für weniger als zehn Euro erwerben und Obdachlosen schenken.

Woran erkennen Sie, dass jemand kollabiert?

Um zu erkennen, ob ein obdachloser Mensch kurz vor einem Kreislaufkollpas steht, achten Sie auf folgende Symptome: Krämpfe in Armen und Beinen, Schwindel, Schwächegefühl, Haut, die entweder sehr rot oder sehr blass ist, oder beides im Wechsel.

Was tun bei einem Notfall?

Wenn Sie sehen, dass jemand dabei ist, wegen Hitze zu kollabieren, dann führen Sie diesen Menschen als erstens in den Schatten. Bringen Sie dort den Oberkörper in eine erhöhte Position. Lockern Sie die Kleidung. Kühlen Sie den Betroffenen zum Beispiel mit feuchten Umschlägen um den Kopf oder rollen Sie eine Flasche mit eisgekühltem Getränk über die Schläfen. Geben Sie ihm Wasser zu trinken. Rufen Sie einen Notarzt.