Hartz IV: Verschwundene Unterlagen mit System?

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Überlastungssituationen führen zu "verschwundenen Unterlagen" in den Jobcentern
Immer wieder berichten Hartz IV Betroffene, dass ihre Unterlagen auf seltsame Weise verschwinden und angeblich postalisch nicht ankommen. Erwerbslosengruppen weisen daher seit Jahren daraufhin, alle eingereichten Unterlagen zu kopieren und diese per Bestätigung am Kundenschalter des Jobcenters abzugeben. Die Unterlagen sind dann per Bestätigung durch den Entgegennehmenden zu quittieren. Nur dann kann im Nachhinein nachgewiesen werden, dass es zu keinen Verzögerungen bei der Einreichung kam. Doch warum passieren diese Fälle so gehäuft in fast allen Jobcentern? Eine Blick in die internen Strukturen verrät einiges.

Ein Zeuge berichtet: „Hinter dieser Sache steckt System. Noch wärend meiner Hartz IV Zeit habe ich einen Bildungsgang zum Betriebswirt angefangen. Der Bildungsgang erfolgte in Abendschule. Hier haben auch 2 junge Damen teilgenommen, die zum damaligen Zeitpunkt bei der Arge befristet beschäftigt waren. Wir verstanden uns recht gut und so bekam man mit der Zeit auch einen Einblick hinter die Kulissen. Mir wurde berichtet, dass sich bei den Mitarbeitern der Arge die zu bearbeiteten Fälle stapelten. Bearbeitet werden können aber nur Fälle, deren Unterlagen komplett sind. So kam es schon einmal vor, dass Unterlagen "verschwunden wurden". Denn Fälle, deren Unterlagen nicht komplett waren, mussten auch nicht bearbeitet werden. So wurden die zu bearbeiteten Fälle auch weniger. Dieses Vorgehen war gängige Praxis. Solange auf den Unterlagen nicht vermerkt war, dass der Empfang bestätigt wurde, war die Gefahr groß, dass diese Unterlagen bei Bedarf verschwinden.“

Auch aus anderen Städten berichten Jobcenter-Mitarbeiter hinter vorgehaltener Hand, dass eine Vielzahl von zu bearbeitenen Fällen zu Überlastungssituationen führt. „Eine Kollegin von mir war oft krank, so dass ich die Fälle ebenfalls übernehmen musste, berichtet die Jobcenter-Mitarbeiterin Karin S. „Weil ich die Vielzahl der Anträge nicht mehr schaffte, verschaffte ich mir mit dem gängigen Trick der „verschwundenen Unterlagen“ ein wenig mehr Zeit“.

Das Nachsehen haben dann die Antragsteller, die dann noch länger warten müssen und teilweise in arge Bedrängnis kommen. Aus diesem Grund ist immer zu raten, die Unterlagen direkt und mit Quittieren abzugeben. Entsprechende Vordrucke gibt es hier, denn die Behörden kommen nicht von selbst auf die Idee, die Einreichung zu quittieren. Hier muss sehr oft selbst darauf hingewiesen werden. (sb)

Bild: ViennaFrame – fotolia

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