Erwerbsloseninitiative kritisiert Ein-Euro-Jobs im Theater der Keller
17.09.2014
Am Samstagabend stellten knapp 20 Mitglieder der Erwerbsloseninitiative „Die KEAs – Kölner Erwerbslose in Aktion“ die Verantwortlichen des freien Theaters in der Kleingedankstraße in Köln zur Rede. Hintergrund war die Beschäftigung von Ein-Euro-Jobbern und damit die aktive Unterstützung des Hartz IV-Systems durch das Theater.
Für ihre Aktion wählen die KEAs die 60-Jahrfeier der Schauspielschule des Theaters. Ab 19 Uhr traten die mit Theatermasken verkleideten Hartz IV-Kritiker in Aktion. Dabei übergaben sie ein Positionspapier der KEAs. Die Aktivisten kritisieren, dass das Theater der Keller, aber auch viele Häuser aus der freien Szene, das „günstige Personal“ (aus-)nutzt. Dadurch würde das Hartz IV-System unmittelbar gestützt, heißt es in einer Pressemitteilung der Erwerbsloseninitiative.
Der Theaterintendant Heinz Simon Keller stellte sich der Diskussion und erklärte, dass das Theater in Geldnot sei und es für die Ein-Euro-Jobber eine Wohltat sei, da diese sonst keinen Job hätten. „Als Positionierung reicht uns das nicht und wenn das Theater damit droht – wie gestern während des Gesprächs geschehen -, ohne 1-Euro-Jobber das Haus gar schließen zu müssen, dann warnen wir vor unüberlegten Argumentationen. 1-Euro-Jobs müssen der Kategorie ‘zusätzlich’ entsprechen und dürfen keine regulären Jobs oder notwendige Maßnahmen kompensieren. Sonst wären sie ohnehin illegal“, mahnen die KEAs in ihrer Mitteilung.
Hier das übergebene Positionspapier der KEAs:
"Mit Hartz IV wurden – gegen massive Proteste – die sogenannten 1-Euro-Jobs gesetzlich eingeführt.
Es handelt sich hierbei um Arbeitsverpflichtungen ohne Arbeitsvertrag, ohne Mitbestimmungsrechte, ohne gewerkschaftliche Vertretung und ohne Tarifverträge. Anstatt eines Lohns wird eine so genannte „Mehraufwandsentschädigung“ gezahlt.
Die KEAs vertreten hierzu folgende Position:
– 1-Euro-Jobs sind arbeitsmarkt- und sozialpolitischer Unsinn. Von ihnen ist weder eine Senkung der realen Erwerbslosigkeit zu erwarten noch eine bemerkenswerte Erhöhung der Vermittlungschancen. Es handelt sich um eine gigantische Verschwendung von Steuermitteln, die an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt werden könnten.
– 1-Euro-Jobs sind Zwangsdienste! Bei Verweigerung oder „mangelnder Kooperation“ durch die Betroffenen gibt es erhebliche Leistungskürzungen bei der Grundsicherung, die ein menschenwürdiges Leben erst recht unmöglich machen.
– 1-Euro-Jobs verdrängen reguläre Beschäftigung bzw. treten zu ihr in Konkurrenz, führen also zu MEHR Arbeitslosigkeit, entwerten das Ansehen erlernbarer Berufe und drücken das Lohnniveau.
– 1-Euro-Jobs sind nicht geeignet, qualitativ hohe Dienstleistungen zu gewährleisten. Die „JobberInnen“ sind im Spannungsfeld zwischen Arbeitszwang und mieser Bezahlung zu Recht unzufrieden und selten entsprechend ihrer Aufgaben beruflich ausgebildet.
– 1-Euro-Jobs sind zusammenfassend ein diskriminierendes „Erziehungs-Instrument“, das vorgibt, Menschen für einen Arbeitsmarkt „fit zu machen“, der als solches längst nicht mehr existiert. Darüber hinaus sind sie ein wirtschaftspolitischer Hebel zur Niedriglohn- und Mehr-Klassen-Gesellschaft. Wir lehnen die 1-Euro-Jobs deshalb entschieden ab ! (ag, kea)
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