Hartz IV: Offener Brief an Michael Glos

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Ihre Äußerungen über Hartz IV Empfänger. Offener Brief an den Bundeswirtschaftsminister Michael Glos, CSU

Sehr geehrter Herr Glos,
Mit Befremdung und großer Wut habe ich Ihre Äußerungen über Hartz IV – Empfänger aufgenomrnen. Es ist mir unverständlich, wie Sie, der Sie doch ein sehr hohes politisches Amt bekleiden und entsprechend in der Ölfentlichkeit stehen, derartige menschenverachtende Aussagen treffen und darnit pauschal alle Hartz lV – Empfänger aburteilen. Ich identifiziere mich keinesrvess damit. dass ich:

1. keine Bereitschaft habe eine Arbeitsstelle zu finden,
2. mich mit dieser Situation abfinde und darin eingerichtet habe,
3. den Hartz IV – Grundstock als völlig ausreichend ansehe,
4. mangelnde persönliche Qualifikationen aufweise-

Richtig ist viel mehr, dass ich (ich bin 50 Jahre alt ) nach einer soliden humanistischen Schulausbildung im Internat und einer anschliessenden kaufmännisch – technischen Ausbildung mit Studiurn umfangreiche Berufserfbhrung sammeln konnte, so dass ich das Risiko einer selbstständigen Tätigkeit nicht gescheut habe.

Diese Selbstständigkeit liegt schon 18 Jahre zurück und ich musste mein Unternehmen aufgeben, weil ich mich auf Anraten und Empfehlung meiner damaligen Bank einem Unternehmensberater anvertraut hatte, der sich später als Betrüger entpuppte, und kurz nachdem ich einen Schultitel erwirkt hatte, nahm er sich das Leben. Ich blieb nun auf vielen Hunderttausend DM sitzen und in den Jahren danach habe ich nie den Kopfin den Sand gesteckt, sondern die entstandenen Schulden haben meine Frau und ich auf Heller und Pfennig bezahlt. Es kam uns nie in den Sinn in dieser Situation unseren Staat in die Pflicht zu nehmen ( beispielsweise
durch Leistung eines Offenbarungseides).

Ausdauer, Fleiß und die Bereitschaft permanent berufliche Fort- und Weiterbildungen durchzufiihren belohnten mich mit Managementpositionen in rnittelstandischen lndustrieunternehmen, wo ich viele Jahre mit großer Freude meine Arbeit geleistet
habe. Dann habe ich meinen Job unverschuldet zum 31.01.2006 verloren. Durch die schwierige Arbeitsmarktsituation einerseits. gesundheitsbedingle Probleme andererseits ( ich musste mich 2006 einer Tumoroperation unterziehen ) ist es mir nicht gelungen innerhalb kurzer Zeit beruflich wieder Fuß zu fassen.

So bin ich seit dem l. Februar des Jahres Hartz IV – Empfänger. Ich möchte nochmals betonen, dass ich mich keinesfalls aufgegeben habe (inzwischen ist Bewerbung 301 auf dern Weg !! ), durchschnittlich zrvei Vorstellungsgespräche pro Monat verringern
die ohnehin kleine staatliche Zuwendung.

Ich bin froh meine liebe Frau an meiner Seite zu haben sowie einen Freundeskreis, der mich so gut es geht dahingehend unterstützt wieder auf die Beine zu kommen, unsere Politik hat es nämlich nicht geschafft.

Ich empfinde Ihre Äußerungen geradezu als einen Skandal und nach meinem bisherigen kämpferischen, immer nach vorn schauenden Leben haben Sie mich damit zutiefst beleidigt. Schämen Sie sich Sich! Ich verlange von lhnen, dass Sie sich bei mir persönlich fur die Beleidigungen entschuldigen.
Mit freundlichen Grüßen, Martin Nowak

(Eine Leserbeitrag von Martin Nowak, 20.11.07)

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