Eine Wissenschaftsstudie zeigt, dass überhöhte Anforderungen der Jobcenter die Erwerbslosigkeit verlängern
21.06.2011
Laut einer wissenschaftlichen Studie von Dresdener und Leipziger Forschern sind die gestellten Anforderungen der Jobcenter an Hartz IV Bezieher oftmals unrealistisch und zuweilen sogar gesundheitsgefährdend. Erwerbslose werden vielmals dazu angehalten viele Bewerbungen schreiben, über eine hohe Arbeitsorientierung zu verfügen, eine starke Konzessionsbereitschaft an den Tag legen und zudem auch noch Optimismus zeigen. Wer die vorgegebenen Bemühungen nicht einhält, wird sanktioniert. Das sind falsche Anforderungen, wie die Prof. Dr. Gisela Mohr vom Institut für Psychologie II der Universität Leipzig in dem Resümee schreibt. Denn dadurch könnte erst eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt werden.
Laut der Studienergebnisse werden Hartz IV Bezieher häufig von ihrem Sachbearbeiter dazu aufgefordert, eine möglichst hohe Stückzahl an Bewerbungen vorzulegen. Das müssen viele Betroffene auch dann tun, wenn eigentlich die Bewerbungschancen als sehr gering einzuschätzen sind. Hieraus resultieren kontinuierliche Negativerlebnisse, die im Nachgang das Selbstwertgefühl massiv schädigen. Nach Ansicht der Wissenschaftler beginnt hierdurch ein Teufelskreis. Durch die emotionalen Demütigungen werden die gesundheitlichen Voraussetzungen für die Aufnahme einer Arbeitstätigkeit quasi ruiniert.
Ist der Betroffene- wie vom Jobcenter vielmals gewünscht – zu sehr hohen Zugeständnissen bereit, könnte „potenziell die Gefahr einer beschleunigten Abwärtsspirale“ bestehen, da ein erheblicher Anteil der Vermittelten innerhalb eines Jahres wieder erwerbslos werden, so Mohr. Demnach ist eine hohe Konzessionsbereitschaft und Arbeitsorientierung ein hoher Risikofaktor für das Wiedererlangens eines Jobs. Eine erfolgreiche Bewältigung der Arbeitslosigkeit funktioniert so nicht, argumentieren die Forscher. Die Studie wurde durch den Verlag Pabst aus Lengerich (Nordrhein-Westfalen) veröffentlicht. (sb)
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