Hartz IV: Hotels wegen Corona-Auszeit für Familien überlastet

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Als Teil des „Corona-Aufholpakets“ hat die Bundesregierung 50 Millionen Euro für die „Corona-Auszeit für Familien“ aufgebracht, eine 90-prozentige Übernahme der Unterkunft und Verpflegung für eine Woche Urlaub in Deutschland. Weitere Kosten sowie An- und Abreise müssen die Familien selbst bezahlen. Antragsberechtigt sind 2021 und 2022 Familien mit mindestens einem minderjährigen Kind, die unter der Einkommensgrenze der Sozialhilfe-Regelsätze bleiben oder in denen ein Familienmitglied von einem Behinderungsgrad von 50 oder mehr betroffen ist. Die Nachfrage ist groß und die Hotels sind völlig überfordert, wie sich jetzt herausstellt.

Hotels wurden von Corona-Auszeit überrumpelt

Einen Monat nach Start des Programms weiß das Bundesfamilienministerium nicht, wie groß die Nachfrage tatsächlich ist, doch viele der bisher beteiligten fast 90 Hotels berichten von einem regelrechten Ansturm, auf den sie nicht vorbereitet waren, weil die „Corona-Auszeit“ ohne großen Vorlauf umgesetzt wurde. Auch Viele Betroffene berichten, dass es telefonisch sehr schwer ist, die Einrichtungen zu erreichen, bzw. sie von vielen keine Rückmeldung bekämen, weil diese offenbar überfordert seien.

Erst zwei Wochen nach Buchungsstart gab es für die teilnehmenden Unterkünfte eine Onlineveranstaltung, in der erläutert wurde, wie das Programm überhaupt umgesetzt werden solle. Außerdem müssen sie die bürokratische Antragsverwaltung übernehmen.

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Der Corona-Urlaub ist für viele Betroffene immer noch zu teuer

Der Umstand, dass vor allem die Anreisekosten von den Betroffenen selbst übernommen werden müssen, stellt jedoch eine große Hürde vor allem für Familien in Hartz IV und Grundsicherung dar. Bahntickets an weiter entfernte Orte können sie sich nicht leisten. Außerdem haben viele aktuell keine Chance, das Angebot wahrzunehmen, wenn sie nicht sofort eine Unterkunft gebucht haben.

„Die Maßnahme wurde sehr kurzfristig ins Leben gerufen. Ziel der Corona-Auszeit ist es, berechtigten Familien kurzfristig noch in diesem Jahr für die Herbstferien 2021 eine Erholung zu ermöglichen. Die Nachfrage nach der Corona-Auszeit ist in der Tat groß“. hieß es aus dem Bundesfamilienministerium.

Jetzt soll nachjustiert und weitere Unterkünfte in das Programm aufgenommen werden. Voraussetzung dafür ist, dass die Einrichtung gemeinnützig ist und ein Freizeitprogramm für Kinder und Eltern anbieten kann.

Bild: candy1812 / AdobeStock

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