REGELSรTZE & ARMUTSSTATISTIK
08.02.2018
Als statistische Armutsrisikogrenze gilt in der EU offiziell ein Schwellenwert von 60% des durchschnittlichen Median-Einkommens, was allerdings erst mit groรer zeitlicher Verzรถgerung zu ermitteln ist; hier die aktuellen Werte fรผr 2017 (Quelle: Wikipedia):
So unterschiedlich diese Messlatten auch sind, sie alle zeigen im Zeitverlauf klar eine zunehmende Armutsrisikoquote, wie die Bundesregierung im 5. Armuts- und Reichtumsberichtย auch einrรคumt.ย (รbrigens belegt derย WSI Verteilungsmonitor, dass speziell Migrant/innen hรคufiger von Armut bedroht sind als der Rest der Bevรถlkerung.) Man kann daraus die statistische โArmutslรผckeโ der neuen Hartz-IV-Regelsรคtze abschรคtzen, hier zurรผckhaltend und alles andere als โalarmistischโ errechnet auf Basis des nach Haushaltstyp differenzierten Mikrozensus. Diese Berechnungsweise folgt der DGB-Stellungnahme zum erwรคhnten Armuts- und Reichtumsbericht.
Da die Regelsรคtze jedoch auf der EVS basieren, allerdings mit vielen willkรผrlichen Streichungen, hรคtten wir durchaus auch von hรถheren Werten ausgehen und somit eine grรถรere Bedarfsunterdeckung belegen kรถnnen. Daher lรคsst sich unserer Berechnung
nicht entgegenhalten, es handle sich ja nur um das Risiko, arm zu werden, gar nicht um die Zwangslage, tatsรคchlich arm zu sein.
Die Hartz IV-Regelsรคtze alleine reichen also nicht aus, dem Armutsrisiko zu entgehen! Nur Mehrbedarfe schlieรen ggf. die โArmutslรผckeโ, und auch das nur in besonders gรผnstigen Fรคllen: Lediglich Alleinerziehende, und auch die nur solange das Kind nicht zur Schule geht, sind im Alg II-Bezug nicht gleich armutsgefรคhrdet.
Am grรถรten ist die Lรผcke zwischen Alg II und Armutsgrenze bei Alleinstehenden. Das gilt รผbrigens genauso fรผr die Sozialhilfe (Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung). Zum Vergleich wurde in der letzten Spalte dargestellt, was bei einer
alternativen (besseren) Bemessung der Regelsรคtze herausgekommen wรคre, gemรคร der Becker-Tobsch-Methodik BTM,ย siehe A-Info Nr. 181ย u.
Bei diesem Modell kรคmen am Ende noch weitere Mehrbedarfe hinzu, denn grundsรคtzlich kรถnnen pauschalierte Regelsรคtze natรผrlich nicht in jedem Einzelfall Armut wirksam verhindern. (aus A-Info 184)
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