Früher in Rente? Es gibt neun Wege, die eine vorzeitige Rente ermöglichen.
Inhaltsverzeichnis
1. Arbeitslosengeld als Brücke nutzen
Arbeitnehmer, die in den letzten zwei Jahren mindestens zwölf Monate sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren, haben Anspruch auf Arbeitslosengeld I (ALG I).
Vor allem für Berechtigte ab 58 Jahren kann dies ein strategischer Schritt sein, da sie ALG I bis zu 24 Monate beziehen können und in dieser Zeit die Agentur für Arbeit rund 80 Prozent der Rentenbeiträge übernimmt.
Wichtig: Eine Eigenkündigung führt zu einer Sperrfrist und verkürzt die Bezugsdauer.
2. Vorzeitige Rente mit Zuverdienst
Seit 2023 können Frührentner unbegrenzt hinzuverdienen, ohne dass ihre Rente gekürzt wird. Mit mindestens 35 Beitragsjahren können Sie bereits ab 63 Jahren eine vorgezogene Altersrente beziehen. Für jeden Monat, den Sie früher in Rente gehen, werden allerdings 0,3 Prozent Abschlag fällig.
Rechenbeispiel: Bei einer regulären Rente von 1.300 Euro und einem Abschlag von 14,4 Prozent (bei vier Jahren vorzeitigem Renteneintritt) erhalten Sie 1.112,80 Euro, können aber gleichzeitig weiterarbeiten und zusätzliches Einkommen generieren.
3. Frühzeitige und clevere Vorsorge
Investitionen in breit diversifizierte ETFs können langfristig attraktive Renditen erzielen. Schon 50 Euro monatlich können bei einer durchschnittlichen Rendite von sechs Prozent über 40 Jahre ein Kapital von etwa 81.000 Euro generieren. Alternative Anlageformen wie Immobilien, Aktien oder Sachwerte bieten zusätzliche Möglichkeiten, Ihr Vermögen zu vermehren.
4. Besondere Ansprüche nutzen
Mit mindestens 45 Beitragsjahren können Sie die “Rente für besonders langjährig Versicherte” in Anspruch nehmen und zwei Jahre früher abschlagsfrei in Rente gehen. Neben Pflichtbeiträgen aus sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung zählen hierzu auch Kindererziehungszeiten, Pflegezeiten und bestimmte ALG-I-Bezüge.
Für Menschen mit einem Behinderungsgrad von mindestens 50 Prozent gelten Sonderregelungen, die einen früheren Renteneintritt ermöglichen. Ab dem 62. Lebensjahr ist ein Renteneintritt mit Abschlägen möglich, während mit 65 Jahren eine abschlagsfreie Frührente gewährt wird.
5. Abschläge kalkulieren
Die Akzeptanz von Rentenabschlägen kann sinnvoll sein, um früher in den Ruhestand zu starten. Ein Beispiel: Bei einer monatlichen Rente von 1.200 Euro und einem Abschlag von 3,6 Prozent würde sich die Rente auf etwa 1.157 Euro reduzieren.
Denken Sie dabei langfristig. Die längere Bezugsdauer kann den finanziellen Nachteil der Abschläge oft ausgleichen.
6. Kontenklärung und Rentenansprüche optimieren
Stellen Sie sicher, dass alle relevanten Zeiten (Schul-, Studien-, Kindererziehungszeiten etc.) korrekt bei der Rentenversicherung erfasst sind.
Tipp: Die Anrechnung von Kindererziehungszeiten kann pro Kind bis zu drei Rentenpunkte bringen – das entspricht einer monatlichen Rentenerhöhung von rund 118 Euro.
7. Rentenpunkte kaufen
Um Abschläge auszugleichen oder die Rentenhöhe zu steigern, können Sie Rentenpunkte kaufen. Pro Rentenpunkt fallen 2024 rund 8.437 Euro an. Im Jahr 2025 wird ein Rentenpunkt 9.392 Euro kosten.
8. Arbeitszeitkonten flexibel nutzen
Ein Arbeitszeitkonto ermöglicht es, Überstunden oder nicht genutzte Arbeitszeit anzusparen und später in Freizeit oder als Gehaltsausgleich zu nutzen. Diese Konten ergeben mehr Flexibilität für Arbeitnehmer und gesteigerte Produktivität für Arbeitgeber.
9. Altersteilzeit als sanfter Übergang
Ab 55 Jahren können Sie Ihre Arbeitszeit schrittweise reduzieren. Zwei Modelle stehen zur Wahl: Blockmodell (Arbeitszeit wird halbiert) oder Gleichverteilungsmodell (eine Hälfte in Vollzeit, die andere Hälfte freigestellt). Das reduzierte Gehalt wird vom Arbeitgeber aufgestockt, sodass Sie mindestens 70 Prozent Ihres Nettolohns erhalten.
- Über den Autor
- Letzte Beiträge des Autors
Carolin-Jana Klose ist seit 2023 Autorin bei Gegen-Hartz.de. Carolin hat Pädagogik und Sportmedizin studiert und ist hauptberuflich in der Gesundheitsprävention und im Reha-Sport für Menschen mit Schwerbehinderungen tätig. Ihre Expertise liegt im Sozialrecht und Gesundheitsprävention. Sie ist aktiv in der Erwerbslosenberatung und Behindertenberatung.