Wenn Sie eine Erwerbsminderungsrente beantragen, entscheidet vor allem das medizinische Gutachten darรผber, ob die Rentenversicherung Ihnen eine Rente anerkennt oder nicht. Deshalb ist es fรผr sie von enormer Bedeutung, welche Kriterien ein fundiertes Gutachten erfรผllen muss, wie und ob Sie es beeinflussen kรถnnen und auf welche Punkte Sie achten mรผssen, um ein verzerrtes Gutachten anzuzweifeln.
Inhaltsverzeichnis
Welche Elemente enthรคlt das medizinische Gutachten?
In ein fundiertes Gutachten spielen unterschiedliche Faktoren hinein. Zum einen sind dies die bestehenden medizinischen Ergebnisse und Arbeitsunfรคhigkeitsbescheinigungen. Das sind gewissermaรen die harten Fakten.
Ebenso wichtig sind indessen ihre persรถnlichen Angaben und ihre Krankengeschichte, Aussagen von Zeugen wie Verwandten, Freunden, Bekannten und Kollegen.
Erst im Gesamtbild zeigt sich, ob Sie zum Zeitpunkt des Antrags voll oder teilweise erwerbsgemindert sind, also weniger als drei beziehungsweise sechs Stunden pro Tag arbeiten kรถnnen.
Gibt es nur ein Gutachten?
Eine Erwerbsminderung zu bewerten ist komplex. Nur selten reicht ein einzelnes Gutachten aus, um darรผber zu entscheiden. Das ist besonders bei eindeutigen kรถrperlichen Einschrรคnkungen der Fall.
Meist liegen jedoch bereits mehrere medizinische Gutachten vor, die unterschiedliche Bereiche der Leistungsfรคhigkeit erfassen. Zusรคtzlich beauftragt in der Regel das zustรคndige Sozialgericht einen weiteren Gutachter, um offene Fragen zu klรคren.
Wenn die Leiden, wegen denen sie eine Erwerbsminderung beantragen, unterschiedliche Bereiche des Kรถrpers und / oder der Psyche umfassen, dann bewerten jeweilige Fachรคrzte die Einschrรคnkungen in ihrem Gebiet.
Leiden Sie zum Beispiel unter Rรผckenbeschwerden infolge eines Bandscheibenvorfalls sowie an einer Arthrose im Knie und haben auรerdem wiederkehrende Depressionen? Dann mรผssten sowohl ein Orthopรคde / eine Orthopรคdin wie auch ein Psychiater / Psychotherapeut jeweils ein Gutachten schreiben, wie sich die entsprechenden Leiden auswirken.
Das Gutachten muss ein Mediziner ausstellen?
Ein Sachverstรคndigen-Gutachten hat nur dann Bedeutung, wenn ein Sachverstรคndiger es erstellt. Sachverstรคndige sind รrzte oder รrztinnen, und das in der Regel mit fachlicher Spezialisierung.
Allerdings spielen beim Bewerten einer Erwerbsminderung auch Gutachten Ihrer behandelnden Hausรคrzte oft eine erhebliche Rolle, auch wenn diese Allgemeinmediziner sind.
Denn diese kennen Ihren Krankheitsverlauf, sind mit Ihnen auf Tuchfรผhlung und kรถnnen so Details schildern, die den zugezogenen Spezialisten unbekannt sind.
Gutachten kรถnnen sich widersprechen
Eine Erwerbsminderung zu beurteilen ist nicht immer einfach. Verschiedene Gutachten kommen oft zu unterschiedlichen Ergebnissen โ aus diversen Grรผnden. Betroffene haben bisweilen den Verdacht, dass die im Auftrag der Rentenversicherung tรคtigen Sozialmediziner tendenziell zugunsten der Rentenversicherung urteilen und deshalb oft keine Erwerbsminderung erkennen, obwohl diese angebracht ist.
Das muss nicht immer nur ein subjektiver Eindruck sein. Richter an Sozialgerichten entscheiden in nicht wenigen Fรคllen gerade bei psychischen Erkrankungen zugunsten der Antragsteller, weil Einschรคtzungen der Sozialmedizin ihnen unglaubwรผrdig erscheinen.
Was sollte ein Gutachten enthalten?
Ein typisches Gutachten enthรคlt erstens die persรถnlichen Daten des Antragstellers, also Name, Geburtsdatum, Adresse und Kontaktdaten. Notwendig ist dann die Krankengeschichte. Diese sollte alle medizinisch wichtigen Geschehnisse umfassen, und dies in einer Chronologie, um den Verlauf der Krankheit zu beurteilen.
Auch Vorerkrankungen und frรผhere Verletzungen gehรถren zu dieser Krankengeschichte, und ebenso vergangene Ergebnisse medizinischer Untersuchungen und Therapien.
Die Befunde sind das Gerรผst
Der harte Kern eines Gutachtens sind schlieรlich die medizinischen Befunde auf der Basis รคrztlicher Untersuchungen und medizinischer Tests. Dazu kรถnnen auch Laborergebnisse und bildgebende Verfahren gehรถren.
Arbeitsunfรคhigkeitsbescheinigungen
Notwendig fรผr ein Gutachten sind zudem die Bescheinigungen zur Arbeitsunfรคhigkeit der letzten Monate oder sogar der letzten Jahre. Denn bei einer Erwerbsminderung geht es nicht nur und nicht einmal vorrangig um die Diagnose der jeweiligen Erkrankung.
Es geht vielmehr wesentlich um die Arbeitsfรคhigkeit. Wiederholte und lang anhaltende Arbeitsunfรคhigkeit wegen den Leiden, die der Erwerbsminderung zugrunde liegen, beeinflusst deshalb stark die medizinisch objektive Einschรคtzung.
Einschรคtzung der Berufsfรคhigkeit und der arbeitsbezogenen Einschrรคnkungen
Die Gutachter mรผssen die tatsรคchliche Berufsfรคhigkeit einschรคtzen. Dazu reicht es nicht, die Beschwerden und die Diagnose allein vorzulegen, sondern die Fachleute mรผssen die Fรคhigkeiten und Einschrรคnkungen im beruflichen Zusammenhang vorliegen.
Bei der Einschรคtzung der Erwerbsminderung ist dies ein bedeutendes Kriterium. Erwerbsminderung bedeutet nรคmlich, auf dem gesamten allgemeinen Arbeitsmarkt keine volle Leistung mehr erbringen zu kรถnnen.
Wenn Sie jedoch bestimmte Arbeiten noch in Vollzeit ausรผben kรถnnen, sind sie offiziell nicht erwerbsgemindert. Die Gutachter mรผssen also untersuchen, ob Sie fรผr bestimmte Arbeit noch tauglich sind.
Die Prognose
Eine Erwerbsminderung ist nur dann gรผltig, wenn der Zustand bereits seit mindestens sechs Monaten anhรคlt. Zudem spielt die Prognose รผber die Entwicklung der Krankheit hinein. Wenn die Heilung klar voranschreitet, dann bedeutet das zumindest, dass die Erwerbsminderung nur befristet gilt. Nach Ablauf der Frist mรผssen Sie einen Neuantrag stellen.
Ebenso gilt: Wenn die Prognose zeigt, dass eine Besserung nicht mรถglich ist, dann spricht das fรผr eine unbefristete Gewรคhrung der Rente.




