Bürgergeld: Der Stichtag entscheidet über die Höhe der Grundsicherung

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Beim Bürgergeld scheitern Ansprüche bisweilen nicht an der Höhe von Beträgen, sondern am Zeitpunkt ihres Zuflusses oder ihrer Verfügbarkeit. Das Jobcenter prüft strikt nach Stichtagen und legt diese häufig zu Ungunsten der Leistungsberechtigten aus. Wer den maßgeblichen Zeitpunkt nicht kennt, verliert Geld.

Der Stichtag bei der Antragstellung ist rechtlich ausschlaggebend

Für die Vermögensprüfung zählt allein der Tag der Antragstellung. Alles, was an diesem Tag vorhanden und verwertbar ist, fließt in die Berechnung ein, unabhängig davon, wofür das Geld gedacht war oder wann es ausgegeben wird. Spätere Ausgaben ändern an diesem Stichtag nichts.

Warum Einkommen anders bewertet wird als Vermögen

Einkommen zählt im Monat des tatsächlichen Zuflusses und mindert den Anspruch unmittelbar. Vermögen wird stichtagsbezogen bewertet und bleibt relevant, solange es rechtlich verwertbar ist. Diese klare Trennung verwischt das Jobcenter nicht selten und ordnet Beträge falsch zu.

Welche Stichtage sich negativ auswirken

Problematisch ist vor allem der Antragstag, weil an diesem Tag vorhandenes Geld vollständig als Vermögen zählt. Ebenso kritisch ist der Zuflussmonat von Einkommen, da selbst einmalige Zahlungen den Anspruch dieses Monats mindern. Nach Ablauf der Karenzzeit setzt das Jobcenter zudem einen neuen Stichtag für die Vermögensprüfung, der häufig zu unerwarteten Kürzungen führt.

Beispiele für fehlerhafte Vermögens- und Einkommensanrechnung

Geld auf dem Konto am Antragstag gilt als Vermögen, auch wenn es wenige Tage später für notwendige Ausgaben bestimmt ist. Eine Nachzahlung zählt als Einkommen des Zuflussmonats, selbst wenn sie sofort verbraucht wird. Darlehen werden häufig als eigenes Vermögen behandelt, wenn der Zuflusszeitpunkt nicht eindeutig belegt ist.

Das sind die häufigsten Fehler bei der Berechnung

Jobcenter setzen nicht selten falsche Stichtage an oder ordnen Zuflüsse dem falschen Monat zu. Darlehen behandeln sie wie eigenes Vermögen, private Verkäufe wie laufendes Einkommen. Besonders problematisch sind pauschale Bewertungen von Kontoauszügen über mehrere Monate ohne zeitliche Trennung.

Praxisbeispiel: Die verspätete Rechnung

Wolfgang stellt Anfang des Monats den Antrag auf Bürgergeld und verfügt an diesem Tag noch über 2.600 Euro auf dem Konto. Eine größere Rechnung begleicht er wenige Tage später. Das Jobcenter rechnet den Betrag vollständig als Vermögen an, weil er am Stichtag verfügbar war.

Praxisbeispiel: Der falsche Zuflussmonat

Kerstin erhält am Monatsende eine Nachzahlung ihres früheren Arbeitgebers. Sie verwendet das Geld im Folgemonat vollständig. Das Jobcenter ordnet den Betrag dennoch dem Zuflussmonat zu und kürzt rückwirkend die Leistung.

Praxisbeispiel: Das geliehene Geld

Melissa leiht sich kurz vor Antragstellung Geld für eine dringende Reparatur. Das Jobcenter wertet den Betrag als Vermögen, weil der Darlehensnachweis zunächst fehlt. Erst nach Vorlage der Vereinbarung entfällt die Anrechnung.

Warum Jobcenter Stichtage häufig falsch anwenden

Jobcenter arbeiten schematisch und greifen auf automatisierte Prüfungen zurück. Den konkreten zeitlichen Zusammenhang berücksichtigen sie dabei oft nicht. Die notwendige Einzelfallprüfung bleibt aus.

So können Sie die Stichtag-Falle vermeiden

Sie vermeiden Nachteile, indem Sie mögliche Zuflüsse frühzeitig kontrollieren und zeitlich einordnen. Prüfen Sie vor der Antragstellung, ob Nachzahlungen, Erstattungen, Bonuszahlungen oder private Rücküberweisungen anstehen, und klären Sie deren Zeitpunkt. Wer Zuflüsse kennt, kann Antrag, Ausgaben und Nachweise so abstimmen, dass Geld nicht am falschen Stichtag angerechnet wird.

Wie Sie Stichtagsfehler erkennen und vermeiden

Sie schützen Ihren Anspruch nur, wenn Sie Zuflüsse, Ausgaben und Zweckbindungen zeitlich eindeutig belegen. Kontoauszüge, Rechnungen und Verträge müssen den exakten Zeitpunkt zeigen. Unklare Zeiträume gehen regelmäßig zulasten der Leistungsberechtigten.

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Welche Rolle der Stichtag nach der Karenzzeit spielt

Nach Ablauf der Karenzzeit prüft das Jobcenter das Vermögen erneut und setzt einen neuen Stichtag. Vermögen, das zuvor unbeachtlich war, rückt dann wieder in den Fokus. Wer diesen Zeitpunkt übersieht, riskiert Kürzungen.

Das tun Sie, wenn das Jobcenter falsch rechnet

Prüfen Sie jeden Bescheid sofort und gleichen Sie Antragstag, Zuflussmonat und Vermögensstand ab. Schon ein falsches Datum führt zu spürbaren Kürzungen. Reagieren Sie frühzeitig.

Widerspruch gezielt und fristgerecht einlegen

Legen Sie fristgerecht Widerspruch ein und benennen Sie den konkreten Rechenfehler. Belegen Sie ihn mit Kontoauszügen, Verträgen oder Rechnungen, die den Zeitpunkt eindeutig zeigen. Ohne zeitliche Präzision bleibt der Widerspruch wirkungslos.

Unterlagen vollständig und zeitlich eindeutig vorlegen

Reichen Sie Unterlagen vollständig und klar datiert ein. Bestehen Sie auf der getrennten Prüfung von Einkommen und Vermögen. Pauschale Begründungen müssen Sie nicht hinnehmen.

Laufende Leistungen absichern, wenn das Jobcenter blockiert

Bleibt das Jobcenter trotz eindeutiger Nachweise bei seiner Rechnung, sichern Sie Ihre laufenden Leistungen ab. Andernfalls entstehen finanzielle Lücken. Fehler korrigieren Jobcenter häufig erst unter Druck.

Checkliste: Rechenfehler vermeiden

Achten Sie auf den korrekten Antragstag, vollständig abgebildete Kontozeiträume und die richtige Zuordnung von Zuflüssen. Prüfen Sie, ob Darlehen als solche behandelt werden und private Verkäufe nicht als Einkommen gelten. Kontrollieren Sie neue Stichtage nach der Karenzzeit.

FAQ: Der Stichtag beim Bürgergeld

Welcher Stichtag ist für Vermögen entscheidend?
Der Tag der Antragstellung oder der erneuten Vermögensprüfung nach der Karenzzeit.

Wann zählt Einkommen beim Bürgergeld?
Im Monat des tatsächlichen Zuflusses.

Ist der Bewilligungsbescheid maßgeblich?
Nein, maßgeblich sind Antragstag und Zuflusszeitpunkt.

Können spätere Ausgaben den Stichtag ändern?
Nein, entscheidend ist der Vermögensstand am Stichtag.

Wie lassen sich falsche Berechnungen korrigieren?
Durch Widerspruch mit zeitlich eindeutigen Nachweisen.