ALG II oder Praktikum nach Studium

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DGB legt erste Studie zu Praktika nach Uni-Abschluss vor

Praktika nach dem Studium sind zum Normalfall geworden. Das geht aus einer Studie im Auftrag der DGB-Jugend und der Hans-Böckler Stiftung hervor, die die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock am Donnerstag in Berlin vorgestellt hat.

Während die Anforderungen an Berufseinsteiger in den vergangenen Jahren immer höher geworden sind, sinkt die Bereitschaft vieler Arbeitgeber Hochschulabsolventinnen und -absolventen für ihre Arbeit auch fair und gerecht zu bezahlen. Trotz Flexibilität und Leistungsbereitschaft und guter Fach- und Fremdsprachenkenntnisse sieht die Zukunft einer steigenden Anzahl von Akademikerinnen
und Akademikern alles andere als rosig aus. Keiner Studierendengeneration wurde bisher der Berufseinstieg so schwer gemacht.
Auch wenn Universitäts- und Fachhochschulabsolventinnen und -absolventen immer noch zu den Privilegierten auf dem Arbeitsmarkt zählen, so sind auch sie zunehmend von prekärer Beschäftigung und Arbeitslosigkeit betroffen. Ein Studium garantiert heute keinen schnellen Übergang in eine qualifizierte, fair bezahlte Tätigkeit. Es ist keine Seltenheit mehr, dass auch nach dem Studium ein oder mehrere Praktika absolviert werden, die schlecht und schlimmstenfalls gar nicht entlohnt werden. "Generation Praktikum" oder auch "Generation prekär" – mit diesen Begriffen beschreibt man und beschreibt sich eine wachsende Anzahl von jungen Menschen unseres Landes, die eine staatliche Hochschule besucht und einen Universitätsabschluss in der Tasche haben.

37 Prozent nach Hochschulabschluss im Praktikum
Danach schließen 37 Prozent der Hochschulabsolventinnen und -absolventen ein Praktikum an, elf Prozent sogar ein zweites. Die Hälfte der Praktika ist unbezahlt. Durchschnittlich dauern die Praktika sechs Monate, zwei Drittel der Praktikantinnen und Praktikanten werden in dieser Zeit finanziell von ihren Eltern unterstützt, 40 Prozent müssen sich über einen Nebenjob finanzieren.

Die Hälfte der Befragten gab an, dass ihre Arbeit fest in der Unternehmensarbeit eingeplant war, lediglich bei 32 Prozent stand das Lernen im Vordergrund. Nur rund ein Drittel der Absolventinnen und Absolventen erhielt im Anschluss ein, wie auch immer geartetes, weiteres Beschäftigungsangebot.

Ingrid Sehrbrock sieht "dringenden politischen Handlungsbedarf". Sie forderte die Abgeordneten des Deutschen Bundestages auf, aus der anstehenden Anhörung zum Thema Praktika politische Konsequenzen zu ziehen. "Sorgen Sie dafür, dass Praktika wieder einen guten Ruf bekommen, als Zeit des Lernens und der beruflichen Orientierung. Arbeit dagegen muss angemessen entlohnt werden und berufliche Perspektiven bieten. Praktika müssen gesetzlich eindeutig als Lernverhältnis definiert, ihre Dauer auf drei Monate begrenzt werden," sagte Sehrbrock. Nach dem Studium sollten Praktika durch Berufseinstiegsprogramme ersetzt werden. (nach DGB, 04.02.07)