DGB Studie: Fast jeder zweite Hartz IV-Bezieher ist seit mindestens 50 Monaten auf die staatliche Leistung angewiesen
24.07.2013
Wie der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) informiert, ist fast jeder zweite Hartz IV-Bezieher im erwerbsfähigen Alter dauerhaft auf die staatliche Unterstützung angewiesen. Die Analyse der Daten der Arbeitsverhaltung hat zudem ergeben, dass der Anteil der Langzeit-Hartz-IV-Bezieher in Brandenburg am höchsten ist.
Viele Erwerbslose und Aufstocker sind dauerhaft auf staatliche Leistungen angewiesen
Trotz der guten Wirtschaftslage beziehen rund zwei Millionen Deutsche dauerhaft Leistungen nach SGB II. Zwar ist die Zahl der Hartz IV-Bezieher gegenüber dem Jahr 2005 gesunken, im Vergleich zu den Erwerbslosen, die Arbeitslosengeld I (ALG I) beziehen, ist der Rückgang jedoch bescheiden. Wie die „Rheinische Post“ berichtet, sank diese Zahl um mehr als die Hälfte, was letztlich dazu führt, dass der Anteil der Hartz IV-Bezieher an der Gesamtzahl der Arbeitslosen deutlich gestiegen ist. „2005 wurden 57 Prozent der Arbeitslosen von Hartz IV-Trägern betreut gegenüber fast 70 Prozent heute", zitiert die Zeitung Wilhelm Adamy, Arbeitsmarktexperte des DGB, aus der neuen Studie. „Einem Großteil der Hilfeempfänger gelingt es nicht, den Hilfebezug längerfristig zu überwinden." Viele würden immer wieder in Hartz IV rutschen.
Das betrifft nicht nur die offiziell Erwerbslosen sondern auch die Menschen, deren Arbeitslohn nicht ausreicht, um davon zu leben. Sie sind auf aufstockende Hartz IV-Leistungen angewiesen, obwohl sie arbeiten. Jüngst ergab eine Berechnung des Arbeitsmarktforschungsinstituts IAB, dass derzeit rund 1,3 Millionen Menschen als Aufstocker Hartz IV erhalten. Ebenso werden diejenigen, die zur Schule gehen, eine Ausbildung absolvieren oder eine Fördermaßnahme erhalten, nicht als erwerbslos gezählt. Auch Menschen, die Kinder oder Angehörige betreuen, können nicht arbeiten und fallen somit aus den offiziellen Arbeitslosenzahlen heraus. Dabei ist ihr Anteil an den Hartz IV-Beziehern der „Rheinischen Post“ zufolge deutlich höher als die Zahl der offiziell Erwerbslosen.
Insgesamt erhielten 6,1 Millionen Bürger im vergangenen Jahr Hartz IV-Leistungen. Davon seien laut 4,4 Millionen Leistungsberechtigte im erwerbsfähigen Alter gewesen. Mehr als zwei Drittel davon hätten in den letzten zwei Jahren für mindestens 21 Monate Leistungen nach SGB II bezogen, so die Zeitung. Knapp die Hälfte aller Hartz IV-Bezieher im erwerbsfähigen Alter stünde seit 50 Monaten oder länger in dauerhaftem Leistungsbezug. Während in Bayern und Baden-Württemberg 37 Prozent der Hartz-IV-Empfänger in diese Gruppe fielen, belege Brandenburg mit 73 Prozent den Spitzenplatz. Im Schnitt erhalten 46 Prozent der Leistungsberechtigten für mindestens 50 Monate Hartz IV.
Die Zahlen zeigen, wie es schwer es ist, den Hartz IV-Bezug zu überwinden. Laut der IAB-Studie sind bei den Aufstockern häufig die fehlende oder mangelnde Qualifikation sowie gesundheitliche Einschränkungen Ursache dafür, dass viele nur gering bezahlte (Teilzeit-)Tätigkeiten ausüben können. (ag)
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