Protest im Jobcenter gegen Hartz IV-Sanktionen

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Bรผrger demonstrieren gegen Hartz IV Sanktionen im Jobcenter

13.03.2013

Das Hartz IV-System schlรคgt zu, egal zu welcher Zeit. Diese bittere Erfahrung musste auch Bert Neumann* aus Forst (Lausitz) machen. Kurz vor dem Weihnachtsfest wurde ihm durch das zustรคndige Jobcenter mitgeteilt, dass ab Neujahr 2013 die Hartz IV Leistungen fรผr drei Monate auf Null gekรผrzt sind. Diese Sanktion bedeutet, dass er beispielsweise laufende Kosten fรผr Internet, Strom, Gas und Wasser nicht mehr begleichen kann. Auch die Mietkosten sollen fรผr diesen Zeitraum nicht mehr gezahlt werden. Einzig und allein ein Lebensmittelgutschein steht dem Betroffenen zur Verfรผgung, damit er einmal im Monat einen Einkauf im Supermarkt erledigen kann, um nicht einen Hungertod zu erleiden.

Was muss ein Menschen "verbrochen" haben, um so gestraft zu werden?
Das Jobcenter straft demnach mit Verschuldung, Hunger und Obdachlosigkeit. Was muss ein Menschen getan haben, um derart unmenschlich abgestraft zu werden? Im letzten Jahr hatte Bert zum dritten Mal die identische โ€žQualifizierungsmaรŸnahmeโ€œ von Seiten des Jobcenters aufoktroyiert bekommen. In diesem Kurs sollte er Basics wie โ€žWie gehe ich mit einer Maus umโ€œ erlernen. Dabei kennt er sich schon bestens mit Computern aus. Anfang November fehlte Bert Neumann krankheitsbedingt und konnte keinen Krankenschein vorzeigen.

Bert Neumann leiden seit Jahren an der chronischen Magen-Darm-Erkrankung Morbus Chron. Die Krankheit tritt immer wieder in Schรผben auf und ist mit starken Schmerzen und รœbelkeit, Durchfall und Erbrechen verbunden. In Forst herrscht ein regelrechter ร„rztemangel. Neue Patienten mit dieser Krankheit werden derzeit nicht aufgenommen. ร„rzte, die Herrn Neumann behandeln, sind in Cottbus und in Berlin. Wenn er jedoch die Schรผbe hat, sind die ร„rzte nicht erreichbar. Zudem unterliegt Bert Neumann einer sogenannten Residenzpflicht und darf seinen Heimatort nicht ohne Genehmigung des Jobcenters verlassen.

"Wir lassen uns das nicht mehr gefallen"
Doch Bert Neumann ist nicht allein. Ein groรŸes Unterstรผtzerteam hat sich seiner angenommen. Gemeinsam nehmen sie die Behรถrdenwillkรผr und Unmenschlichkeit nicht mehr hin. Am Dienstag den 12. Mรคrz sind รผber 25 Menschen in das Jobcenter von Forst gegangen, um gegen die unmenschliche Sanktionierung von Bert Neumann zu demonstrieren. โ€žDie Missachtung der Menschenwรผrde betrifft uns alleโ€œ, begrรผndeten die Unterstรผtzer ihre Aktion. โ€žKeiner soll alleine gelassen werdenโ€œ. Auf ihren Jacken trugen sie die Aufschrift โ€žWir sind Bert Neumannโ€œ. Eine Aktion, die auch in anderen Orten unbedingt Schule machen sollte. Mehr รผber den Unterstรผtzerkreis findet sich hier. (wm)

* Der Betroffene will nicht mit seinem realen Namen in der ร–ffentlichkeit genannt werden.