Die Rente stößt in Deutschland an Grenzen: sinkendes Rentenniveau, wachsende Beitragslast und demografischer Druck. Ein Blick nach Österreich, Norwegen, der Schweiz, Dänemark und Schweden zeigt, wie Nachbarn stabile oder sogar höhere Alterseinkünfte sichern – vom Inflationsausgleich bis zum Billionen-Fonds.
Inhaltsverzeichnis
1 | Warum der Vergleich lohnt
Alle untersuchten Staaten stehen vor dem gleichen Grundproblem: immer mehr Ruheständler treffen auf immer weniger Beitragszahler. Trotzdem erzielen sie teils deutlich bessere Ersatzquoten als Deutschland. Ihre Rezepte unterscheiden sich, doch sie liefern konkrete Hebel, die auch hierzulande wirken könnten.
2 | Österreich: Einheitliche Kasse, automatischer Inflationsschutz
Österreich koppelt Renten jährlich an die Teuerung. 2024 stiegen die Bezüge um 9,7 Prozent, 2025 folgt ein Plus von 4,6 Prozent – und zwar für alle, nicht nur für Bestandsrentner.
Alle Erwerbstätigen – Angestellte, Selbstständige und Beamte – zahlen in dieselbe Pflichtversicherung. Der Beitragssatz liegt bei 22,8 Prozent; Arbeitgeber tragen etwas mehr als die Hälfte.
Der Lohn für die breite Finanzierung: durchschnittlich rund 80 Prozent des letzten Bruttoeinkommens als Pension. Wer das System kritisiert, verweist auf die Belastung für Beschäftigte und darauf, dass Ruheständler ihre Pension bereits heute voll versteuern.
3 | Norwegen: Öl-Dividende für die Ewigkeit
Norwegens Rentengarantie deckt das Existenzminimum ab, darüber hinaus gibt es einkommensabhängige Bausteine und verpflichtende Betriebsrenten. Die staatlich garantierte Grundpension liegt aktuell bei umgerechnet knapp 1 600 Euro brutto im Monat.
Finanzieller Rückhalt ist der Government Pension Fund Global, dessen Vermögen Ende 2024 die Marke von 20 Billionen Kronen (≈ 1,8 Billionen €) überschritt. Selbst nach Kursverlusten im ersten Quartal 2025 verwaltet der Fonds noch über 18,5 Billionen Kronen.
Die Renditen des Fonds fließen nicht direkt in die Rentenkasse, sie stabilisieren aber langfristig den Staatshaushalt – und damit die Rentengarantien.
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4 | Schweiz: Das Drei-Säulen-Modell
Die Eidgenossen verteilen das Risiko:
- AHV deckt den Grundbedarf; die Maximalrente steigt 2025 auf 2 520 CHF (≈ 2 580 €) pro Monat.
- Berufliche Vorsorge (BVG) sichert den Lebensstandard; Beiträge sind für Arbeitgeber und Arbeitnehmer verpflichtend.
- Private Säule 3a/b ergänzt freiwillig.
Neu ab 2026: eine 13. AHV-Monatszahlung, die die Alterseinkünfte weiter erhöht. Die Kombination ermöglicht vielen Rentnern annähernd ihr früheres Nettoeinkommen.
5 | Dänemark: Hohe Grundrente, Bonus für Erwerbstätige
Die Folkepension garantiert jedem, der 40 Wohnjahre vorweisen kann, eine Basisleistung von umgerechnet rund 1 600 Euro monatlich vor Steuern. Zusätzlich gibt es eine einkommensabhängige Zulage und – einzigartig – einen kleinen Bonus, der sich an der täglichen Arbeitszeit orientiert. Wer vollzeitnah arbeitet und eine Betriebsrente hat, erreicht insgesamt etwa 70 Prozent seines letzten Verdienstes.
6 | Schweden: Umlage, Fonds, Wahlfreiheit
Schweden finanziert die Rente über drei Kanäle:
- 16 % des Einkommens fließen in ein Umlageverfahren.
- 2,5 % landen in der Prämienrente, die jeder in Fonds anlegt – staatlich gemanagt oder selbst gewählt.
- 90 % der Beschäftigten zahlen freiwillig in eine betriebliche Zusatzversicherung ein.
2025 steigt die staatliche Inkomstpension um vier Prozent; wer bisher 18 000 SEK erhielt, bekommt künftig 720 SEK mehr. Zusammen mit Betriebs und privaten Renten kommen viele Neurentner auf rund 1.850 Euro brutto.
7 | Deutschland im europäischen Spiegel
Hierzulande deckt die Standardrente nach 45 Beitragsjahren und Durchschnittsverdienst rund 50 Prozent des letzten Bruttolohns. Ab Juli 2025 steigt sie dank einer Rentenanpassung um 3,74 Prozent; das sind etwa 66 Euro mehr pro Monat.
Beitragszahler leisten 18,6 Prozent ihres Bruttogehalts in die gesetzliche Rentenversicherung ein, Selbstständige oft freiwillig. Private Riester und Basisverträge stocken das Alterseinkommen, doch deren Verbreitung stagniert.
8 | Was Deutschland übernehmen könnte – fünf Hebel
Inflationsklausel: automatische Anpassung wie in Österreich erhält Kaufkraft ohne jährliche politische Debatten.
Pflicht zur Betriebsrente: Dänemark und Norwegen zeigen, dass betriebliche Vorsorge schnell in die Breite wirkt.
Einheitliche Versicherung: ein Topf für Angestellte, Beamte und Selbstständige reduziert teure Parallelstrukturen.
Kapitalpuffer: ein Staatsfonds nach norwegischem Vorbild könnte Beitragssteigerungen dämpfen.
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