Weniger arbeiten vor der Rente: So viel geht wirklich verloren

Viele mรถchten vor dem Ruhestand kรผrzertreten. Die Sorge ist groรŸ: Sinkt die Rente stark? Dieser Artikel ordnet die Fakten ein. Sie erfahren, wie Rentenpunkte entstehen, was Teilzeit bewirkt und wann Betriebsrenten zur Falle werden kรถnnen. Zwei konkrete Rechenbeispiele zeigen typische Effekte. Am Ende wissen Sie, welche Schritte jetzt sinnvoll sind.

Letzte Arbeitsjahre sind kein Sonderfall

Die Rentenhรถhe ergibt sich aus allen Beitragsjahren. Es gibt keine Sonderwertung der letzten Jahre. Wer spรคter weniger verdient, sammelt in dieser Zeit schlicht weniger Rentenpunkte. Das wirkt genauso, als hรคtten Sie frรผher reduziert. Entscheidend bleibt die Summe aller Punkte รผber das gesamte Erwerbsleben. Dieser Grundsatz nimmt Druck aus den letzten Jahren.

So entstehen Rentenpunkte pro Jahr

Rentenpunkte vergleichen Ihr Jahresbrutto mit dem jeweiligen Durchschnittsverdienst. Liegt Ihr Einkommen genau im Durchschnitt, entsteht ein Punkt. Ein Punkt erhรถht die Bruttorente um einen festen Monatsbetrag. Liegen Sie darunter, gibt es anteilig weniger Punkte. Verdienen Sie mehr, erhalten Sie anteilig mehr. Die Rechnung ist linear und transparent. Sie kรถnnen Ihre jรคhrlichen Zuwรคchse daher grob selbst schรคtzen.

Merke: Die Beispiele unten beziehen sich auf die Bruttorente. Netto wirkt zusรคtzlich die Kranken- und Pflegeversicherung. Auch Steuern sind mรถglich. Der reale Auszahlungsbetrag liegt daher niedriger.

Beispiel 1: 50 Prozent Teilzeit in den letzten drei Jahren

Ausgangslage: Ihr Jahresbrutto liegt bei 62.000 Euro. Ein volles Jahr bringt in dieser GrรถรŸenordnung rund einen guten Rentenpunkt. Das entspricht grob etwa 50 Euro monatlicher Bruttorente zusรคtzlich.

Reduzieren Sie fรผr drei Jahre auf 50 Prozent, sinkt der Verdienst auf 31.000 Euro. Die jรคhrlichen Punkte halbieren sich entsprechend. Sie bauen dann pro Jahr ungefรคhr 25 Euro monatliche Bruttorente auf.

Ergebnis: Drei Jahre Halbzeit reduzieren die spรคtere Bruttorente um etwa 75 Euro im Monat. Das ist spรผrbar, aber oft geringer als erwartet. Fรผr viele wiegt die gewonnene Freizeit diese EinbuรŸe auf.

Beispiel 2: Vier-Tage-Woche in den letzten zwei Jahren

Ausgangslage: Ihr Jahresbrutto betrรคgt 37.000 Euro. Ein volles Jahr erhรถht die Bruttorente um ungefรคhr 30 Euro monatlich.

Stellen Sie auf eine Vier-Tage-Woche um, fรคllt das Einkommen hรคufig um rund 20 Prozent. Der Verdienst liegt dann bei etwa 29.600 Euro. Die jรคhrliche Rentensteigerung sinkt entsprechend auf ungefรคhr 24 Euro.

Ergebnis: Zwei Jahre Vier-Tage-Woche kosten rund 12 Euro Bruttorente pro Monat. Nach Abzรผgen bleibt der Nettoeffekt meist einstellig. Fรผr viele ist das finanziell gut planbar.

Nettoeffekt realistisch einschรคtzen

Brutto ist nicht Netto. Beitrรคge zur Kranken- und Pflegeversicherung mindern die Auszahlung. Auch Steuern kรถnnen anfallen, je nach Gesamteinkommen. Planen Sie deshalb mit Sicherheitsmargen. Prรผfen Sie auรŸerdem, ob Kinder- oder Anrechnungszeiten vorliegen. Solche Zeiten erhรถhen die Rentenpunkte unabhรคngig vom aktuellen Verdienst.

Wer vorzeitig in Rente geht, muss mit Abschlรคgen rechnen. Diese Abschlรคge gelten dauerhaft. Teilzeit ohne Rentenbeginn erzeugt dagegen keine Abschlรคge, sondern nur weniger neue Punkte.

Betriebsrente: Endgehaltsfalle vermeiden

Bei der gesetzlichen Rente zรคhlen alle Jahre gleich. In der betrieblichen Altersversorgung gelten je nach Zusage andere Regeln. Viele Systeme sind heute beitragsorientiert. Dann wirkt Teilzeit nur anteilig. Zahlen Sie weniger ein, fรคllt der jรคhrliche Zuwachs niedriger aus. Die Differenz bleibt jedoch meist รผberschaubar.

Problematisch sind endgehaltsbezogene Zusagen. Dort hรคngt die Leistung vom letzten oder durchschnittlichen Gehalt in einem definierten Zeitraum ab. Wer kurz vor Rentenbeginn auf Teilzeit wechselt, senkt dann die spรคtere Betriebsrente deutlich. Das kann รผber Jahre spรผrbar sein.

Prรผfen Sie daher die Versorgungsordnung genau. Lassen Sie sich die Berechnungsformel schriftlich erklรคren. Bitten Sie um eine Modellrechnung fรผr verschiedene Szenarien.

Schritt-fรผr-Schritt: Eigene Auswirkung berechnen

  1. Schรคtzen Sie Ihr voraussichtliches Jahresbrutto pro Restjahr bis zur Rente.
  2. Setzen Sie es in Relation zum jeweiligen Durchschnittsverdienst.
  3. Ermitteln Sie daraus die Rentenpunkte pro Jahr.
  4. Multiplizieren Sie mit dem aktuellen Monatswert pro Punkt.
  5. Bilden Sie die Summe mit und ohne Teilzeit.
  6. Berรผcksichtigen Sie Abzรผge fรผr Kranken- und Pflegeversicherung sowie mรถgliche Steuern.
  7. Prรผfen Sie parallel die Regeln Ihrer Betriebsrente.

Mit dieser Rechnung sehen Sie sofort, wie groรŸ der Unterschied ausfรคllt. Sie gewinnen Planungssicherheit fรผr Ihre Entscheidung.

Praxisbeispiele richtig einordnen

Die beiden Beispiele zeigen typische GrรถรŸenordnungen. Der reale Effekt hรคngt jedoch von drei Faktoren ab: Hรถhe des Einkommens, Umfang der Reduktion und Dauer der Teilzeit. Wer sehr gut verdient, spรผrt den Rรผckgang stรคrker pro Jahr. Wer nur kurz reduziert, spรผrt ihn kaum. Wer lange reduziert, sammelt entsprechend weniger Punkte.

Diese Logik bleibt immer gleich. Vergleichen Sie daher verschiedene Varianten: Drei Jahre Halbzeit, zwei Jahre Vier-Tage-Woche, sechs Monate Sabbatical. Oft fรผhrt eine moderate Reduktion zu einem gut tragbaren Ergebnis.

Alternative รœbergangsmodelle prรผfen

Neben klassischer Teilzeit gibt es flexible รœbergรคnge. Viele nutzen Gleitzeitkonten oder lรคngere Freistellungen. Andere reduzieren stufenweise. Mรถglich sind auch Teilrentenmodelle. Dabei beziehen Sie bereits einen Anteil der Rente und arbeiten weiter.

Das mindert die Arbeitslast und hรคlt das Einkommen stabil. Achten Sie aber auf mรถgliche Hinzuverdienstgrenzen und auf Abschlรคge bei vorzeitigen Renten. Lassen Sie das vorab berechnen. So vermeiden Sie รœberraschungen.

Checkliste fรผr Ihre Entscheidung

  • Arbeitsvertrag und Tarif prรผfen: Erlaubt der Betrieb Teilzeit im gewรผnschten Umfang?
  • Zeitplan festlegen: Ab wann und wie lange soll die Reduktion gelten?
    Renteninformation aktuell? Fordern Sie eine neue Auskunft an.
  • Modellrechnung erstellen: Vollzeit gegen Teilzeit in mehreren Varianten.
  • Betriebsrente klรคren: Zusageart, Bemessungszeitraum, Folgen von Teilzeit.
  • Absicherung checken: Kranken-, Pflege- und ggf. private Versicherungen.
  • Notgroschen einplanen: Unerwartete Ausgaben einkalkulieren.

Diese Punkte schaffen Klarheit. Sie erkennen frรผh, wo Risiken liegen und wo nicht.

Ruhiger รœbergang statt unnรถtiger Angst

Teilzeit kurz vor der Rente reduziert die spรคtere Rente. Der Effekt ist jedoch meist moderat. Die letzten Jahre sind kein Sonderfall. MaรŸgeblich bleibt die Summe Ihrer Rentenpunkte. Rechnen Sie Ihr Szenario durch, prรผfen Sie die Betriebsrente und planen Sie Abzรผge mit ein.

Wenn alles passt, gewinnen Sie Lebenszeit ohne groรŸen Rentenknick. Das Ergebnis ist ein ruhiger, planbarer รœbergang in den Ruhestand.