Viele Arme Menschen können sich nicht einmal einen Arztbesuch nicht leisten
29.06.2011
In Deutschland leben Menschen, die sich aufgrund ihrer Armut einen Arztbesuch nicht leisten können. Laut einer hannoverschen Sozialstudie ist die Zahl der Betroffenen seit 1999 gestiegen. Grund hierfür sind steigende Zuzahlungen und Praxisgebühren.
Eigentlich sollte die Gesundheitsversorgung in Deutschland flächendeckend für jeden Menschen gelten. Seit der Ökonomisierung der Medizin schreitet die gesundheitliche Ungleichbehandlung in Deutschland voran. Längst existiert eine 3-Klassen-Medizin. Immer mehr Menschen müssen lediglich mit einer Grundversorgung auskommen. Immer mehr Menschen können sich laut einbes Berichtes des Portals „Heilpraxisnet.de“ sogar einen Arztbesuch nicht mehr leisten und bleiben daher oftmals ohne ausreichende medizinische Versorgung. Das berichtet eine Begleitstudie eines Sozialprojektes in Hannover. „Die sogenannte Armutsbevölkerung kann sich den normalen Arztbesuch nicht mehr leisten“, sagte die Vorsitzende der Ärztekammer, Bezirksstelle Hannover, Cornelia Goesmann, am Mittwoch. „Hannover ist ein Drehkreuz geworden auf der Ost-West-Achse. In der einstigen Expo-Stadt stranden viele sog. „gescheiterte Existenzen“.
Ehrenamtliche Arztpraxis für Arme in Hannover
Ein ehrenamtliches Team aus Ärzten und Krankenpfleger kümmert sich seit 1999 um Menschen, die keine medizinische Versorgung auf dem regulären Weg in Anspruch nehmen können. Vom Ursprung sollte das Projekt für Wohnungslose dienen. Doch immer mehr Betroffene leben in eigenen Wohnungen. Laut der Studie besitzen 60 Prozent der „Kunden“ eine Wohnung, 30 Prozent leben im Obdachlosenheim oder auf der Straße. Das zeigt, dass sich immer mehr sesshafte Menschen keine medizinische Versorgung auf dem normalen Weg leisten kann.
„Ein Großteil ist nicht versichert, nicht medizinisch versorgt“, erläuterte die Initiatorin des Projekts, an dem auch die christlichen Verbände Caritas und Diakonie beteiligt sind. Das Projekt ist deutschlandweit nicht einmalig, auch in anderen Großstädten werden bedürftige Menschen auch ohne Gegenleistung versorgt. Einmalig sei aber, dass das Projekt mit einer Wissenschaftsstudie begleitet werde.
16.000 Patienten in kostenfreier Arztpraxis
Das Ärzteprojekt hat laut Studienergebnisse des Management im Gesundheitswesen (ZQ) rund 16.000 kostenfreie Behandlungen durchgeführt. Demnach ist die Anzahl der Patienten seit 2000 um rund 50 Prozent auf 900 Patienten pro Jahr gestiegen. Viele Patienten suchten die Station aufgrund von Hauterkrankungen und Verletzungen auf. Ein Großteil litt in 50 Prozent der Fällen an psychischen Leiden.
Abschaffung der Praxisgebühren gefordert
In diesem Kontext forderte die Projektleiterin Dr. Goesmann die Praxisgebühr abzuschaffen. Zudem sollten Hilfs- und Heilmittel sowie Arzneimittel an bedürftige Menschen generell kostenlos ausgegeben werden können. Vielfach suchten auch ältere Frauen die Praxis auf, weil sie sich aufgrund der geringen Rente die Medikamentenpreise nicht mehr leisten können. Das sollte ein reiches Land wie Deutschland „nicht nötig haben“, wie Goesmann betonte. (sb)
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