Stern TV führt Hartz IV-Bezieher vor

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Stern TV führt Hartz IV-Bezieher vor
Laut einer wissenschaftlichen Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes finden immer weniger Bezieher von Hartz IV-Leistungen einen regulären Arbeitsplatz. Gleichzeitig steigt der Anteil der Arbeitnehmer in der Teil- und Zeitarbeitsbranche. Laut der Gewerkschaftsstudie waren im Jahre 2011 rund acht Millionen in einem nicht regulären Arbeitsverhältnis beschäftigt.

Stern TV fühlte sich nunmehr berufen, eine Wissenschaftsstudie mit einem „sensationellen“ Billiglohn-Jobangebot zu überprüfen. Vor einem Jobcenter in Frankfurt am Main postierte sich ein Kamerateam, um zufällig vorbeigehende Passanten einen prekären Arbeitsplatz bei der Fastfood-Kette McDonald´s zu einem Lohn von 7,50 Euro brutto anzubieten. Laut der TV-Sendung zeigten von 100 Angesprochenen, 14 Personen Interesse, sich über das Jobangebot zu informieren. Im Anschluss bewarben sich neun Menschen, drei von ihnen gingen zum Vorstellungsgespräch und zwei Bewerber bekamen den Arbeitsplatz für etwa 950 Euro netto (bei Steuerklasse I).

Das Ziel stand sehr wahrscheinlich bereits vor dem Dreh der vermeintlichen TV-Doku fest. Wie jede “Show” im Privatfernsehen sollen Emotionen beim Zuschauer geweckt werden. In diesem Fall negative, gerichtet gegen vermeintlich „faule Hartz IV-Empfänger“, die nicht einmal einen „Traumjob“ an der Fritteuse bei McDonald´s annehmen. Um dieses Gefühl zu verstärken, befragte der Sender auch gleich einen „kompetenten Experten“ wie Dominik Enste vom neoliberalen Institut der Deutschen Wirtschaft.

Dieser sagte gegenüber „Stern TV“ auf die Frage nach den Gründen: “Ein Grund mag sein, dass man sich ganz gut eingerichtet hat mit den sozialen Angeboten, sei es durch den Staat, sei es durch Tafeln, wodurch man ein ganz gutes Leben haben kann.” Der Mann war wahrscheinlich noch nie selbst auf soziale Leistungen angewiesen, musste noch nie in einem Fastfood-Restaurant arbeiten und mit Sicherheit auch nicht im „Gourmet-Restaurant“ der Tafeln speisen.

Schlechte Arbeitsbedingungen und wenig Lohn?
Doch wie viel verdient ein Angestellter tatsächlich bei McDonald´s, wenn mal keine Kamera läuft? Eine ehemalige Beschäftigte berichtet: „400-Euro-Kräfte erhalten 6,35 brutto pro Stunde, Teilzeitkräfte etwa 7.05 Euro pro Stunde. Sowieso sind die meisten Beschäftigten nur zur Teilzeit angestellt“.

Über zum Teil menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen bei McDonald´s berichtete auch schon einmal das ZDF-Fernsehmagazin „Frontal 21“. Im Verlauf der Recherchen wurde zum Beispiel offenkundig, dass regelmäßig verhindert werde, dass sich Betriebsräte gründen. Wollen Mitarbeiter einen Betriebsrat gründen, werden sie einfach entlassen. Laut der Dokumentation stehen die Mitarbeiter unter einem regelrechten Leistungsdruck, müssen im Akkord arbeiten und möglichst flexibel sein. Das bedeutet auch in der Nacht, an Wochenende und an Feiertagen zu arbeiten.

Wer will da nicht bei McDonalds zu einem Lohn arbeiten, der beispielsweise in der Bankenmetropole Frankfurt kaum ausreicht, um einen Wohnung zu finanzieren? (sb)

Bild: Marcel Klinger / pixelio.de