Schwerbehinderung bei Depressionen wird anerkannt

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Der Grad der Behinderung (GdB) dient als MaรŸstab fรผr die Schwere der gesundheitlichen Einschrรคnkungen. Der Antrag auf Feststellung eines GdB kann beim zustรคndigen Versorgungsamt gestellt werden. Je nach Region trรคgt dieses Amt unterschiedliche Namen, wie beispielsweise โ€žAmt fรผr Soziales und Versorgungโ€œ.

Die Bewertung des GdB erfolgt auf Basis der Versorgungsmedizinischen Grundsรคtze. Diese Richtlinien ordnen Krankheiten und ihre Auswirkungen bestimmten GdB-Werten zu. Dabei stehen nicht allein medizinische Diagnosen im Fokus, sondern die tatsรคchlichen Einschrรคnkungen im Alltag.

Wie wird eine Depression eingestuft?

Depressionen werden unter den Kategorien โ€žaffektive Psychosenโ€œ sowie โ€žNeurosen, Persรถnlichkeitsstรถrungen und Folgen psychischer Traumenโ€œ bewertet:

  • Leichte Depressionen: GdB von 20.
  • Ausgeprรคgte Depressionen: GdB von 30 bis 40.
  • Schwere Depressionen: Je nach sozialen und beruflichen Einschrรคnkungen ein GdB von 50 bis 100.

Besondere Aufmerksamkeit liegt auf den sogenannten sozialen Anpassungsstรถrungen, die als Grundlage fรผr die GdB-Feststellung dienen. Dabei handelt es sich um Einschrรคnkungen, die durch Probleme im beruflichen oder sozialen Umfeld entstehen, wie etwa Arbeitsplatzverluste, Beziehungsprobleme oder der Rรผckzug aus gesellschaftlichen Aktivitรคten.

Welche Vorteile bringt die Anerkennung einer Depression als Behinderung?

Die Anerkennung einer Depression als Behinderung bietet zahlreiche rechtliche und finanzielle Vorteile, abhรคngig vom festgestellten GdB:

  • Ab GdB 20: Steuerliche Entlastungen durch den Behindertenpauschbetrag.
  • Ab GdB 30: Mรถglichkeit eines besonderen Kรผndigungsschutzes durch Gleichstellung mit schwerbehinderten Menschen.
  • Ab GdB 50:
    • Anspruch auf einen Schwerbehindertenausweis.
    • Zusรคtzlicher Urlaub von fรผnf Arbeitstagen pro Jahr.
    • Frรผhzeitiger Renteneintritt ohne Abschlรคge.
    • ErmรครŸigungen bei kulturellen Veranstaltungen und รถffentlichen Verkehrsmitteln.

Wie stellt man einen Antrag auf GdB bei Depressionen?

Ein erfolgreicher Antrag erfordert mehr als die bloรŸe Diagnose. Entscheidend sind Nachweise รผber die Alltagsbeeintrรคchtigungen. Folgende Angaben sollten im Antrag enthalten sein:

  • Soziale Anpassungsstรถrungen: Dokumentieren Sie Probleme wie Scheidungen, Jobverluste oder den Verlust sozialer Kontakte.
  • Berichte von ร„rzten und Therapeuten: Lassen Sie alle relevanten Aspekte in den medizinischen Unterlagen festhalten.Nachtrรคgliche Verschlechterungen melden

Falls sich die Symptome verschlimmern, kann ein Antrag auf Neufeststellung gestellt werden. Auch zusรคtzliche Behinderungen, die durch Depressionen entstehen, kรถnnen berรผcksichtigt werden.

Besonderheiten bei affektiven Psychosen

Affektive Psychosen umfassen Erkrankungen wie bipolare Stรถrungen und wiederkehrende depressive Episoden. Sie werden nach ihrer Hรคufigkeit und Schwere bewertet:

  • Lรคnger als sechs Monate anhaltende depressive Phase: Schwerbehinderung (GdB 50 bis 100).
  • Ein bis zwei Phasen pro Jahr: GdB 30 bis 50.
  • Mehr als zwei Phasen pro Jahr: GdB 60 bis 100.

Auch bei Heilungsbewรคhrung

Nach einer schweren depressiven Phase gilt oft eine zweijรคhrige Heilungsbewรคhrung. In dieser Zeit wird die Belastung durch das Rรผckfallrisiko als Behinderung anerkannt. Dabei gelten folgende Regelungen:

  • GdB 30 ohne manische Phasen in der Vorgeschichte.
  • GdB 50 bei vorangegangenen manischen oder gemischten Phasen.

Nach Ablauf der Heilungsbewรคhrung erfolgt eine erneute Prรผfung. Ist die Gesundheit vollstรคndig wiederhergestellt, wird der GdB zurรผckgenommen.

Was tun bei Ablehnung oder niedrigem GdB?

Depressionen lassen sich oft schwer objektiv nachweisen, da keine bildgebenden Verfahren oder Bluttests existieren. Daher kommt es vor, dass Antrรคge abgelehnt oder ein zu niedriger GdB festgestellt wird.

  • Widerspruch einlegen: Innerhalb eines Monats kann gegen einen Bescheid Widerspruch eingelegt werden.
  • Klage einreichen: Falls der Widerspruch erfolglos bleibt, kann eine Klage vor dem Sozialgericht angestrebt werden.
  • Fachliche Unterstรผtzung: Beratung durch Sozialverbรคnde oder spezialisierte Anwรคlte kann hilfreich sein.

Fazit: Unterstรผtzung fรผr Betroffene

Die Anerkennung einer Depression als Behinderung kann erhebliche Erleichterungen bringen. Ein Antrag und die Zusammenarbeit mit medizinischen Fachleuten sind wichtigl, um die Hilfen und Rechte zu erhalten, die Ihnen zustehen.