Ab Ende März 2026 zeigt die Schufa ihren neuen Score erstmals in einem kostenlosen Online-Account. Für Schuldner ist das ein Einschnitt: Die Bonität wird nicht neu erfunden, aber endlich nachvollziehbarer. Wer Schulden hat oder hatte, kann besser prüfen, warum Verträge scheitern – und gezielt gegen falsche oder veraltete Einträge vorgehen.
Inhaltsverzeichnis
Warum der Score für Menschen mit Schulden so entscheidend ist
Der Schufa-Wert entscheidet in der Praxis mit darüber, ob Sie einen Stromvertrag bekommen, ein Handy finanzieren dürfen oder eine Wohnung anmieten können. Bisher blieb oft unklar, warum Anträge abgelehnt wurden:
Die Schufa arbeitete mit hunderten Merkmalen und verschiedenen Branchenscores, deren Gewichtung Außenstehende kaum verstehen konnten. Für viele fühlte sich das an wie ein Urteil „aus der Blackbox“.
Mit der Reform soll genau diese Intransparenz entschärft werden. Die Schufa ersetzt das alte System durch einen einheitlichen Score und benennt klar, welche Faktoren in die Bewertung einfließen.
Neuer Score von 100 bis 999 Punkten – und nur noch eine Kennzahl
Künftig arbeitet die Schufa mit einer Skala von 100 bis 999 Punkten: Je höher der Wert, desto besser die Bonität. Parallel dazu werden die bisherigen Branchenscores schrittweise abgelöst. Unternehmen sollen sich langfristig auf den einen neuen Score stützen, statt je nach Vertrag mit unterschiedlichen Werten zu arbeiten.
Wichtig für Betroffene: In einer Übergangszeit werden alte und neue Modelle noch parallel genutzt. Es kann also vorkommen, dass ein Unternehmen zunächst noch mit den alten Daten arbeitet. Perspektivisch soll aber der neue Score dominieren – und der ist klarer aufgebaut als bisher.
Zwölf klar benannte Kriterien statt rätselhafter Algorithmen
Die Schufa fasst ihre Bewertung künftig in zwölf Kriterien zusammen. Dazu gehören unter anderem Zahlungsverhalten, bestehende Kredite und Konten, die Dauer von Vertragsbeziehungen und eingetragene Negativmerkmale. Damit sehen Schuldner zum ersten Mal strukturiert, welche Bereiche ihrer Finanzbiografie den Wert nach oben oder unten ziehen.
Die Schufa will ein digitales Erklärtool anbieten, mit dem sich die Berechnung nachvollziehen lässt. Das bedeutet nicht, dass jede technische Feinheit offengelegt wird, aber: Sie sollen erkennen können, welche Entscheidungen sich wie auf den Score auswirken.
Für Menschen mit Schulden ist das entscheidend, um gezielt an den Stellschrauben zu drehen, die wirklich zählen.
Kostenloser Online-Zugang – aber nur mit Digitalzugang
Der neue Score ist dauerhaft kostenlos einsehbar, wenn Sie einen Online-Account bei der Schufa einrichten und Ihre Identität einmalig verifizieren. Danach können Sie Ihre Bonität jederzeit abrufen und Veränderungen zeitnah kontrollieren.
Für Menschen ohne Smartphone, ohne Internet oder ohne digitale Routine bleibt das ein Problem. Die schriftliche Auskunft nach Datenschutzrecht soll zwar weiter möglich sein, sie bildet den Score aber nur punktuell ab und ist nicht so aktuell wie der digitale Zugang.
Wer keinen eigenen Internetzugang hat, ist deshalb auf Unterstützung angewiesen – etwa von Beratungsstellen, Angehörigen oder Schuldnerberatungen.
Was sich nicht ändert: Speicherfristen und alte Negativmerkmale
Wichtig ist auch, was die Reform nicht leistet. Die gesetzlichen Speicherfristen für negative Einträge – etwa bei titulierten Forderungen oder Insolvenz – werden durch den neuen Score nicht automatisch verkürzt. Alte Schulden verschwinden nicht nur deshalb, weil das System transparenter wird.
Für Betroffene bedeutet das: Wer stark belastet ist, muss weiterhin mit den bekannten Fristen leben. Der Unterschied besteht darin, dass Sie negative oder fehlerhafte Einträge künftig schneller sehen und gezielter angreifen können. Transparenz ersetzt keinen Schuldenschnitt, eröffnet aber neue Möglichkeiten, sich zu wehren.
Fehler im Schufa-Score: Endlich besser erkennbar und angreifbar
Viele Schuldner hatten bisher das Problem, dass falsche oder längst erledigte Forderungen jahrelang im System hingen und sie bei jedem Vertrag verfolgten. Mit dem neuen Online-Zugang fällt so etwas eher auf: Sie sehen in der Übersicht, welche Einträge Ihren Score nach unten ziehen.
Entdecken Sie einen Fehler, sollten Sie ihn schriftlich bei der Schufa rügen und Belege mitschicken – zum Beispiel Zahlungsnachweise, Erledigungsvermerke oder Beschlüsse des Gerichts.
Parallel kann es sinnvoll sein, auch den ursprünglichen Vertragspartner (Bank, Händler, Inkassofirma) zur Korrektur aufzufordern. Beratungsstellen und Schuldnerberatungen helfen dabei, die Schreiben rechtssicher zu formulieren und Fristen zu setzen.
Digitale Hürden: Warum Beratungsstellen wichtiger werden
Die Reform setzt stark auf digitale Abläufe. Wer sich damit schwer tut, profitiert ohne Hilfe nur eingeschränkt. Genau hier steigen die Anforderungen an Beratungsstellen: Sie können Betroffene bei der Registrierung unterstützen, den Score gemeinsam durchgehen und erklären, welche Einträge kritisch sind.
Für Menschen ohne eigenen Internetzugang ist es oft der einzige Weg, um trotzdem vom neuen System zu profitieren: Die Beratung hilft beim Login, druckt die Übersicht aus, erklärt die Kriterien und hilft bei der anschließenden Korrespondenz mit der Schufa und Gläubigern.
Konkretes Beispielszenario: Abgelehnter Vertrag nach der Reform
Typischer Fall: Ein Stromanbieter lehnt ab März 2026 einen Neuvertrag ab. Statt im Dunkeln zu tappen, kann der Betroffene in seinen Schufa-Account schauen und sieht: Eine alte, längst beglichene Forderung ist immer noch als offen vermerkt. Mit dem Kontoauszug oder der Bestätigung des Gläubigers kann er nun die Berichtigung verlangen.
Gleichzeitig kann die Schuldnerberatung prüfen, ob weitere Altlasten falsch eingetragen sind und ob sich aus der Korrektur eine bessere Ausgangslage für neue Verträge ergibt. Der Unterschied zur alten Welt: Der Weg vom „Nein“ des Unternehmens zur konkreten Ursache im Score wird deutlich kürzer.
So bereiten sich Schuldner jetzt auf die Schufa-Reform vor
Auch wenn der neue Score erst 2026 sichtbar wird, lohnt sich Vorbereitung schon heute. Wer noch keine Auskunft hat, sollte jetzt eine Schufa-Datenkopie anfordern und prüfen, ob Forderungen als erledigt markiert sind und ob die Beträge stimmen.
Offene Forderungen, die realistisch beglichen werden können, sollten nach Möglichkeit geregelt werden – idealerweise verbunden mit einer schriftlichen Bestätigung des Gläubigers, die später als Nachweis dient.
Parallel lohnt es sich, einfache Finanzroutinen zu etablieren: Daueraufträge für Miete und Strom statt unregelmäßiger Überweisungen, kein dauerhaft überzogenes Konto und keine unnötigen zusätzlichen Kredite. Diese Verhaltensweisen zahlen direkt auf die Kriterien ein, die der neue Score später bewertet.
Fazit: Mehr Hebel, aber keine Wunderlösung
Die Schufa-Reform 2026 nimmt Schulden Betroffenen nicht ab – und sie verkürzt auch keine gesetzlichen Speicherfristen. Sie schafft aber etwas, was bislang gefehlt hat: Durchsicht. Wer bereit ist, seine Daten zu prüfen, Fehler anzufechten und sein Zahlungsverhalten bewusst zu steuern, bekommt mehr Einfluss auf die eigene Bonität als bisher.
Gerade für Menschen mit niedrigen Einkommen oder harter Schuldenbiografie kann das darüber entscheiden, ob Verträge dauerhaft verschlossen bleiben.
FAQ zur Schufa-Reform 2026
1. Was ändert sich 2026 ganz konkret für mich?
Ab Ende März 2026 kannst du deinen neuen Schufa-Score kostenlos online einsehen. Er besteht aus einer Skala von 100 bis 999 Punkten und basiert auf zwölf klar benannten Kriterien statt einer „Blackbox“.
2. Bleiben meine alten Negativ-Einträge trotzdem drin?
Ja. Die gesetzlichen Speicherfristen für Einträge ändern sich durch die Reform nicht. Aber du siehst schneller, welche Einträge dir schaden – und kannst falsche oder erledigte Forderungen gezielt zur Löschung oder Korrektur melden.
3. Wie kann ich Fehler im Score korrigieren lassen?
Du forderst bei der Schufa schriftlich eine Berichtigung und legst Belege bei (z. B. Zahlungsnachweise, Erledigungsvermerke). Sinnvoll ist zusätzlich ein Schreiben an den ursprünglichen Gläubiger. Schuldnerberatungen helfen bei Formulierung und Nachweisen.
4. Brauche ich zwingend ein Smartphone oder Internet?
Für den laufend aktuellen Online-Score ja. Ohne Internet kannst du weiter eine schriftliche Auskunft verlangen, die aber nur eine Momentaufnahme liefert. Beratungsstellen können den Online-Zugang mit dir gemeinsam einrichten und Auszüge ausdrucken.
5. Kann ich meinen Score durch mein Verhalten verbessern?
Ja. Pünktliche Zahlungen, keine dauerhaften Kontoüberziehungen, möglichst wenige neue Kredite und geklärte Alt-Forderungen wirken positiv. Der neue Score macht besser sichtbar, welche dieser Punkte sich bei dir konkret auswirken.




