Die “Rente mit 63” ist ein populärer Begriff für die vorgezogene Altersrente. Doch diese beginnt nicht immer mit 63 Jahren.
Zudem kann sich “Rente mit 63” auf verschiedene Modelle beziehen: auf die vorgezogene Rente ohne Abschläge für besonders langjährig Versicherte, auf die vorgezogene Rente mit Abschlägen für langjährig Versicherte oder auf die vorgezogene Altersrente für schwerbehinderte Menschen.
Inhaltsverzeichnis
Die Regelsaltersrente ist gestiegen
Ab dem Geburtsjahrgang 1964 liegt die Regelalterszeit bei 67 Jahren. Seit der Rentenreform 2007 wird das Eintrittsalter von Jahrgang zu Jahrgang schrittweise erhöht, nachdem es zuvor bei 65 Jahren gelegen hatte.
Bei diesem ehemaligen Rentenbeginn gab es tatsächlich die Möglichkeit für besonders langjährig Versicherte, mit 63 Jahren ohne Abschläge in den Ruhestand zu gehen.
Die Rente für besonders langjährig Versicherte
Als besonders langjährig Versicherte werden alle die gezählt, die mindestens 45 Jahre Wartezeit bei der Rentenversicherung nachweisen können, also gezählte Beitragsjahre. Die Betroffenen dürfen zwei Jahre früher die Altersrente beginnen.
Eine Rente mit 63 gab es für diese Menschen also nur, als die Altersgrenze 65 Jahre betrug. Wenn das Regelalter für die Altersrente bei 67 liegt, dann beginnt für sie die vorzeitige Rente ohne Abschläge mit 65 Jahren.
Strenge Unterschiede bei den Rentenformen
Die Bedingungen für diese Rentenform sind hart. So werden besonders langjährig Versicherten Phasen nicht angerechnet, die bei langjährig Versicherten als Wartezeit gelten: Studium, Versorgungsausgleich nach Scheidung, oder Rentensplitting.
Die vorzeitige Rente mit Abschlägen
Langjährig Versicherte, die 35 Wartejahre vorweisen können, haben das Recht auf eine vorzeitige Rente mit Abschlägen. Als langjährig Versicherter kann ich frühestens mit 63 Jahren in Rente gehen.
Hier gibt es also tatsächlich eine Rente mit 63 Jahren. Diese kostet aber, und zwar reichlich. Pro Monat, den Sie früher in den Ruhestand treten, müssen Sie einen Abschlag von 0,3 Prozent zahlen bis maximal 14, 4 Prozent.
Das bedeutet, laut einer Berechnung von “Ihre Vorsorge”: Beträgt ihre Bruttorente abzüglich der Sozialleistungen bei dem regulären Renteneintritt mit 67 Jahren 1.470 EUR, dann wären es bei einer vorgezogenen Rente mit 63 Jahren nur noch 1.143 EUR. Der monatliche Verlust läge bei 300 EUR – und das für den Rest ihres Lebens.
Die Altersrente für schwerbehinderte Menschen
Versicherte mit Schwerbehinderungen können, wenn sie die Wartezeit von 35 Jahren erfüllt haben, ohne Abzüge zwei Jahre früher in Rente gehen (also ebenso wie besonders langjährig Versicherte). Wenn die Betroffenen Abschläge in Kauf nehmen, ist für sie ein Renteneintritt sogar schon mit 62 Jahren möglich, und der maximale Abschlag beträgt dann 10,8 Prozent.
Rente mit 63 noch zeitgemäß?
Der Begriff “Rente mit 63” kursierte, seit 2012 die Einführung der vorgezogenen Rente für besonders langjährig Versicherte eingeführt wurde. Die damaligen Jahrgänge, die vor 1953 zur Welt gekommen waren, konnten tatsächlich mit 63 Jahren in Rente gehen. Heute ist der Begriff hingegen nicht mehr zeitgemäß.
Wie erfahren Sie, welche Versicherungszeiten angerechnet werden?
Ab dem 55. Lebensjahr bekommen Sie von der Rentenversicherung alle drei Jahre eine persönliche Rentenauskunft, und in dieser sind auch die Versicherungszeiten angegeben. Allerdings müssen Sie die Anerkennung bestimmter Zeiten wie der Kindererziehung schriftlich beantragen.
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Dr. Utz Anhalt ist Buchautor, Publizist, Sozialrechtsexperte und Historiker. 2000 schloss er ein Magister Artium (M.A.) in Geschichte und Politik an der Universität Hannover ab. Seine Schwerpunkte liegen im Sozialrecht und Sozialpolitik. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Dokumentationen für ZDF , History Channel, Pro7, NTV, MTV, Sat1.