Rente mit Schwerbehinderung: Dieser Fehler kann folgenschwer sein

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Immer wieder geraten Menschen mit einer Schwerbehinderung in eine regelrechte Stolperfalle, wenn sie รผbereilt einen sogenannten Verschlimmerungsantrag stellen. Dies kann im schlimmsten Fall sogar den Verlust des Schwerbehindertenstatus bedeuten und damit den Anspruch auf die frรผhere Rente gefรคhrden. Warum ist das so, und wie lรคsst sich dies vermeiden?

Warum ist die Schwerbehinderung (GdB 50) fรผr die Rente so entscheidend?

Der Gesetzgeber sieht fรผr Menschen mit Schwerbehinderung besondere Nachteilsausgleiche vor, die ihrer schwierigen gesundheitlichen Situation Rechnung tragen sollen. Einer der wichtigsten Vorteile ist die Mรถglichkeit, die Altersrente vorzeitig zu beziehen.

Voraussetzung dafรผr ist in der Regel, dass der Grad der Behinderung (GdB) von mindestens 50 Prozent rechtzeitig vor Rentenbeginn vorliegt. Gerade diese Frist ist wichtig.

Wer kurz vor dem geplanten Renteneintritt รผber seinen Antrag auf Neufeststellung โ€“ zum Beispiel wegen einer Verschlimmerung des Gesundheitszustands โ€“ nachdenkt, sollte deshalb sehr genau abwรคgen, ob dies wirklich sinnvoll ist.

Welche Risiken birgt ein Verschlimmerungsantrag?

Die Idee, einen hรถheren GdB zu erwirken und damit vielleicht zusรคtzliche finanzielle oder organisatorische Erleichterungen zu erhalten, erscheint vielen Betroffenen zunรคchst verlockend.

Doch ein Verschlimmerungsantrag setzt ein umfassendes Prรผfungsverfahren in Gang, bei dem die zustรคndige Behรถrde nicht nur neue oder verschlechterte Erkrankungen betrachtet, sondern den gesamten Gesundheitszustand erneut bewertet.

Dabei kann es vorkommen, dass bestimmte bereits anerkannte Einschrรคnkungen bei nรคherer Betrachtung als weniger gravierend eingestuft werden. In solchen Fรคllen sinkt der Gesamt-GdB womรถglich unter die Marke von 50 โ€“ und damit entfรคllt der gesetzlich entscheidende Status fรผr die Altersrente fรผr schwerbehinderte Menschen.

Besonders heikel wird es, wenn die Minderung des GdB nach einer รœberprรผfung rechtskrรคftig feststeht.

Denn sobald die Behรถrde die Herabsetzung bescheidet und dieser Bescheid nach Ablauf der gesetzlichen Fristen unanfechtbar wird, verfรคllt der Anspruch auf die vorgezogene Rente nach kurzer รœbergangszeit endgรผltig.

Genau das erleben Versicherte gelegentlich, wenn sie ihre bisherige, unbefristet geltende Schwerbehinderung vor dem Rentenbeginn neu รผberprรผfen lassen und sich der Gesundheitszustand in Teilen verbessert hat.

Warum ist eine unbedachte Neufeststellung so gefรคhrlich?

Viele Menschen unterschรคtzen, wie umfassend ein Neufeststellungsverfahren beim Versorgungsamt ausfรคllt. Der Blick auf mรถgliche positive Effekte โ€“ wie ein Merkzeichen, ein hรถherer GdB oder andere Vergรผnstigungen โ€“ verstellt leicht den Blick auf das Risiko, dass eine Neufeststellung auch zu einer Herabstufung fรผhren kann. Wer sich bereits darauf verlรคsst, ab einem bestimmten Alter in Rente zu gehen, steht plรถtzlich vor gravierenden finanziellen und lebensplanerischen Unsicherheiten, wenn der GdB unter 50 sinkt.

Was sollten Betroffene vor einer Neufeststellung beachten?

Eine umfassende medizinische und rechtliche Beratung ist vor jedem Schritt sinnvoll. Zunรคchst lohnt es sich, gemeinsam mit den behandelnden ร„rztinnen und ร„rzten eine ehrliche Bestandsaufnahme zu machen.

Dabei sollte geklรคrt werden, ob sich tatsรคchlich alle gesundheitlichen Einschrรคnkungen verschlimmert haben oder ob sich einzelne Aspekte sogar verbessert haben kรถnnten. Auf dieser Basis lรคsst sich realistischer einschรคtzen, ob ein Verschlimmerungsantrag tatsรคchlich Aussicht auf Erfolg bietet oder eher ein Risiko darstellt.

Oft hilft es zudem, anwaltlichen Rat einzuholen oder eine Beratung bei zugelassenen Rentenberatern in Anspruch zu nehmen.

Spezialisierte Fachleute kennen die gesetzlichen Bestimmungen und wissen, wie Versorgungsรคmter in der Praxis entscheiden. Dadurch wird das Risiko, ungewollt die GdB-50-Einstufung zu verlieren, deutlich transparenter eingeschรคtzt.

Wann ist ein Verschlimmerungsantrag sinnvoll โ€“ und wann nicht?

Wer kurz vor dem anvisierten Renteneintritt steht, sollte nach Mรถglichkeit auf eine Neufeststellung verzichten, sofern es nicht triftige Grรผnde gibt. Unbefristet erteilte Bescheide bleiben in der Regel bestehen und sichern so weiterhin den Status als schwerbehinderter Mensch. Lediglich wenn sich eine Erkrankung so gravierend verschlechtert hat, dass die Erhรถhung des GdB quasi offensichtlich ist, kรถnnte ein Antrag sinnvoll sein. In allen anderen Fรคllen ist groรŸe Vorsicht geboten.

Wie kann man langfristig sicher planen?

Viele Betroffene planen ihre Altersrente sehr genau, insbesondere wenn die Arbeit aus gesundheitlichen Grรผnden immer schwerer fรคllt.

Wer bereits einen GdB von 50 oder mehr hat und eine vorgezogene Altersrente fรผr schwerbehinderte Menschen anstrebt, sollte daher frรผhzeitig alle Optionen prรผfen und sich ein fundiertes Urteil bilden.

Ein zu schneller Griff zum Verschlimmerungsantrag kann hier einen jahrelangen Plan zunichtemachen. Deshalb empfiehlt es sich, ein bis zwei Jahre vor Rentenbeginn keine unnรถtigen Risiken einzugehen.

Was ist das Fazit fรผr Schwerbehinderte, die in Rente gehen wollen?

Der gesetzlich verankerte Nachteilsausgleich fรผr schwerbehinderte Menschen ist eine groรŸe Erleichterung, die vielen Betroffenen eine bessere Lebensqualitรคt bietet. Gerade der frรผhe Renteneintritt kann dabei helfen, die letzten Berufsjahre besser zu bewรคltigen.

Gleichzeitig sind jedoch einige Fallstricke zu beachten: Wer einen Verschlimmerungsantrag stellt, riskiert ein umfassendes Prรผfungsverfahren, das den mรผhsam erkรคmpften GdB 50 wieder infrage stellen kann. Das kann nicht nur den geplanten Renteneintritt gefรคhrden, sondern auch weitreichende Konsequenzen finanzieller Natur haben.

Fรผr alle, die sich dennoch eine Neubewertung wรผnschen oder glauben, eine hรถhere Einstufung anstreben zu mรผssen, gilt: Grรผndliche Vorbereitung, รคrztliche Gesprรคche und juristische Beratung sind unabdingbar.

Nur mit einem klaren รœberblick รผber die eigene gesundheitliche Situation und die damit verbundenen rechtlichen Rahmenbedingungen lรคsst sich eine fundierte Entscheidung treffen. So kรถnnen schwerbehinderte Menschen sicherstellen, dass sie ihren Anspruch auf eine vorgezogene Altersrente nicht ungewollt aufs Spiel setzen.