Leiden mit Hartz IV: Psychischer Wertverlust durch ALG II-Bezug

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Wer Hartz IV Leistungen beantragen muss, kennt das Gefรผhl der Ausgrenzung und des Wertverlustes. Hartz IV produziert nicht nur finanzielle Nรถte sondern auch psychosoziale Probleme. Alexander und Bettina Hammer verรถffentlichten ihre Einsichten in die psychosozialen Probleme von Hartz-IV Betroffenen, die sich per Mail austauschten.

Es handelt sich dabei nicht um โ€žobjektive Aussagenโ€œ, sondern um subjektive Befindlichkeiten, die es aber plausibel erscheinen lassen, dass ALG II, so die Autoren, sich zersetzend auf Psyche und Beziehungen auswirkt.

Von der Zuversicht zur Verachtung

Deutlich wurde zum Beispiel eine schrittweise Entwicklung der Betroffenen von Zuversicht, eine regelmรครŸige Erwerbstรคtigkeit zu finden dahin, andere Hartz-IV-Abhรคngige abzuwerten und sich selbst als โ€žbesserโ€œ anzusehen.

So schrieb ein Thomas anfangs: โ€žIch hab zwar meine Arbeit verloren, aber Hartz IV werde ich jedenfalls nicht bekommen. Ich hab’ eine Ausbildung, ich hab’ gearbeitet, werd’ schnell was finden.

Lisa (seine Frau – Anmerkung der Autoren) meint ich kann jetzt etwas im Garten arbeiten. Eine willkommene Pause also. Du hast ja jetzt auch einen Garten, da weiรŸt du: es gibt immer etwas zu tun. Und du weiรŸt ja, dass ich kein Faulenzer bin, ein paar Bewerbungen und ich sitz wieder im Sattel ๐Ÿ˜‰ Bin ja keiner, der nur zu Hause rumhรคngen will, hehe.โ€œ

Spรคter fehlte die Leichtigkeit, und je mehr der Frust stieg, umso mehr wertete Thomas andere Bedรผrftige ab: โ€žWenn ich mir ansehe, wie viele gar nicht arbeiten wollen, wird mir schlecht! Ich wรคre so froh, wieder eine Arbeit zu haben und die kriegen einfach alles hinterhergeworfen. Und kommen nicht einmal zu Terminen.โ€œ

Hetze gegen Schwรคchere

SchlieรŸlich richtete sich diese Verachtung insbesondere gegen Zuwanderer: โ€žIch reiรŸe mir den Arsch auf um Arbeit zu finden, aber es ist ja kein Geld da fรผr uns Handwerker. Und was soll ich machen?

Schwarz arbeiten fรผr ein paar Euro? Aber die Flรผchtlinge, die kriegen alles, was sie wollen. Und dann auch noch meckern weil sie das Essen stรถrt und und und.โ€œ

Die Autoren verfolgten eine รคhnliche Entwicklung bei vielen Betroffenen. Zu Beginn schimpften sie allgemein gegen Politiker, dann richteten sich die Kommentare immer mehr gegen Migranten, die schuld daran seien, dass es keine Jobs gรคbe.

So schrieb zum Beispiel ein Frank: โ€žNa toll, vorher gab es wenigstens noch ein paar Jobs, aber jetzt holen sie ja jeden hier rein. Vielleicht sollte ich mich als Syrer verkleiden.โ€œ

Bei manchen fรผhrt der wachsende Frust dazu, dass sie nach Sรผndenbรถcken suchen und diese in Menschen findet, denen es noch schlechter geht wie den Zuwanderern oder sich mit anderen Betroffenen entsolidarisieren, diese also abwerten, um sich aufzuwerten.

Selbsthass

Andere sind anfangs noch voller Zuversicht und werden nach und nach depressiv, auch im klinischen Sinne des Begriffs. Sie fรผhlen sich wertlos; sie betrachten sich als Last fรผr andere Menschen.

Statt ihren Hass zu Recht politisch gegen das Hartz-System oder zu Unrecht gegen andere Opfer zu richten, geben sie sich selbst die Schuld. Sie hassen sich selbst.

Ihre Hoffnung, jemals wieder eine ansprechende Erwerbsarbeit zu finden, sinkt. So schreibt ein Peter nach sechs Jahren ohne Anstellung: โ€žAlt, dumm, ausrangiert, ich bin nur noch Ballast fรผr alle.

Ich verstehe jeden, der sich in einer solchen Situation von der nรคchsten Brรผcke stรผrzt. Keine Sorge, mache ich nicht, aber wofรผr bin ich denn noch gut? Sitze zuhause, mal was im Garten oder so, aber sonst โ€ฆ nix. Letztens musste ich schon die Kinder um Geld bitten weil es zu knapp war.โ€œ

Beziehungsprobleme

Den Autoren zufolge finden sich Sรคtze, die auf das gleiche hinaus laufen, hรคufig. Sie nahmen zu, wenn die Betroffen 3 Jahre und lรคnger ohne Arbeit waren.

Ein anderer, Peter, schrieb: โ€žMich will sowieso keiner mehr. Ich frage mich warum Susanne (Name geรคndert) noch bei mir bleibt. Was hat sie denn, nur einen alten Sack, der zuhause sitzt und zu dumm ist, Arbeit zu finden. Die anderen schaffen es ja auch, warum ich nicht? Ich hab auch einfach das Falsche gelernt, zu wenig getan.

Weiterbildung? War ja egal fรผr mich. Tja, das ist jetzt die Strafe – ich bin nur noch der arbeitslose Trottel zuhause.โ€œ

Solche Selbstbilder zeigen deutlich, dass Hartz-IV die engen Beziehungen belastet. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Situation objektiv gegeben ist, oder ob die Betroffenen sich nur subjektiv als Last fรผr ihre Partnerin ansehen.

Den Autoren zufolge ist die Vorstellung, fรผr den Partner, bzw. die Partnerin wertlos zu sein, vor allem bei Mรคnnern verbreitet, zu deren Selbstverstรคndnis es gehรถrt, die Familie zu ernรคhren. Ohne diese Leistung erbringen zu kรถnnen, stellen sie ihren eigenen Wert in Frage.

In der Rolle des bedรผrftigen Kindes

Ein Torsten รคuรŸert dies explizit: โ€žMein Vater hat noch seine gesamte Familie ernรคhrt und ich muss jetzt beim Jobcenter betteln damit die Kinder auf Klassenfahrt fahren kรถnnen. Das ist erbรคrmlich.โ€œ

Andere sehen sich in der Rolle des bedรผrftigen Kindes. So sind dem 42jรคhrigen Alexander Begegnungen mit den Eltern peinlich: โ€žIch kann meinem Vater gar nicht in die Augen sehen.

Wenn meine Eltern uns besuchen kommen, lassen sie immer Geld da fรผr uns. “Schon okay.” sagt er (sein Vater – Anmerkung der Autoren) dann. Aber ich sehe doch, was er denkt. Er denkt ich bin ein Versager. Und er hat ja Recht.42 Jahre und arbeitslos, das wรคre ihm nie passiert.โ€œ

Einspannen fรผr unentgoltene Arbeit

Inwieweit sich Hartz-IV auf die Psyche auswirkt, hรคngt, den Texten der Betroffenen zufolge, auch massiv mit ihrem sozialen Umfeld zusammen.

So schreibt der 47jรคhrige Roman: โ€žIch lebe im Haus meiner Eltern, zusammen mit meinen Geschwistern. Ich habe einen Teil geerbt und das Amt sagt mir, da kann ich auch bleiben. Also leben wir halt vor uns hin. Weil ich keinen Job habe, bleibt nicht nur die Gartenarbeit an mir kleben, sondern alle nehmen auch an, dass ich sowieso immer da bin.โ€œ

Nichts besseres zu tun?

Da ein Hartz-IV-Abhรคngiger arbeitslos ist, hat er alle Arbeiten zu erledigen, die im Haus anstehen, so schildert es Roman: โ€žKlar, ein Arbeitsloser hat ja nichts anderes zu tun als nur zuhause rumzuhocken.

Wenn der Stromableser kommt, wird nicht vorher gefragt, ob ich Zeit habe, ich finde nur einen Zettel “morgen um 9 kommt der Stromableser”. Wenn es etwas zu erledigen gibt, heiรŸt es “geh du mal morgen zur Bank / zum Markt / zur Gemeinde”.

Dass ich vielleicht auch mal etwas vor habe ist vรถllig unwichtig. Wenn ich dann sage “also, ich habe aber was vor”, dann kommt nur “na ja, das bringt wohl kaum Geld. Also kannst du es verschieben.” Hรถchstens die Jobcentertermine gelten da noch als “na ja, kann man nicht รคndern”-Termine, alles andere ist halt vรถllig unwichtig.โ€œ

Eine Dauerschleife

Mit anderen Worten. Falls es so lรคuft, wie Roman es beschreibt, erwartet seine Familie dafรผr, dass er erwerbslos ist, dass er โ€žzumindestโ€œ die Tรคtigkeiten erledigt, die im Haushalt anliegen. Er hat also fรผr seine Familie immer verfรผgbar zu sein.

Roman zeigt hier ein Problem, dass viele Betroffene aus ihrem sozialen Umfeld kennen, und das fรผr Hartz-IV-Abhรคngige zu einer Dauerschleife werden kann, die es immer schwerer macht, aus dem Hartz-System heraus zu kommen.

Bei Roman sind es jetzt die kleinen Behรถrdengรคnge in der Familie. Viele Betroffene machen รคhnliche Erfahrungen im Freundeskreis: Brauchen die Bekannten jemand, der beim Umzug hilft, das Baby sittet, den Hund ausfรผhrt, oder beim Renovieren hilft โ€“ dann fรคllt die erste Wahl auf den Hartz-IV-Empfรคnger.

Verfรผgbar sein statt weiterbilden

Eine Dauerschleife ist dies deshalb, weil es sich bei solchen โ€žFreundschaftsdienstenโ€œ um Nebentรคtigkeiten handelt, mit denen sich die Betroffenen ein Zubrot verdienen kรถnnten, zweitens aber, weil sie sich in dieser Zeit unabhรคngig vom Jobcenter weiterbilden kรถnnten und somit bessere Mรถglichkeiten hรคtten, eine interessante Erwerbstรคtigkeit zu finden.

Nur gelten solche privaten Weiterbildungen AuรŸenstehenden oftmals als โ€žbrotlose Kunstโ€œ. Vorausgesetzt, der Betroffene hat Zeit, kรถnnte er zum Beispiel im Internet seine Interessen zu vertiefen, sei es zu lernen, Webseiten zu gestalten oder einen Gartenteich anzulegen. Da er damit aber erst einmal kein Geld verdient, gilt dem Umfeld, das, was er macht, als nichts โ€“ ein Teufelskreis.

Dieses Dilemma kennen auch viele Menschen in kreativen Berufen, Schriftsteller ebenso wie Musiker, Kรผnstler ebenso wie Schauspieler.

Um รผberhaupt erfolgreich werden zu kรถnnen, mรผssen sie viel Zeit und viel Energie in ihre Arbeit investieren. Da sie damit aber erst einmal nichts verdienen und es per se keine Garantie gibt, mit dieser Arbeit jemals etwas verdienen zu kรถnnen, stehen sie unter dem Druck derer, die eine โ€žrichtige Arbeitโ€œ haben.

Gerhard kennt das Problem: โ€žSeit ich den Job verloren habe, wird alles auf mich abgeschoben. Auch wenn ich etwas nicht kann, heiรŸt es “kann man sich doch beibringen”.

Aber ich bin halt mit der Bohrmaschine nicht besondern auf du und du. War frรผher kein Problem, hat halt mein Bruder gemacht. Aber jetzt sagt er “wieso machst du das nicht, du bist doch sowieso zuhause?” Als ob ich plรถtzlich alles kann.โ€œ

Kein Recht, nein zu sagen

รœberspitzt gesagt schildert Gerhard, wie Hartz-IV-Empfรคnger im privaten Umfeld als unentgoltene Arbeitskrรคfte eingespannt werden: โ€žUmgekehrt bringt er (mein Bruder) auch oft Sachen vorbei, die dringend sind. “Brauch ich bis morgen” sagt er.

Manchmal braucht er es auch gleich. Ich bin ja immer da. Klar, ich bin auch meistens da, wie soll ich auch rausgehen? Aber trotzdem hab ich doch auch mal Lust zu schlafen oder will mal in Ruhe gelassen werden. Aber weil ich ja kein Geld mehr reinbringe, kann ich ja auch nichts sagen.โ€œ

Unausgesprochen verliert also der Hartz-IV-Empfรคnger, weil er kein Geld verdient, das Recht, nein zu sagen.

Den von Alexander und Bettina Hammer ausgewerteten Texten zufolge, spielt fรผr viele Frauen, die von Hartz-IV leben, das ร„uรŸere eine erhebliche Rolle. Es ist ihnen wichtig, genau so viel fรผr ihr ร„uรŸeres zu tun wie vorher, es fehlt ihnen aber an Geld dafรผr.

Schรถnheitsanspruch und finanzielle Not

So schreibt die 40jรคhrige Petra: โ€žFrรผher bin ich zweimal im Monat zum Friseur gegangen und einmal war Manikรผre und Pedikรผre angesagt. Ich bin eigentlich ja brรผnett, aber blond fand ich mich hรผbscher.

Volker auch. Er hat mir auch dauernd gesagt, wie hรผbsch ich bin und wie stolz er auf seine hรผbsche Frau ist. Ich habe ja mitverdient, da war das alles kein Problem. Aber jetzt haben wir nur noch ein Einkommen und Volker wird schon sauer, wenn ich nur zu einem Billigfriseur will.โ€œ

Zugleich mรคkelt ihr Mann, dass sie nicht mehr โ€žso gutโ€œ aussieht wie zuvor: โ€žWofรผr willst du denn zum Friseur? Aber dann sagt er auch, dass ich mich so gehenlasse, dass ich doch in blond viel hรผbscher gewesen binโ€ฆ Letzt habe ich ein Blondierungsmittel versucht, aber das sieht schrecklich aus. Aber mehr ist halt nicht drin. “Such dir halt was, dann haben wir auch wieder 70 Euro fรผr den Friseur.” meint er. Aber wo soll ich denn was finden?โ€œ

Soziale Ausgrenzung

Andere grenzen sich schleichend vom sozialen Leben raus und gelten bei ihren Freundinnen unterschwellig nicht mehr als gleich berechtigte Sozialpartnerinnen.

So schreibt Sylvia: โ€žIch finde auch gar keinen Grund mehr, mich hรผbsch anzuziehen oder so. Warum auch? Ich sitze ja sowieso nur zuhause. Wir haben keine Kinder, keine Tiere, nichts. Ich sitze also zuhause, mach den Haushalt und das ist es dann auch. (โ€ฆ) Ich fรผhle mich einsam und vรถllig unnรผtz. Aber von meiner Freundin kommt da nichts, sie kann das nicht verstehen. Raff dich einfach auf, sagt sie. Und dass ich mich zu sehr gehen lasse, dass ich doch so hรผbsch wรคre und frรผher so toll ausgesehen hรคtte und jetzt nicht mehr.โ€œ

Wertlosigkeit

Manche Betroffene fรผhlen sich als Belastung fรผr andere. So schreibt Verena: โ€žMir ist es so peinlich, zu den Schulveranstaltungen zu gehen.

Die Nachbarn wissen ja, dass ich keine Arbeit mehr habe, aber trotzdem. Da sitzen sie dann alle und erzรคhlen darรผber, wie schwer es ist mit den Kindern weil sie ja auch noch arbeiten mรผssen und ich sitze da und habe nichts anderes zu tun als mich um die Kinder zu kรผmmern und kriege nicht einmal das hin. Unsere Kleine hat gerade eine fรผnf eingefahren und sie sagt, dass sie ja auch zuhause unter der Situation leidet. Vielleicht wรคre es besser, wenn ich einfach weggehe.โ€œ

Auch die 25jรคhrige Sandra denkt, sie wรคre eine Zumutung โ€“ fรผr ihre Eltern: โ€žMeine Eltern haben es sowieso schon schwer und dann lebe ich jetzt auch noch bei ihnen. 25 Jahre und ohne Job. Wenn beim Jobcenter was schiefgeht, dann kรผrzen die schon mal bis zum ganzen Hartz. Und klar denken meine Eltern, dass ich daran schuld bin. Ich denke immer wieder, dass es einfacher wรคre, wenn ich nicht mehr bei ihnen wรคre. Wer wรผrde mich schon vermissen?”

Suizidgedanken

Einige der Hartz-IV-Abhรคngigen denken sogar an Selbstmord. So schrieb ein Paar in den 40ern: โ€žTut mir leid, dass ich dich nerve, aber wir wollten uns verabschieden.

Das wird uns zuviel. Wir suchen jetzt seit sieben Jahren nach einem Job, aber auรŸer Deppenarbeiten oder dem nรคchsten Mausschubslehrgang finden wir nichts. Klaus (Name geรคndert – Anmerkung der Autoren) hat jetzt schon Parkplรคtze bewacht und zuletzt die Toiletten geputzt, aber das wird jetzt von irgendwelchen Firmen รผbernommen, die gรผnstiger sind. Ich habe hier einen Putzjob gesucht, aber die meisten arbeiten schwarz und hier, wo wir wohnen, gibt es einfach zu viele, die etwas suchen.โ€œ

Sinnlosigkeit

Die sehen keinen Sinn mehr im Leben: โ€žVielleicht hรคtten wir Kinder haben sollen. Da hรคtten wir etwas, woran wir uns klammern kรถnnen, aber soโ€ฆ wofรผr eigentlich? Mann, wir haben doch immer brav unsere Steuern bezahlt, wir sind zur Schule gegangen, haben was gelernt, wir haben noch nicht einmal Abmahnungen bekommen und trotzdem sind wir jetzt die Assis. Wenn wir rausgehen, gucken uns die Nachbarn schrรคg an als wollten sie sagen “Aha, auf Stรผtze aber was trinken gehen, na klar…” Die denken bestimmt, dass wir uns auf ihre Kosten besaufen wรผrden.โ€œ

Hartz-IV tรถtet

Die beiden erkennen dabei deutlich, dass sie sozial ausgegrenzt werden: โ€žWir sind eben die Assis, wir kosten nur Geld und bringen nichts ein. Wir sind keine Akademiker, fรผr uns wird es auch nichts mehr geben. Roboter werden wohl unsere Jobs machen und wir werden irgendwo eingepfercht mit ein paar Euro leben.

Aber das wollen wir nicht. Klaus hat gestern schon gesagt, dass es doch sowieso Schwachsinn ist, so weiterzuleben und dass wir da auch gleich von der nรคchsten Brรผcke springen kรถnnen. Und er hat ja recht. Wir wรผrden ja doch niemandem fehlen. Warum sollen wir also noch in dieser Welt leben, in der man uns sowieso nicht mehr braucht? Also machs gut und danke – wir zwei รœberflรผssigen gehen jedenfalls bald.โ€œ

Die psychischen Zustรคnde der Betroffenen zeigen deutlich: Das Hartz-IV-System drรผckt sie in eine soziale Situation, in der sie traditionellen Rollenbildern nicht mehr gerecht werden kรถnnen.

Mรคnner fรผhlen sich wertlos, weil sie ihre Rolle als Familienversorger nicht mehr einnehmen kรถnnen, Frauen, weil sie nicht mehr das Geld haben, sich um ihr ร„uรŸeres zu kรผmmern. Beides fรผhrt, ob real oder in der Wahrnehmung der Betroffenen sei dahin gestellt, zu sozialer Ausgrenzung und zu massivem psychischen Druck.

Bei manchen fรผhrt diese soziale Ausgrenzung sogar dazu, dass sie an Selbstmord denken. Suizide von Arbeitslosen belegen statistisch, dass es sich nicht um leere Fantasien handelt. (Dr. Utz Anhalt)