#IchBinArmutsbetroffen: Den Teufelskreis der Bürgergeld-Lügen durchbrechen

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Unter dem Hashtag #IchBinArmutsbetroffen treten finaziell arme Menschen in Deutschland aus der Unsichtbarkeit. Ob Geringverdiener, Bürgergeldbezieher, Rentner oder Kranke, sie alle vereint, dass sie ihr Leben in materieller Not verbringen. Anni W aus Nordrhein-Westfalen gründete den Hashtag und wusste nicht, dass sie damit eine soziale Bewegung in Leben rief. Zwschenzeitlich tweeten dort 400.000 Betroffene.

Den Lügen über Armutsbetroffene etwas entgegen setzen

Anni W sagte in einem Interview mit der Caritas über ihr Motiv, den Hashtag ins Leben zu rufen: „Ich habe einen Artikel gelesen, dessen Inhalt mich getroffen hat. Da stand: Wer mit Hartz nicht auskomme, könne lediglich nicht mit Geld umgehen. Diese ständige falsche Darstellung von armutsbetroffenen Menschen muss endlich enden! Und darum wollte ich von uns erzählen und zeigen, wer wir wirklich sind.“

Der Hetze etwas entgegen setzen

Anni W möchte der Hetze gegen Arme etwas entgegen setzen. Im Interview mit der Caritas fuhr sie fort: „Nach jahrzehntelanger Berichterstattung über Armutsbetroffene, auch von Politikern, wundert mich kaum noch etwas.

Das Bild des Hartzers, das zum Beispiel RTL 2 vermittelt, hat sich stetig und tief eingeprägt. Es wurde befeuert von einschlägigen Medien. Die Mär von der Leistungsgesellschaft hält sich wacker. 13,8 Millionen Menschen sind armutsbetroffen. Das ist keine Mär, das ist Realität und muss gesehen werden.“

Den Teufelskreis durchbrechen

Anni W beschrieb, wie Betroffene selbst dazu kommen, die Lügen zu glauben, die über sie erzählt werden: „Man ist in diesem Teufelskreis gefangen, dass man selbst glaubt, man verdient keine Hilfe, weil einem ständig suggeriert wird: Es muss reichen. Wir sind ein Sozialstaat, wir kümmern uns. Ihr seid nur zu doof, um damit klar zu kommen.“

„Noch nie gab es so viele Arme“

Auf der Seite “IchbinArmustbetroffen” schreiben die Menschen: „Noch nie lebten so viele Menschen in Deutschland am Existenzminimum wie heute. 13,8 Millionen Menschen. Angesichts der aktuellen Inflation steigt die Armutsgefährdung in Deutschland rasant. Einmalige Ausgleichszahlungen etwa für Energie verpuffen. Immer mehr Armutsbetroffene wissen bereits Mitte des Monats nicht mehr, wie sie über die Runden kommen sollen.“

Zur Obdachlosigkeit geschickt

Dramatisch schilderte eine vom Bürgergeld abhängige kranke Frau, wie das zuständige Jobcenter sie bei der Wohnungssuche an eine Obdachlosenpension weiterleitet. Eine andere berichtet davon, dass sie schon lange ihren Kindern eine Wassermelone kaufen möchte, aber kein Geld dazu hat.

Selbstbestimmung und Solidarität

Viele Menschen, die ähnlich schlimme Dinge erleiden mussen, stärken sich bei #IchBinArmutsbetroffen über ein selbstbestimmtes Erzählen ihrer Geschichten und gemeinsame politische Forderungen. Wichtig ist besonders, durch die Selbstdefinition als „betroffen sein“ aus der gesellschaftlichen Ächtung von Armut zu treten.

Auf Twitter sieht sich die Initiative als Erfolg an: „Tausende Menschen haben Armut seitdem ein Gesicht gegeben, mit hunderttausenden Tweets, mit Protestaktionen und Gesprächen mit Medien und Politiker/innen.“

Ist das Bürgergeld besser als Hartz IV?

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