Hartz IV und die Realität der Beratung

Lesedauer 6 Minuten

Von der Überlebenshilfe zum Sklaventum. Über "Beratung" und andere "Details".
Entstanden aus einem Brief, an die Arge, der nie abgeschickt wurde.

Was verstehen Sie eigentlich unter Beratung?

Wenn man von Beratung spricht, dann erwarte ich, daß man auf mich auch eingeht. Ansonsten ist das eher so eine Art Alibivorstellung. Für diese daraufhin folgenden kurzen Fragen und Anordnungen hätte ein kleiner Brief genügt.

Am 25.1.2007 hatte ich einen Beratungstermin bei meiner Arbeitsberaterin. Ich kam pünktlich und mußte trotzdem ca. 20 Minuten warten. Bei dem anschließenden Gespräch ging man weder auf meinen Einwand, der mir unmittelbar bevorstehnde Totalsanierung meiner Zähne,(4 sind abgebrochen und mehrere ziemlich defekt), noch auf meine über 25 jährige autodidaktische Graphikerfahrung, mein Leben als Künstler also, noch auf meine inzwischen 4-jährige Musikproduktion aus welcher ca. 100 Lieder entstanden sind, die ich im Moment dabei bin im Internet zu inserieren.

Das Gespräch führte ein Herr, der sich nicht vorstellte, während meine "Beraterin" mit verschränkten Armen, hinter ihm, in der Ecke saß. Ich habe das Gefühl bekommen, daß man sich fast gar nicht um mich als Person interessierte. Es wurden mir lediglich "Anweisungen" zelebriert. Man hat sich größtenteils nur um den Computer gekümmert, womit dieser Herr X scheinbar gewiße Schwierigkeiten hatte.

Meine "Beraterin" hat sich dabei in zurückhaltender Weise und mit einem höhnischen Lächeln nur kurz zu Wort gemeldet hat und einen Einwand vorgebracht, bei dem ich nicht weiß, ob er für mich oder für Herrn X gedacht war. Sie hat sich von mir allerdings nicht ansprechen lasssen. Die restliche Zeit verging ziemlich tatenlos. Als ich dann einige Sachen genauer wissen wollte, bin ich mit dem Hinweis auf abgelaufene Zeit weggeschickt worden. Im Endeffekt ist das Gespräch ohne die aufgeworfenen Fragen und Möglichkeiten aufzulösen, mit dem Hinweis beendet worden, daß der nächste Kunde mit Termin anstand. Ich bin in dieser Zeit kaum zum sprechen gekommen, es wurde auch kaum gesprochen. Ich möchte auch behaupten, daß überhaupt kein richtiges "Gespräch" zustande kam.

Scheinbar hat mir Herr X die rechtliche Seite nicht ganz richtig bzw falsch/irreführend erklärt. Mir wurde gesagt, ich hätte nur einen Tag Zeit für die Erledigungen der Aufgaben, die mir aufgetragen wurden. Bei meinem anschließenden Besuch der Arbeitsloseniniative wurden mir der durch Herrn X gegebenen Terminzwang anders erklärt. Ich wurde auch darauf verwiesen, daß dieser von mir geschilderter, persönlicher Background, bei der Arge nicht zählt. Außerdem habe ich, trotz Bitten, noch nie eine Förderung durch das Arbeitsamt erfahren. Vor ca. 10 Jahren hat man meinen Wunsch zur Förderung am PC, (digitale Graphik und Buchführung, schließlich habe ich mal eine Lehre als Einzelhandelskaufmann begonnen, womit genügend Vorbildung und fundiertes Interesse vorhanden wäre.) abgewiesen, mit der Behauptung, ich hätte nicht genügend "Lebensarbeitszeit". Es fehlten mir angeblich nur mehrere Monate "Vollarbeit", die ich in dieser Zeit einfach nicht finden konnte. Was mir auch alles sehr spartanisch vorkommt. Mit reiner Bürokratiewillkür hat das wohl weniger zu tun. Später hab ich dann erfahren, daß man die zu der Zeit einzigen Jobs, 620 Mark-Jobs, oder wie die hießen, nicht mit anrechnen wird.
Daraufhin habe ich mich anderen Überlebensmöglichkeiten gewidmet.

Ich bat also die Arge um eine nochmalige Beratung im Sinne von zuhörend, mithelfend, unterstützend. Im Sinne des Föderalismußes kann man mich als Produzent von Gütern, im ökonmischen Sinn von Gut und Gütern verstehen. Dafür werde ich jetzt zugepflastert mit Arbeitsempfehlungen, als gebe es mehr Arbeit als Arbeitnehmer. Scheinbar verstehe ich die Welt nicht mehr.Ich habe auch keine Hoffnung, da sich nicht mal das Arbeitsamt mit mir beschäftigt und die Arge nicht die
Ausbildung zur Arbeitsberatung somit im gleichwertigen Sinne nachweisen kann.

Anmerkung: Ich möchte behaupten, daß diese "Arbeitsberater" sehr seltsame Menschen sind, da man mit ihnen weder emotional noch mit den Augen wirklichen Kontakt herstellen kann. Vielmehr fühlt man sich wie ein "Fall" aus "früheren Zeiten", und das 2007. Wenn überhaupt nicht mehr von Mensch zu Mensch gesprochen wird und absoluter Zwang auf Leute wie mich ausgeübt werden kann, dann frage ich, wer soll mir/uns überhaubt noch helfen.

"Arbeit macht frei" oder warum mir der Begriff Arbeit nur noch Angst macht.

Scheinbar gibt es nur noch "arbeitsfaule" (ein Wort, das seit 80 Jahren nicht aussterben will) Bohemians und trickreiche "Simulanten", oder soll das alles nur Arbeitsbeschaffung für das wahre "arbeitsscheue Gesindel" sein, das uns vortäuschen will "es täte etwas zu unser aller Besten". Aber egal ob Beamter oder Volksvertreter, für mich ist das alles nur noch Selbstbedienung am Volk. – als "gäbe es nicht genügend für alle".

Es hat sich bei mir der Eindruck vervollständigt, daß man ein Bauernopfer sucht und mit allen Mitteln die Statistik "schönt", um in Europa mal wieder als deutscher Mustermann, bzw. als Weltbester etc. zu gelten. Man kann die Sache auch als "absolute Sklaverei" ansehen, – und Europa sieht zu, was ich gar nicht verstehen kann. Soll mir einer mal erklären, daß das nicht allen auf Dauer schadet: Zwang zur Arbeit, 1-2 Euro-Jobs, unsinnige Bewerbungen (auch von jungen Menschen, die gezwungen, erpresst, auf Entzug des Kindergelds, maßlos viele Bewerbungen, also mehr als offene Stellen, oder brauchbare Arbeitgeber zu finden sind.

Wenn man diese "getürkte" Statistik verlassen will, wird man wohl aus dem Land flüchten müssen. Oder warum öffnet man nicht die "Tore" für Tschechen, Chinesen und vor allen Dingen Indern, in deren Ländern doch angeblich genügend Menschen bereit sind, für 1-2 Euro in der Stunde, zu arbeiten. Vielleicht sogar für 50 Cent, das spielt aber keine Rolle, denke ich, da es um einen Verteilungskampf der Gelder geht und eine unkontollierbare Dimension des Zugewinns von Kapital an bis dato "beherschte" Bürger eine Gefährdung ihrer Machtposition darstellt, und "sie" diese Macht nur mit absoluter Kontrolle ausüben können. Was wohl auch der Grund dafür sein wird, daß das Kapital einen "flüchtigen" Charakter in Deutschland aufweist.

Leider hat sich auch ein gewisser Teil der Arbeitnehmerschaft auch zu der rechtspopulistischen Meinung hinreißen lassen, den Arbeitslosen, für ihren unverdienten "Dauerurlaub" eins auf den Deckel zu geben, was wohl zu einer gewissen Neid/Hass-Erklärung führt und mich zu der Annahme, daß es überhaupt kein tragende Solidarität zwischen den Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen gibt. Also wird die "Realität" nur noch von sich bekämpfenden, unterschiedlichen, lobbysierenden Interessensgruppen/Verbänden bestimmt, wobei eine gewisse Unterschicht von jeglicher Mitbestimmung an unseren täglichen Wandel der Gesellschaft ausgegrenzt werden. Schließlich werden die Fürsten mit Hilfe von Zeitarbeitsfirmen, die restliche Freiheit aufsaugen, die Statistik verbessern und eine Kapitalverschiebung weg vom Staat hin zu gewissen Interessengruppen verschieben.

Noch nie in der Geschichte ging es vielen Leuten so gut wie heute, weswegen ich eine so überzogene Härte und das Ausbleiben von Großzügigkeit einfach nicht verstehen kann. Dachte ich doch, das Pavlovsche Konditionerung und militaristischer Drill in einer, so angeblichen "Zivilgesellschaft" nicht mehr vorzufinden wäre. Vielleicht liegt das alles daran, daß wir uns im Krieg befinden. Ich würde dem Wort Zivilgesellschaft den Begriff Anonymgesellschaft vorziehen!
Die möglichen Beziehungen unter Menschen sind meineserachtens ins Abstrakte gezogen worden und ich sehe nichts, was uns, hier in Deutschland, wieder zurück von dieser Wegabweichung bringt.

Ich denke, man "benötigt" auch ein gewisses Klientel an Sorgen-Personen, was bei mir auch den Glauben nährt, man wolle diesen Personenstamm auch schön auf dem Sorgenniveau halten, um damit Politik zu treiben, sprich: Regelungen zu treffen, an Gelder zu kommen und sich selbst auf alle Zeiten zu beschäftigen. Will sagen, ich unterstelle, daß man dieses Sorgenklientel gegen ihren erklärten Willen auf diesem Niveau halten will und ihnen jegliche Eigenregelung ihres Überlebenskampfes komplett aus den Händen nehmen, sprich: lebenslang "betreuen" will.

Das gleicht einer Entmündigung und müßte auch ein Warnzeichen für andere Bevölkerungsgruppen sein. Es wird hier eine viel zu große Abhängigkeit zur Staatsobrigkeit aufgebaut. Das Alles haben wir diesem dummen Volksgelaber mit der unter Hitler so berühmten "Vollbeschäftigung" eines Volkes zu verdanken. Eine Doktrin, der sich auch die Linke verschrieben hat. Auf der anderen Seite währe eine mit Indien vergleichbare hohe Beschäftigungszahl natürlich möglich, wenn gewisse Reglements verschwinden würden, die ja nur gewisse Interessensgemeinschaften, Innungen etc., geschaffen haben, um sich von Konkurenz zu schützen. Die Arbeitslosen sind halt die, die nicht beteiligt sein sollen. Da es aber immer genügend zu verteilen gibt, geh ich daher von einem gewissen "Genozid" aus. Die Selektion läuft schon ununterbrochen.

Vielleicht wird man sich nocheinmal wehmütig an Zeiten von circa 10% Arbeitslosigkeit erinnern. So mancher Staat würde doch froh sein, oder ?

Wenn Demokratie bedeutet, daß der das Sagen hat, welcher die meisten Wähler hinter sich herzieht, dann kann ich Attack, WASG , Umweltbewußten und Bürgerrechtsbewegungen nur den Aufschwung wünschen den Sie verdienen, um sich europaweit an die verdiente Spitze zu setzen und den verbleibenden Berufspolitikern zur lediglichen Verwaltungsarbeit degradieren. Vielleicht hat der "bayrische Staat" oder denen jede kommunikative Beteiligung am politischen Diskurs aus anderen Gründen verwehrt ist. Ich sehe mich selbst nicht mehr als Teil einer Volksgemeinschaft noch einer Gruppe zugehörig; am ehesten als Europäer und Cosmopolit, auf jeden Fall als denkender Philosoph. Man kann das alles auch "härter" formulieren, dieses vermeide ich im Moment bewußt! Wann endet diese Idiotie, oder ist das schon das Ende ? Im Moment glaube ich noch an das sich harmonisieren wollende Europa, ich fordere Europa und ich rufe Hilfe, EUROPA! Was geht noch? Geht noch was? ( Der geschundene Planet könnte auch mal ein bißchen Ruhe gut ertragen. Der Bedruckte Schein gibt euch nicht das Recht, den Planeten zu vergewaltigen)

P.S.: Eventuelle Rückfragen, Anregungen oder Kommentare sind erwünscht und werden wohlwollend beantwortet. ( Leserzuschrift von "Symbiot", 26.03.07)