Berlins Jobcenter machen keinen guten Job
25.11.2013
Die Zahl der Job-Vermittlungen von Hartz IV-Beziehern ist in Berlin deutlich gesunken. Das geht aus einem geheimen Papier der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg hervor, das der „Bild“-Zeitung vorliegt. Demnach rechnen Experten bis Ende des Jahres mit einem Vermittlungseinbruch von 7,4 Prozent. Zudem ist die Zahl der Hartz IV-Bezieher in Berlin im Gegensatz zu fast allen anderen Bundesländern gestiegen.
Ein Berliner Jobcenter-Mitarbeiter muss bis zu 350 Erwerbslose betreuen
Spätesten seit dem Sommer ist bekannt, dass die Bundesagentur für Arbeit (BA) durchaus unterschiedliche Bemühungen und Bestrebungen hinsichtlich der Arbeitsvermittlung ihrer „Kunden“ unternimmt. Der Bundesrechnungshof hatte damals schwere Vorwürfe gegen die BA erhoben, weil diese leichter zu vermittelnde Erwerbslose besser betreut als weniger aussichtsreiche Kandidaten wie Langzeitarbeitslose, um ihre Erfolgsbilanzen zu schönen. Doch nicht nur interne Diskriminierungen und Bewertungen der Erwerbslosen wirken sich nachteilig für Betroffene aus. Wie die Zeitung berichtet, gehe aus einem geheimen Papier der BA hervor, dass insbesondere das Berliner Jobcenter keine gute Arbeit leiste. Demnach rechnen Experten bis Ende 2013 mit einem dicken Minus von 7,4 Prozent bei den Vermittlungen. Zudem wird eine Zunahme der Zahl der Menschen erwartet, die auf Hartz IV angewiesen sind.
Arbeitsagentur und Bezirke wollen keine weiteren Mitarbeiter für Berliner Jobcenter einstellen
Wie die Zeitung weiter mit Bezug auf das interne BA-Dokument berichtet, sind jedoch weniger die Mitarbeiter für den Vermittlungsrückgang verantwortlich, sondern vielmehr die Zahl der Erwerbslosen, die ein Berliner Jobcenter-Mitarbeiter betreuen muss. Während im Bundesdurchschnitt auf einen Mitarbeiter 150 zu betreuende Hartz IV-Bezieher kommen, sind es in Berlin bis zu 350. Eine individuelle Beratung und Betreuung ist bereits mit 150 Klienten kaum möglich. Trotz dieser enormen Belastung weigern sich Bezirke und Arbeitsagentur mehr Personal einzustellen. Die Leidtragen sind die Erwerbslosen, die nicht selten bei ihren Anliegen eine halbe Ewigkeit auf Antworten und Entscheidungen der Behörde warten müssen, geschweige denn angemessene Jobangebote erhalten.
Als besonders problematisch wird die teilweise geringe berufliche Qualifikation vieler Berliner Erwerbsloser gesehen. Doch statt genau dieses Problem anzugehen, in Weiterbildungsmaßnahmen zu investieren und den Erwerbslosen eine gute Basis für den Wiedereinstieg ins Berufsleben zu ermöglichen, sind weitere Verschärfungen im SGB II geplant. „Wir können niemanden zwingen, Langzeitarbeitslose einzustellen“, zitiert „Bild“ eine Sprechen der BA in Nürnberg zu diesem Thema.
Viele Job-Vermittler würden zudem hinter vorgehaltener Hand davon sprechen, dass mehr über Probleme als über Lösungen gesprochen würde, so die Zeitung. (ag)
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