Hartz IV: Jobcenter stoppt Amazon Subvention

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Das Jobcenter Kreis Unna stellt Amazon Subvention für das Weihnachtsgeschäft ein

12.11.2011

Das Jobcenter Kreis Unna hatte Hartz IV Betroffene sowie Bezieher des Arbeitslosengeld Eins an den Internetversandhändler Amazon vermittelt. Bis zu 2000 Menschen sollten für das Unternehmen saisonbedingt arbeiten, um bei der Auslieferung im Vorweihnachtsgeschäft auszuhelfen. Das Brisante: Die Vermittelten sollten zunächst zwei Wochen ohne Vergütung im Rahmen eines Praktikums arbeiten (wir berichteten). In dieser Zeit hatten die Betroffenen lediglich einen Anspruch auf Fahrtkosten und Hartz IV. Erst danach sollte entschieden werden, ob eine Kurzzeitbeschäftigung erfolgt. Wohlgemerkt sollten fast alle vermittelten Arbeitnehmer nur solange bei Amazon arbeiten, bis das Weihnachtsgeschäft vorüber ist. Und der Lohn hätte noch nicht einmal bei den Meisten ausgereicht, sie hätten weiterhin aufstockende Hartz IV Leistungen beantragen müssen.

Gegenöffentlichkeit erzeugte Druck: Jobcenter stellt Subventionen ein
Nachdem „gegen-hartz.de“ berichtete, schlossen sich dem Protest auch das Erwerbslosen Forum Deutschland und Gewerkschaften an. Zahlreiche regionale und überregionale Zeitungen sowie Fernsehsender nahmen das Thema in ihre laufende Berichterstattung auf. Das erzeugte Druck und führte zu einem erfreulichen Ergebnis. Das Jobcenter Kreis Unna teilte nämlich nun mit, dass die Subventionierungen von Amazon-Praktikanten ab sofort eingestellt werden. Eine Sprecherin sagte, das gelte allerdings vorerst nur für das Weihnachtsgeschäft. Man könne die „Aufregung nicht verstehen“, ließ der stellvertretende Leiter des Jobcenters, Thomas Neuhaus, verlautbaren. „Die Menschen, die dort hingehen, machen das freiwillig. Es zwingt sie niemand dazu – aber sie haben die Möglichkeiten, danach endlich einen Arbeitsplatz zu finden.“ Im Gegensatz dazu hatten Betroffene berichtet, dass in den Informationsveranstaltungen suggeriert wurde, dass eine Mitwirkungspflicht bestehe. Wer gegen eine solche Pflicht verstoßt, also ein Jobangebot ablehnt, wird vorübergehend mit Kürzungen der Hartz IV-Leistungen sanktioniert. Zudem bestand nie die Aussicht auf eine längerfristige Tätigkeit, wie auch das Jobcenter einräumen musste. Denn das Jobcenters hat offenbar nun erkannt, dass sich die derzeitige Situation bei Amazon „anders darstellt“. Amazon suchte kurzfristig bis zu 2 000 zusätzliche Hilfsarbeiter für das Lager und den Versand. „Jetzt handelt es sich ausschließlich um Saisonkräfte für das Weihnachtsgeschäft – und das subventionieren wir natürlich nicht“, wie eine Sprecherin erklärte.

Das Jobcenter Unna wolle aber im Grundsatz eine Zusammenarbeit mit Amazon nicht einstellen. Wann eine weitere „Unterstützung“ wieder stattfindet, ist noch offen. Dies sei nicht abschätzbar, weil das Weihnachtsgeschäft nahtlos in das Ostergeschäft übergeht, sagt die Sprecherin. Zu welchen Konditionen die Arbeitnehmer dann wieder beschäftigt werden, „darauf werden wir weiterhin genau schauen“, sagte Sebastian Bertram von gegen-hartz.de. (sb)

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