Beinahe 2 Millionen Kinder auf Hartz IV angewiesen: Forderung nach Kindergrundsicherung

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Vor allem Kinder von alleierziehendem Elternteil betroffen

Laut Angaben der Bundesagentur fรผr Arbeit sind rund 1,95 Millionen Kinder in Deutschland auf Hartz IV Zahlungen angewiesen. Obwohl die Zahlen weiterhin hoch sind, vermeldet die BA einen leichten Rรผckgang um 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Somit mรผssen etwa 15 Prozent der betroffenen Kinder am Rande des Existenzminimum leben.

Ende 2017 lebten noch 2,037 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren von Leistungen nach dem SGB II. Trotz Jubelmeldungen der BA, die einen gegenlรคufigen Trend sieht, ist das Problem der Kinderarmut in Deutschland nicht einmal ansatzweise im Griff. Wie im letzten Jahr sind vor allem Kinder betroffen, die in einem Alleinerziehenden Haushalt leben. Hier besteht das grรถรŸte Armutsrisiko. Sichtbar wird das auch anhand der Zahlen: “886.823 Kinder von Alleinerziehenden sind auf Hartz IV Leitungen angewiesen.”

Ost-West-Gefรคlle

Anhand der Zahlen wird auch ein Ost-West Gefรคlle deutlich. Im Westen sind ca. 13,5 Prozent der Minderjรคhrigen auf Hartz IV angewiesen. In den neuen Bundeslรคndern sind es etwa 18,4 Prozent. Sichtbar wird ein Gefรคlle auch bei den Stรคdten. In Bremen mรผssen 32,1 Prozent und in Berlin 28,5 Prozent der Kinder in Bedarfsgemeinschaften von Hartz IV leben.

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Kinderarmut wird ignoriert>

โ€žรœber viele Jahre wurde die hohe Kinderarmut und ihre Folgen fรผr Bildung, Gesundheit und soziale Teilhabe vรถllig ignoriertโ€œ, stellt Heinz Hilgers, Prรคsident des Kinderschutzbundes fest. Der Kinderschutzbund geht davon aus, dass etwa 4,1 Millionen Kinder in Armut leben. โ€žDie Leistungen in der Altersgrundsicherung, bei Hartz IV oder im Asylbewerberleistungsgesetz sind ganz einfach zu gering bemessen und schรผtzen nicht vor Armut, bemรคngelt der Kinderschutzbund und fordert daher eine ausreichende Anhebung der Kindersรคtze. Vor allem Kleinverdiener und Alleinerziehende werden nicht ausreichend unterstรผtzt. Die MaรŸanhmen im Starke-Familien-Gesetz greifen nicht und gehen nicht weit genug.

Forderung nach einer Kindergrundsicherung

Katja Kipping (Die Linke) kritisert: “Noch immer gilt bei uns, dass in Armut geborene Kinder in der รผberwiegenden Mehrzahl ihr Leben lang arm bleiben. Das bedeutet fรผr die Kinder konkret, dass zu wenig Geld fรผr gesundes Essen zur Verfรผgung steht, dass kaum Freizeit- und Lernangebote wahrgenommen werden kรถnnen. Das sind Punkte, an denen wir als solidarische Gemeinschaft ansetzen mรผssen.” Beispielsweise sei vollkommen unverstรคndlich, “warum eine kostenlose Verpflegung in Bildungseinrichtungen immer wieder als ein Ding der Unmรถglichkeit betrachtet wird. Aber natรผrlich brauchen wir mehr als ein gesundes Mittagsessen.” Kipping verwies darauf, dass erst eine Kindergrundsicherung von 600 EUR im Monat ausreiche, um die Kinder vor Armut zu schรผtzen. Eine eigenstรคndige Kindergrundsicherung fordert u.a. auch der DGB sowie der Kinderschutzbund.