Ein-Euro-Jobber missbraucht als Facharbeiter

Lesedauer < 1 Minute

Um Lohnkosten zu sparen, setzt die Region Hannover Ein-Euro-Jobber als Facharbeiter ein

24.09.2015

In Hannover werden offenbar Hartz IV Bezieher rechtswidrig als Facharbeiter eingesetzt, die allerdings nur 1,30 Euro pro Stunde arbeiten. Das berichtet der Regionsabgeordnete Michael Fleischmann (Die Linke).

„Uns ist zu Ohren gekommen, dass sie auch im kommunalen Bereich, etwa bei städtischen Unternehmen und staatlichen Einrichtungen, eingesetzt werden.“, sagt Fleischmann in einem Interview mit der „Jungen Welt“. Nach Informationen des Linksparteipolitikers müssen die Betroffenen „verschiedene Arbeiten verrichten, die bis dahin von regulär Beschäftigten erledigt wurden“. Das sei klarer Rechtsmissbrauch, so Fleischmann.

Bei einer Anfrage an die Verwaltung stellte sich heraus, dass zahlreiche Tätigkeiten in Wahrheit nicht „wettbewerbsneutral“ sind. Das bedeutet, dass das Arbeitsstellen sind, die eigentlich regulär an Facharbeiter vergeben werden müssten. So werden Hartz IV Beziehende beispielsweise im Hoch- und Tiefbau, für öffentliche Gartenarbeiten, als Fliesenleger, Tischler und Schlosser eingesetzt. Das übernehmen aber in der Regel Handwerksbetriebe.

Das ist nicht nur ein Missbrauch der Ein-Euro-Jobs, sondern auch im hohen Maße Lohndumping. Wenn nämlich „Ein-Euro-Jobber, wie es in Hannover nachgewiesenermaßen Praxis ist, in Kindertagesstätten, Schulen, Alten- oder Pflegeheimen als Köche arbeiten müssen, oder als EDV-Zuständige in Schulen, dann handelt es sich dabei um Fachkräfte.“ Als dies offenkundig wurde, scherte sich die Regionsverwaltung nicht darum. „Wer gibt schon gern zu, dass er rechtswidrig handelt“, so Fleischmann. Die Betroffenen sollten Widerspruch einlegen, sagt Sebastian Bertram von „gegen-hartz.de“. Schließlich müssen Ein-Euro-Jobs „zusätzlich“ sein, was bedeutet, dass keine regulären Jobs verdrängt werden dürfen. Dies sei nach erster Durchsicht aber der Fall, so Bertram. (sb)

Bild: Senosaloma – fotolia