Die Bundesagentur für Arbeit sorgt mit einem Trick dafür, dass die Zahl der Arbeitslosen deutlich geringer aussieht als sie in Wirklichkeit ist. So werden diejenigen “ohne reguläres Arbeitsverhältnis” von denen getrennt, die überhaupt keine Arbeit haben.
Grundsätzlich umfasst Arbeitslosigkeit ein breites Spektrum
Generell ist die gesetzliche Definition von Arbeitslosigkeit recht weit gefasst. Dazu zählen alle Volljährigen, die keine Erwerbsarbeit haben oder weniger als 15 Stunden pro Woche arbeiten, und auch diejenigen, die eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von zumindest 15 Stunden pro Woche suchen und die für einen Job für die Vermittlung der Arbeitsagenturen und Jobcenter zur Verfügung stehen.
Die Bundesagentur lässt 700.000 Betroffene verschwinden
Diejenigen ohne “reguläres Arbeitsverhältnis” gelten mit dem Trick der Bundesagentur jetzt nicht als arbeitslos, sondern als unterbeschäftigt.
Der Unterschied liegt dann zwischen 3.580.932 und 2.806.25 Betroffenen.
Die in der Mitteilung zur “Entwicklung des Arbeitsmarktes 2024” in Deutschland genannten 2.807.000 Betroffenen bedeuten ein Plus von 33.000 Beschäftigten. Mit der von der Bundesagentur für Arbeit genannten Quote von 6,0 Prozent liegt diese 0,3 Prozent über derjenigen im Dezember 2023.
Ein Viertel der Betroffenen wird nicht genannt
Beziehen wir jetzt aber diejenigen ohne reguläre Beschäftigung mit ein, dann sind in dieser Quote von 6,0 Prozent rund ein Viertel der Arbeitslosen nicht genannt, die entweder Arbeitslosengeld oder Bürgergeld beziehen.
Unterbeschäftigung als Instrument
Die “Unterbeschäftigung im engeren Sinne” nach der Definition der Bundesagentur für Arbeit umfasste bereits im Jahr 2022 rund 750.000 Menschen mehr als diejenigen, die offiziell als Arbeitslose genannt wurden. Dazu zählen unter anderem diejenigen, die Gründungszuschuss oder Einstiegsgeld erhalten.
Dann hat die Bundesagentur auch noch eine weitere Kategorie, in die auch Kurzarbeiter und Beschäftigte in Altersteilzeit einfließen.
Wer sich nicht meldet, taucht nicht in der Statistik auf
Dies ist allerdings nicht die einzige Form, um die Zahl der tatsächlichen Arbeitslosen zu verzerren. Denn wer sich nicht zur Arbeitssuche meldet, fehlt auch in der Statistik.
Auch wer krankgeschrieben ist, taucht nicht auf. Wer sich in einer Maßnahme der Arbeitsmarktpolitik befindet, wird nicht gezählt, und diese Trainings und Weiterbildungen sind keine Erwerbsarbeit.
In der Statistik der Bundesagentur für Arbeit sieht das folgendermaßen aus:
Arbeitslosigkeit | 2.806.625 | |
Quote | 6,0 % | |
Im weiteren Sinne arbeitslos | 208.071 | |
Aktivierung und berufliche Eingliederung | 141.052 | |
und Sonderregelung für Ältere (§ 53a SGB II) | 67.019 | |
Personen nah am Arbeitslosenstatus | 546.508 | |
Berufliche Weiterbildung, Förderung von Menschen mit Behinderung | 131.710 | |
Arbeitsgelegenheiten | 41.560 | |
Fremdförderung | 282.897 | |
Beschäftigungszuschuss | 762 | |
Teilhabe am Arbeitsmarkt | 23.215 | |
kurzfristige Arbeitsunfähigkeit | 66.364 | |
Personen fern vom Arbeitslosenstatus | 19.729 | |
Gründungszuschuss | 19.011 | |
Einstiegsgeld – Variante Selbstständigkeit | 718 | |
Gesamt | 3.580.932 | |
Unterbeschäftigungsquote | 7,5 % |
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Dr. Utz Anhalt ist Buchautor, Publizist, Sozialrechtsexperte und Historiker. 2000 schloss er ein Magister Artium (M.A.) in Geschichte und Politik an der Universität Hannover ab. Seine Schwerpunkte liegen im Sozialrecht und Sozialpolitik. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Dokumentationen für ZDF , History Channel, Pro7, NTV, MTV, Sat1.