In den sozialen Medien kursiert derzeit die Behauptung, dass ab Oktober ein Bürgergeld in Höhe von 750 Euro als Inflationsausgleich beim Jobcenter beantragt werden kann. Diese Behauptung ist jedoch frei erfunden und nutzt die Notlage von Bürgergeldempfängern aus.
Verbreitet wurde diese Falschmeldung von einem Tiktok-Account namens “Fettbär”, der sich selbst als “Satiriker” bezeichnet. Doch hinter den scheinbar humorvollen Beiträgen steckt offenbar eine klare Absicht: Reichweite generieren und damit Geld verdienen.
TikTok User verbreitet bewusst Falschmeldungen
Der Tiktok-Nutzer “Fettbär” hat in der Vergangenheit bereits mehrfach Falschbehauptungen verbreitet, insbesondere zu Themen wie Flüchtlingen oder Sozialleistungen. In einem Beitrag berichteten wir bereits darüber.
In einem Podcast mit dem Titel “Fettbär und Büffelhüfte – Gemischtwarenladen” erklärte er sogar ganz offen, dass er “die Dummheit” der Menschen anderer ausnutzen wolle, um “Reichweite und Follower” zu gewinnen und somit auch finanziell zu profitieren.
Am 22. Juli 2023 veröffentlichte der Account ein Video, in dem behauptet wurde, die Bundesregierung plane ab Oktober für drei Monate ein Bürgergeld von 750 Euro als Inflationsausgleich zu zahlen. Allerdings gibt es dafür keinerlei Grundlage oder tatsächliche Pläne seitens der Regierung.
Das Video wurde allein auf Tiktok über 700.000 Mal angezeigt, und viele Nutzerinnen und Nutzer schienen die Aussage ernst zu nehmen und kommentierten besorgt, wie sie mit ihren finanziellen Herausforderungen zurechtkommen sollten.
Inflationsprämie für erwerbstätige Bürgergeld-Bezieher
Doch die Behauptung ist falsch und frei erfunden. Die Pressereferentin der Bundesagentur für Arbeit, Olga Schwalbe, bestätigte in einer E-Mail-Anfrage gegenüber “Correctiv”, dass es keinerlei Pläne für ein solches Bürgergeld gibt.
Tatsächlich existiert lediglich eine Inflationsausgleichsprämie der Arbeitgeber Z.B. für Bürgergeld-Aufstocker, die aber in keiner Weise mit den Behauptungen des Tiktok-Videos übereinstimmt.
Die tatsächliche Inflationsausgleichsprämie sieht folgendermaßen aus: Unternehmen können ihren Beschäftigten zusätzliche Zahlungen gewähren, die bis zu 3.000 Euro von Steuer- und Sozialversicherungsabgaben befreit sind.
Unter bestimmten Bedingungen können auch Personen davon profitieren, die zwar arbeiten, aber dennoch nicht genug verdienen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten und deshalb Bürgergeld erhalten. Selbst in diesem Fall wird die Inflationsausgleichsprämie nicht als Einnahme berücksichtigt und somit nicht auf das Bürgergeld angerechnet. Diese Regelung gilt vom 26. Oktober 2022 bis zum 31. Dezember 2024.
Bewusste Verwirrung
Es ist also deutlich erkennbar, dass die Behauptungen des Tiktok-Nutzers “Fettbär” in keiner Weise der Realität entsprechen und dass seine Aussagen bewusst irreführend sind. Es ist wichtig, solche Falschinformationen zu entlarven und aufzuklären, damit keine Verunsicherung oder Verwirrung unter den Bürgerinnen und Bürgern entsteht.
In Zeiten von Social Media und der Verbreitung von Informationen in rasender Geschwindigkeit ist es von entscheidender Bedeutung, Quellen kritisch zu hinterfragen und sich nicht leichtgläubig von vermeintlichen Satire-Accounts blenden zu lassen.
Die Verantwortung liegt dabei nicht nur bei den Nutzern, sondern auch bei den Plattformen, die diese Inhalte verbreiten. Eine stärkere Sensibilisierung für den Umgang mit Falschinformationen und die Förderung von Medienkompetenz sind daher dringend geboten.
Fazit: Es gibt kein Bürgergeld von 750 Euro als Inflationsausgleich ab Oktober. Diese Behauptung ist frei erfunden und entbehrt jeder Grundlage. Der Produzent solcher Videos verbreitet bewusst Falschmeldungen, um damit Geld zu verdienen. Leider fallen immer wieder viele Menschen darauf herein.
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Carolin-Jana Klose ist seit 2023 Autorin bei Gegen-Hartz.de. Carolin hat Pädagogik studiert und ist hauptberuflich in der Gesundheitsprävention tätig. Ihre Expertise liegt im Sozialrecht, Gesundheitsprävention sowie bei gesellschaftspolitischen Themen. Sie ist aktiv in der Erwerbslosenberatung und engagiert sich politisch für Armutsbetroffene.