Bürgergeld: Arbeit lohnt sich – Aber lohnt sich Vollzeit?

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Wie kann es sein, dass der alleinverdienende Altenpflegehelfer für 3 Tage mehr Arbeit nur 20€ mehr in der Tasche hat? Oder 2 Tage weniger Arbeit 0€ Verlust bedeuten? Grund dafür ist die hohe Anrechnung auf das Bürgergeld.

Vorstellung Beispielpaar

Ich möchte dies anhand von Ehepaar Wagner erklären. Hendrik wohnt mit seiner Frau Maria in Stuttgart. Sie zahlen für ihre 2-Zimmer-Wohnung 600€ Kaltmiete, 97€ Nebenkosten und 103€ Heizung. Hendrik arbeitet als Altenpflegehelfer in einem Pflegeheim.

Situation bei steigendem Einkommen

Für das Ehepaar Wagner kann man folgende Tabelle erstellen. Abhängig vom Bruttolohn lässt sich in dieser ablesen, welche ergänzenden Leistungen Hendrik und Maria zustehen würden und wie sich dies auf ihre Haushaltskasse auswirkt.

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Eigene Berechnungen von @sozi_simon

Die Entwicklung der Haushaltskasse lässt sich allerdings am besten grafisch darstellen, um vor lauter Zahlen nicht den Überblick zu verlieren.

Auf der waagrechten Achse ist der Bruttolohn abzulesen.
Auf der senkrechten Achse ist das Haushaltseinkommen zu sehen.

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Eigene Darstellung von @sozi_simon

Der Bereich, der sich nicht “rechnet”

Sieht man sich das Diagramm an, fällt auf, dass in einem großen Bereich, das Haushaltseinkommen nicht mehr verhältnismäßig bzw. gar nicht mehr ansteigt.
Der steigende Nettolohn wird komplett vom sinkenden Bürgergeld “aufgefressen”, so dass sie in der Kasse nicht mehr haben.

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Eigene Darstellung von @sozi_simon

Auch in der Tabelle zeigen sich die gleichen Ergebnisse.

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Doppelverdiener

Reduziert Hendrik seine Arbeit und seine Frau nimmt Arbeit auf, so dass das Haushaltsbrutto gleich bleibt, erhöht sich die Haushaltskasse.
2500€ + 0€ Brutto =2160€ Haushaltskasse
2000€ + 500€ Brutto =2340€ Haushaltskasse
1500€ + 1000€ Brutto =2488€ Haushaltskasse

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Eigene Darstellung von @sozi_simon

Bei einem Einkommen von je 1200€ Brutto ist mit 2508€ die Haushaltskasse innerhalb des Bürgerelds maximal groß und damit viel höher als mit seinem Vollzeiteinkommen von 2500€ (= 2160€ Haushaltskasse)
Raus aus Bürgergeld geht es erst mit mehr als 2000€ + 1200€ Brutto.

Verringerung des Arbeitsumfangs?

Der fehlende Lohnabstand zwischen Teilzeit- und Vollzeit durch endende Freibeträge ist ein Thema, an dem dringend etwas geändert werden muss. Nur 20€ mehr mit 2.500€ Brutto als mit 1.000€ – das ist kein Arbeitsanreiz und nicht leistungsgerecht. Es wäre nur wirtschaftlich, hier auf Teilzeit zu reduzieren.

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Ist das Bürgergeld besser als Hartz IV?

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