Rente: Kommt die Rentenabzugssteuer 2026 und ist diese eine “versteckte Rentensteuer”?

Lesedauer 3 Minuten

Viele Rentnerinnen und Rentner sorgen sich derzeit, ihre monatliche Rente kรถnne ab 2026 spรผrbar geringer ausfallen โ€“ nicht wegen einer nominalen Rentenkรผrzung, sondern weil der Staat die Einkommensteuer direkt von der Rente einbehalten kรถnnte. Vielen ist dies als โ€žRentenabzugssteuerโ€œ bekannt: eine Quellenbesteuerung der gesetzlichen Rente nach Vorbild der Lohnsteuer.

In verschiedenen Videos auf der Plattform “YouTube” wird davon gesprochen, dass “viele Millionen Rentner Geld verlieren” wรผrden. Was wirklich geplant ist und was sich Rentnerinnen und Rentner einstellen sollten, erklรคren wir hier.

Steuerabzug an der Quelle statt jรคhrlicher Erklรคrung

Mit der Rentenabzugssteuer wird die Abschaffung der Pflicht zur jรคhrlichen Steuererklรคrung fรผr viele Ruhestรคndler in Aussicht gestellt.

Stattdessen soll die Deutsche Rentenversicherung kรผnftig eine pauschal-individuelle Einkommensteuer direkt von der Bruttorente abziehen und an das Finanzamt abfรผhren.

MaรŸstab wรคre ein vom Finanzamt ermittelter persรถnlicher Abzugssatz, basierend auf den Vorjahreseinkรผnften; ausgezahlt wรผrde nur noch die Nettorente. Dieses Prinzip entsprรคche einer Quellensteuer รคhnlich der Lohnsteuer bei Arbeitnehmern und zielt auf Bรผrokratieabbau. Genau dieses Funktionsmodell โ€“ inklusive eines Abzugssatzes auf Grundlage der Vorjahresdaten โ€“ wird in der aktuellen Debatte von Befรผrwortern skizziert.

Bรผrokratieabbau ja โ€“ Gesetz zur Renten-Quellensteuer noch keines

Seit dem 6. Mai 2025 fรผhrt Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) eine schwarz-rote Koalition. Der Koalitionsvertrag kรผndigt an, Steuerbรผrokratie zu reduzieren und Bรผrgerinnen und Bรผrger durch vorbefรผllte, stรคrker automatisierte Verfahren zu entlasten.

Eine explizite โ€žQuellensteuer auf Rentenโ€œ wird dort jedoch nicht als beschlossene MaรŸnahme genannt. Entsprechende Berichte sind bisher vor allem als gewerkschaftliche oder fachliche Vorschlรคge in der Diskussion.

Was wirklich beschlossen ist โ€“ und was nicht

Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) hat in einem Faktencheck am 26. Juni 2025 ausdrรผcklich klargestellt: Es gibt derzeit weder ein Gesetz noch einen Gesetzentwurf und auch keine konkreten Plรคne zur Einfรผhrung einer Quellensteuer auf Renten.

Damit bleibt das bestehende Verfahren โ€“ Bruttorente wird ausgezahlt, die steuerliche Pflicht wird im Rahmen der Einkommensteuerveranlagung geprรผft โ€“ bis auf Weiteres maรŸgeblich. Mehrere redaktionelle Berichte beziehen sich auf diese Klarstellung.

Wer betroffen wรคre โ€“ und warum Kritiker von โ€žversteckter Rentenkรผrzungโ€œ sprechen

Sollte ein Quellenabzug eingefรผhrt werden, verlagerte sich die Steuerzahlung zeitlich nach vorn: Statt mรถglicher Erstattungen nach einer Veranlagung wรผrde die Steuer monatlich direkt einbehalten. Menschen mit hohen absetzbaren Ausgaben โ€“ etwa fรผr Gesundheit, Pflege, haushaltsnahe Dienstleistungen oder Handwerkerleistungen โ€“ kรถnnten dadurch zunรคchst stรคrker belastet sein, weil individuelle Besonderheiten im pauschal-individuellen Abzugssatz nicht immer vollstรคndig abgebildet wรผrden.

Kritiker wie der Sozialrechtsexperte Dr. Utz Anhalt nennen das eine โ€žversteckte Rentenkรผrzungโ€œ, weil nominal die Bruttorente gleich bliebe, netto jedoch weniger ankรคme, solange keine Korrektur per (weiterhin mรถglicher) freiwilliger Steuererklรคrung erfolgt.

Die Diskussion wird zusรคtzlich dadurch befeuert, dass Schรคtzungen teils von mehreren Dutzend Euro weniger pro Monat ausgehen; die tatsรคchliche Wirkung hinge jedoch von Einkommen, Abzugsmรถglichkeiten und Haushaltskonstellation ab.

Das Argument der Befรผrworter: Entlastung von Millionen und planbare Netto-Renten

Befรผrworter โ€“ unter anderem die Deutsche Steuer-Gewerkschaft โ€“ verweisen auf den Bรผrokratieabbau und die Aussicht, dass nach einem solchen Modell bis zu rund 4,4 Millionen Rentnerinnen und Rentner von der Pflicht zur jรคhrlichen Steuererklรคrung befreit werden kรถnnten.

AuรŸerdem bรถte ein laufender Abzug mehr Planungssicherheit, weil die verfรผgbare Nettorente schon im Monat feststรผnde. Diese Zahl und das Verfahren stammen aus der Arbeit einer Kommission zur โ€žbรผrgernahen Einkommensteuerโ€œ, die ein an das Lohnsteuerverfahren angelehntes Quellenmodell skizziert.

Technische und rechtliche Hรผrden: Datenlage, Gerechtigkeit, Umsetzung

Selbst Befรผrworter rรคumen ein, dass zentrale Daten fรผr einen prรคzisen Abzug heute nicht bei der Rentenversicherung liegen. Dazu zรคhlen etwa Familienstand, Steuerklasse und individuelle Freibetrรคge.

Ohne gesicherten und rechtssicheren Datenaustausch bestรผnde die Gefahr, dass zu viel oder zu wenig einbehalten wird โ€“ mit dem Ergebnis nachtrรคglicher Korrekturen. Verbรคnde und die DRV mahnen deshalb zur Vorsicht und warnen vor einer รผbereilten Einfรผhrung. Auch verfassungsrechtliche Fragen stellen sich, wenn pauschalierende Elemente zu Ungleichbehandlungen fรผhren.

Tipp: Weiterhin freiwillig eine Steuererklรคrung abgeben

Der Hinweis, weiterhin freiwillig eine Steuererklรคrung abzugeben, bleibt im Fall eines kรผnftigen Quellenabzugs wichtig. Nur so lieรŸen sich auรŸergewรถhnliche Belastungen und individuelle Situationen vollstรคndig berรผcksichtigen und mรถgliche รœberzahlungen zurรผckholen.

Ebenso sinnvoll ist es, Belege fรผr abzugsfรคhige Ausgaben geordnet bereitzuhalten und Rentenabrechnungen sorgfรคltig zu prรผfen. Diese Empfehlungen sind konsistent mit dem aktuellen Stand der Debatte und der Funktionslogik des vorgeschlagenen Modells.

Was 2026 konkret zu erwarten ist

Fรผr 2026 stehen nach heutiger Nachrichtenlage vor allem andere steuerliche Weichenstellungen im Vordergrund โ€“ etwa Anpassungen bei Grund- und Rentenfreibetrรคgen sowie die politisch beworbene โ€žAktivrenteโ€œ. Ein beschlossenes Gesetz zur Quellensteuer auf Renten liegt hingegen nicht vor.

Ob und in welcher Form ein solches Verfahren kommt, hรคngt von politischen Entscheidungen und der Klรคrung technischer Voraussetzungen ab. Bis dahin bleibt es bei der bekannten nachgelagerten Besteuerung รผber die Einkommensteuererklรคrung.

Fazit

Das Quellensteuermodell wรผrde das Steuernzahlen vieler Rentnerinnen und Rentner grundlegend verรคndern: weniger Papierkram im Idealfall, aber auch die Gefahr spรผrbarer Liquiditรคtsbelastungen im Monat und ein grรถรŸerer Prรผfbedarf, ob der Abzug tatsรคchlich die individuelle Lage abbildet.

Der Bรผrokratieabbau erklรคrtes Ziel der Koalition, eine gesetzliche Regelung zur Renten-Quellensteuer gibt es Stand heute jedoch nicht. Wer sich vorbereiten mรถchte, hรคlt Belege konsequent vor, prรผft seine Abzรผge genau und nutzt โ€“ falls nรถtig โ€“ die freiwillige Steuererklรคrung, um Korrekturen zu erreichen