Die Hoffnung vieler Rentnerinnen und Rentner richtet sich auf den 1. Juli 2026. Dann kรถnnte die gesetzliche Rente erneut steigen โ womรถglich spรผrbar. Doch so eindeutig, wie manche Internetgerรผchte suggerieren, ist die Lage nicht.
Der Sozialrechtsexperte Dr. Utz Anhalt erinnert daran, dass derzeit “lediglich Schรคtzungen vorliegen”. Weder seien die genannten Zahlen amtlich, noch sind sie โfixโ. “Verlรคssliche Werte verรถffentlicht das Bundesministerium fรผr Arbeit und Soziales รผblicherweise im Frรผhjahr, voraussichtlich im Mรคrz 2026.
Bis dahin bleiben Prognosen โ und damit auch alle kursierenden Prozentzahlen zwischen drei und sechs โ mit Vorsicht zu genieรen”, so Anhalt.
Lohnentwicklung bestimmt mit die Erhรถhung der Rente
Grundlage jeder Rentenanpassung ist die Lohnentwicklung. Maรgeblich ist die nominale, nicht die reale Lohnentwicklung. Das bedeutet: Fรผr die Rentenformel zรคhlt, wie stark Lรถhne und Gehรคlter gegenรผber dem Vorjahr in Euro zugelegt haben; der Kaufkraftverlust durch Inflation spielt dabei keine Rolle.
Der Rentenversicherungsbericht 2024 โ noch von der alten Bundesregierung vorgelegt โ arbeitet mit Modellrechnungen, die fรผr 2026 eine Rentensteigerung von 3,37 Prozent als Szenario annehmen.
Dass Prognosen schwanken kรถnnen, hat das Vorjahr gezeigt: Was in einer frรผhen Schรคtzung einmal bei rund 3,5 Prozent lag, endete aufgrund der tatsรคchlichen Lohnentwicklung schlieรlich bei รผber vier Prozent. Genau diese Dynamik macht die Debatte um 2026 derzeit so offen.
Rechenbeispiel: So kรถnnte sich der Rentenwert verรคndern
Seit dem 1. Juli 2025 gilt ein aktueller Rentenwert von 40,79 Euro. Unterstellen die Modellrechnungen fรผr 2026 einen Zuwachs um 3,37 Prozent, ergรคbe sich rechnerisch ein Rentenwert von rund 42,17 Euro.
Was bedeutet das fรผr eine reale Rente? Wer etwa 45 Entgeltpunkte erworben hat, bezieht auf Basis des aktuellen Wertes eine Bruttorente von 1.835,55 Euro.
Bei einem Plus von 3,37 Prozent lรคge die Bruttorente ab Juli 2026 bei etwa 1.897,41 Euro. Das entsprรคche einem rechnerischen Mehr von rund 61,86 Euro im Monat โ wohlgemerkt vor Abzug von Kranken- und Pflegeversicherungsbeitrรคgen sowie eventueller Einkommensteuer.
Das Beispiel zeigt die Grรถรenordnung, ersetzt jedoch keine individuelle Berechnung, da persรถnliche Faktoren wie Rentenbeginn, regionale Besonderheiten und Abzรผge den Nettobetrag prรคgen.
Tabelle: Mรถgliche Rentenerhรถhung 2026
Hier ist eine รbersicht, wie sich mรถgliche Rentenerhรถhungen im Jahr 2026 darstellen kรถnnten. In der linken Spalte steht die angenommene prozentuale Erhรถhung, in der rechten Spalte der daraus resultierende Rentenwert (ausgehend vom aktuellen Rentenwert 40,79 โฌย seit 1. Juli 2025).
Mรถgliche Rentenerhรถhung in % | Neuer Rentenwert in โฌ |
+2,5 % | 41,81 โฌ |
+3,0 % | 42,01 โฌ |
+3,37 % (Modellrechnung) | 42,17 โฌ |
+4,0 % | 42,42 โฌ |
+5,0 % | 42,83 โฌ |
+6,0 % | 43,24 โฌ |
๐ Diese Werte sindย rein rechnerische Szenarien. Der tatsรคchlich gรผltige Rentenwert ab Juli 2026 wird vom Bundesministerium fรผr Arbeit und Soziales im Frรผhjahr 2026 verbindlich bekanntgegeben.
Rentenerhรถhung 2026 – kommt, aber Gerรผchte verwirren nur
Gerรผchte รผber feststehende Erhรถhungsraten befeuern Erwartungen โ und bergen Enttรคuschungspotenzial. Prognosen spiegeln stets den Kenntnisstand eines bestimmten Zeitpunkts wider, die Wirklichkeit justiert sie nach.
Ob es 2026 am Ende weniger oder mehr wird als die oft zitierte Marke von 3,37 Prozent, entscheidet sich an der tatsรคchlichen Lohnentwicklung im Jahr 2025 und den weiteren rentenrechtlichen Parametern.
Das Positive auf dem Papier ist deshalb noch keine sichere Auszahlung auf dem Kontoauszug. Auch die viel geteilten Tabellen und Rechenbeispiele im Netz sind Momentaufnahmen und keine Zusagen.
Wenn die Erhรถhung in der Steuer landet: Die drohende Steuerfalle
Neben der Freude รผber mehr Rente weist Knรถppel auf eine zweite Seite der Medaille hin: die Steuerpflicht.
Bereits die Anpassung 2025 hat nach seiner Darstellung rund 130.000 weitere Rentnerinnen und Rentner in die Einkommensteuer gefรผhrt.
Steuerpflichtig wird, wer mit seinen zu versteuernden Einkรผnften den Grundfreibetrag รผbersteigt. Fรผr 2026 ist โ Stand heute โ ein Grundfreibetrag von 12.348 Euro im Gesprรคch.
Wie hoch der Freibetrag 2025 exakt ausfรคllt und welche Werte der Gesetzgeber fรผr 2026 letztlich festschreibt, entscheidet sich erst mit den entsprechenden Beschlรผssen.
Fest steht: Eine Rentenerhรถhung erhรถht in vielen Fรคllen auch den steuerpflichtigen Anteil und kann damit zu einer erstmaligen oder hรถheren Steuerzahlung fรผhren. Wer knapp unterhalb der Freigrenze liegt, sollte prรผfen, ob die Anpassung den Ausschlag gibt. Entscheidend sind dabei immer die individuellen Verhรคltnisse โ vom Rentenbeginn und dem damit verbundenen Besteuerungsanteil bis zu weiteren Einkรผnften.
Mehr Beitrรคge, weniger Plus: Kranken- und Pflegeversicherung
Auch die Sozialabgaben kรถnnen das nominale Plus schmรคlern. Fรผr pflichtversicherte Rentnerinnen und Rentner werden Beitrรคge zur Kranken- und Pflegeversicherung direkt von der Bruttorente einbehalten. Steigen Zusatzbeitrรคge in der gesetzlichen Krankenversicherung oder der Beitrag zur Pflegeversicherung, reduziert das den Nettozuwachs.
Mit neuen Beitragssรคtzen ist nach derzeitigem Stand im November 2025 zu rechnen, wenn das Bundesgesundheitsministerium die aktualisierten Werte bekannt gibt. Ob und in welcher Hรถhe Anpassungen erfolgen, ist offen; klar ist jedoch, dass schon moderate Erhรถhungen die rechnerische Bruttodynamik spรผrbar dรคmpfen kรถnnen.
Wann wird die Rentenerhรถhung bekannt gegeben?
Traditionell werden die Renten zum 1. Juli eines Jahres angepasst. Die rechtlich verbindlichen Zahlen verรถffentlicht das Bundesministerium fรผr Arbeit und Soziales im Frรผhjahr, nach Auswertung der Lohn- und Beitragsdaten. Bis zur offiziellen Bekanntgabe bleiben alle genannten Werte Schรคtzungen.
Wer eigene Prognosen erstellen mรถchte, sollte deshalb die amtliche Bekanntgabe abwarten oder seine Annahmen regelmรครig aktualisieren, sobald neue Daten zur Lohnentwicklung und zu den Sozialbeitrรคgen vorliegen.