Wenn die Rente nicht reicht: Grundrente oder Grundsicherung? Oder beides?

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Im Sozialrecht gibt es zahlreiche Begriffe und Regelungen, die fรผr Laien oft schwer durchschaubar sind. Zwei dieser Begriffe sind die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung und die Grundrente. Beides soll Rentnerinnen und Rentner ย im Alter absichern geht. Sie unterscheiden sich jedoch grundlegend in ihrer Ausgestaltung und Zielsetzung. In diesem Beitrag klรคren wir alle wichtigen Fragen und erlรคutern die wesentlichen Unterschiede.

Was ist die Grundsicherung und wer hat Anspruch darauf?

Die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung ist eine klassische Sozialleistung. Das bedeutet, dass diese Leistung Menschen gewรคhrt wird, die ihren Lebensunterhalt nicht aus eigenen Mitteln bestreiten kรถnnen. Hierbei steht der finanzielle Bedarf im Vordergrund.

Voraussetzungen fรผr die Grundsicherung

Die Grundsicherung ist einkommens- und vermรถgensabhรคngig. Folgende Faktoren spielen eine Rolle:

  • Einkommen: Dazu zรคhlen Renteneinkรผnfte, Unterhaltszahlungen oder andere Einkommensarten.
  • Vermรถgen: Hierzu gehรถrt beispielsweise das Ersparte auf Konten. Auch das Vermรถgen des Lebenspartners wird berรผcksichtigt.
  • Regelsatz: Der aktuelle Regelsatz betrรคgt 446 Euro monatlich fรผr alleinstehende Personen. Hinzu kommen die Kosten fรผr eine angemessene Unterkunft (KdU), die regional unterschiedlich ausfallen.

Beispiel: Wie wird die Grundsicherung berechnet?

Eine Person in Hamburg mit einer Rente von 400 Euro und angemessenen Mietkosten von 600 Euro kรถnnte Anspruch auf Grundsicherung haben, da ihre Gesamteinnahmen unter dem Bedarf von 1046 Euro liegen. In lรคndlichen Regionen, wo die Mietkosten niedriger sind, kรถnnte die Berechnung anders ausfallen.

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Was ist die Grundrente und worin unterscheidet sie sich von der Grundsicherung?

Im Gegensatz zur Grundsicherung ist die Grundrente keine Sozialleistung, sondern eine gezielte Aufstockung bestimmter Renten. Sie soll die Lebensleistung von Menschen honorieren, die trotz langer Erwerbstรคtigkeit nur geringe Rentenansprรผche haben.

Voraussetzungen fรผr die Grundrente

Die Grundrente ist an folgende Bedingungen geknรผpft:

  • 33 Jahre Grundrentenzeit: Hierzu zรคhlen Zeiten mit Pflichtbeitrรคgen aus Beschรคftigung, Kindererziehung oder Pflege.
  • Einkommensprรผfung: Nur das Einkommen wird berรผcksichtigt, nicht jedoch das Vermรถgen. Es kann also sein, dass jemand 100.000 Euro auf dem Tagesgeldkonto hat und dennoch Anspruch auf Grundrente besitzt.

Beispiel: Wer profitiert von der Grundrente?

Besonders Menschen, die รผber Jahre hinweg in Teilzeit gearbeitet haben, profitieren von der Grundrente. Die Politik verfolgt dabei nicht das Ziel, Altersarmut zu bekรคmpfen, sondern die Lebensleistung zu wรผrdigen.

Kann man Grundrente und Grundsicherung gleichzeitig beziehen?

Ja, dies ist grundsรคtzlich mรถglich. Wenn die Grundrente nicht ausreicht, um den persรถnlichen Bedarf zu decken, kรถnnen Rentnerinnen und Rentner weiterhin Anspruch auf Grundsicherung haben. In der Praxis kann es jedoch auch vorkommen, dass der Zuschlag durch die Grundrente hoch genug ist, um die Bedรผrftigkeit vollstรคndig zu beseitigen. In solchen Fรคllen entfรคllt der Anspruch auf Grundsicherung.

Was sind die wesentlichen Unterschiede zwischen Grundrente und Grundsicherung?

Merkmal Grundsicherung Grundrente
Leistungstyp Sozialleistung Aufstockung der Rente
Abhรคngig von Vermรถgen? Ja Nein
Abhรคngig vom Einkommen? Ja Ja, aber nur bedingt
Zielsetzung Existenzsicherung Honorierung von Lebensleistung

Welche Kritikpunkte gibt es?

Grundsicherung: Die Grundsicherung wird oft dafรผr kritisiert, dass sie zu bรผrokratisch ist. Antragsteller mรผssen ihre finanzielle Situation vollstรคndig offenlegen, was als entwรผrdigend empfunden werden kann. Zudem fรผhren die regional unterschiedlichen Mietobergrenzen zu Ungerechtigkeiten.

Grundrente: Die Grundrente steht in der Kritik, weil sie nicht gezielt gegen Altersarmut wirkt. Menschen, die lange arbeitslos waren oder nur geringfรผgig gearbeitet haben, profitieren hรคufig nicht, obwohl sie ebenfalls bedรผrftig sind. Zudem ist die Berechnung der Grundrentenzeit aufwendig und schwer nachvollziehbar.