Wo fließen in Deutschland die höchsten gesetzlichen Altersrenten – und wo die niedrigsten? Antworten auf diese Frage liefern aktuelle Zahlen aus dem Rentenatlas 2025 der Deutschen Rentenversicherung, der die durchschnittlichen Rentenbeträge nach Bundesländern auswertet.
Inhaltsverzeichnis
Wo die höchsten Renten gezahlt werden
An der Spitze steht ein eher kleines Bundesland: Im Saarland erhalten Rentnerinnen und Rentner mit mindestens 35 Versicherungsjahren im Schnitt rund 1.805 Euro brutto im Monat. Knapp dahinter folgt Nordrhein-Westfalen mit 1.773 Euro, auf Platz drei liegt Berlin-Ost mit 1.756 Euro.
Damit zahlen nicht die klassischen „reichen Südländer“ wie Bayern oder Baden-Württemberg die höchsten Durchschnittsrenten, sondern ein früheres Montanrevier und der Ostteil der Hauptstadt.
Ein Grund: Im Saarland und in NRW haben viele Männer jahrzehntelang in gut bezahlten Industrie- und Bergbaujobs gearbeitet, die hohe Entgeltpunkte gebracht haben – wenn auch mit entsprechend hohen Beiträgen, etwa in der knappschaftlichen Rentenversicherung.
Die Schlußlichter: Thüringen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern
Am unteren Ende der Skala finden sich drei ostdeutsche Flächenländer. In Thüringen liegt die durchschnittliche Bruttorente nach mindestens 35 Versicherungsjahren nur bei 1.572 Euro, in Sachsen-Anhalt bei 1.580 Euro und in Mecklenburg-Vorpommern bei 1.591 Euro.
Die Differenz zur Spitze ist deutlich: Zwischen Saarland und Thüringen klafft bei dieser Rentengruppe eine Lücke von gut 230 Euro brutto im Monat. Aufs Jahr gerechnet sind das fast 2.800 Euro Unterschied – bei formal ähnlich langen Versicherungszeiten, aber sehr unterschiedlichen Lohnniveaus während des Erwerbslebens.
Wie hoch ist die durchschnittliche Rente in Deutschland?
Der Rentenatlas weist für Altersrenten mit mindestens 35 Versicherungsjahren einen bundesweiten durchschnittlichen Bruttobetrag von 1.692 Euro aus. Nach Abzug der Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung bleibt ein durchschnittlicher Zahlbetrag von 1.501 Euro übrig.
Wichtig ist: Diese Werte betreffen nicht alle Rentnerinnen und Rentner, sondern nur jene, die lange Versicherungsbiografien mit mindestens 35 Jahren aufweisen. Wer wegen Kindererziehung, Teilzeit, Minijobs, Erwerbslosigkeit oder Krankheit viele Lücken im Versicherungsverlauf hat, liegt in der Regel deutlich darunter. Der Rentenatlas betont ausdrücklich, dass die Auswertung auf dieser langjährig versicherten Gruppe basiert.
Zur Einordnung hilfreich ist auch die sogenannte Standardrente: Wer 45 Jahre lang immer exakt zum Durchschnittslohn verdient hat, kommt 2025 auf 1.836 Euro brutto – mehr als der tatsächliche Durchschnitt, weil die Realität vieler Erwerbsbiografien von Teilzeit, Niedriglohn und Unterbrechungen geprägt ist.
Männer, Frauen, Ost, West: Wer wo vorn liegt
Für Männer mit mindestens 35 Versicherungsjahren liegen die durchschnittlichen Bruttorenten in Baden-Württemberg mit rund 2.013 Euro, in Nordrhein-Westfalen mit 2.005 Euro und im Saarland mit 2.002 Euro an der Spitze.
Am unteren Ende der Skala stehen hingegen Mecklenburg-Vorpommern mit etwa 1.679 Euro, Thüringen mit rund 1.696 Euro und Sachsen-Anhalt mit etwa 1.703 Euro.
Bei den Frauen zeigt sich ein anderes Bild: Die höchsten durchschnittlichen Renten erhalten Frauen in Berlin-Ost mit rund 1.682 Euro, gefolgt von Brandenburg (ca. 1.543 Euro) und Hamburg (ca. 1.534 Euro).
Am niedrigsten fallen die Frauenrenten in Niedersachsen (ca. 1.394 Euro), Bayern (ca. 1.410 Euro) und Rheinland-Pfalz (ca. 1.413 Euro) aus.
Der Rentenatlas hebt hervor, dass der Abstand zwischen Männer- und Frauenrenten im Osten insgesamt geringer ist als im Westen. Ein Grund: Frauen waren in der DDR und in den neuen Ländern deutlich häufiger in Vollzeit beschäftigt, was zu mehr Entgeltpunkten und damit höheren Renten führt.
Durchschnittliche Bruttorenten pro Bundesland
| Bundesland/Region | Durchschnittliche Bruttorente* |
| Saarland | 1.805€ |
| Nordrhein-Westfalen | 1.773€ |
| Berlin-Ost | 1.756€ |
| Baden-Württemberg | 1.755€ |
| Hessen | 1.752€ |
| Hamburg | 1.743€ |
| Rheinland-Pfalz | 1.716€ |
| Schleswig-Holstein | 1.693€ |
| Bayern | 1.691€ |
| Niedersachsen | 1.685€ |
| Bremen | 1.666€ |
| Brandenburg | 1.640€ |
| Berlin-West | 1.631€ |
| Sachsen | 1.594€ |
| Mecklenburg-Vorpommern | 1.591€ |
| Sachsen-Anhalt | 1.580€ |
| Thüringen | 1.572€ |
Warum die regionalen Unterschiede so groß sind
Die Rentenformel ist bundesweit gleich, die Unterschiede entstehen hauptsächlich durch drei Faktoren:
Erstens entscheidet das Lohnniveau: In wirtschaftsstarken Regionen mit hoher Industrie- und guter Tarifbindung – etwa in Baden-Württemberg oder Teilen von NRW – wurden im Schnitt deutlich höhere Löhne gezahlt als in vielen ostdeutschen Flächenländern. Das schlägt sich direkt in den Entgeltpunkten nieder.
Zweitens zählt der Umfang der Erwerbstätigkeit. Lange Vollzeitbiografien bringen andere Rentenansprüche als jahrzehntelange Teilzeit oder häufige Erwerbsunterbrechungen – ein Muster, das viele Frauen in Westdeutschland betrifft, während in Ostdeutschland Vollzeit weibliche Erwerbsarbeit verbreiteter war.
Drittens wirken spezielle Branchen und Versicherungssysteme nach: Im Bergbau konnten hohe Löhne und besondere Versicherungsregeln, etwa in der knappschaftlichen Rentenversicherung, zu überdurchschnittlichen Renten führen – sichtbar etwa in NRW und dem Saarland.
Was das für Betroffene bedeutet
Für Menschen mit niedrigen Renten ist entscheidend, dass regionale Unterschiede allein keine höheren Ansprüche begründen – die Rente folgt immer der individuellen Biografie. Wer im Rentenbescheid nur auf einen Betrag knapp über 1.000 Euro kommt, obwohl lange gearbeitet wurde, sollte prüfen, ob alle Beiträge, Kindererziehungszeiten, Pflegezeiten und Zeiten von Arbeitslosigkeit korrekt erfasst sind.
Gleichzeitig zeigt der Blick in den Rentenatlas: Selbst langjährige Vollzeittätigkeit garantiert je nach Region sehr unterschiedliche Rentenniveaus. In strukturschwächeren Bundesländern ist das Risiko, im Alter zusätzlich auf Grundsicherung angewiesen zu sein, deutlich größer, obwohl die formale Versicherungszeit ähnlich lang ist wie in besserverdienenden Regionen.
Damit wird klar: Die Frage, wo man sein Erwerbsleben verbringt, entscheidet bei der gesetzlichen Rente oft genauso stark mit wie die Frage, wie lange man gearbeitet hat.




