Menschen mit Schwerbehinderung haben Sonderrechte, den Nachteilsausgleich. Diese reichen von zusรคtzlichen Urlaubstagen รผber vorzeitige Rente bis hin zu einem erhรถhten Kรผndigungsschutz. Voraussetzung fรผr diesen Nachteilsausgleich ist der Schwerbehindertenstatus- und ausweis.
Inhaltsverzeichnis
Wer gilt als schwerbehindert?
Als Behinderungen gelten Einschrรคnkungen, die ein Mensch im Alltag / seiner Umwelt hat, wenn diese Beeintrรคchtigungen lรคnger als sechs Monate anhalten. Als schwerbehindert gilt jemand, dessen Grad der Behinderung zumindest 50 betrรคgt.
Entscheidend ist nicht die Ursache, sondern die Beeintrรคchtigung
Dabei kann es sich um chronische Krankheiten handeln, um den Verlust der Sehkraft oder fehlende Gliedmaรen, um Lรคhmungen, um psychische Stรถrungen oder um kรถrperliche Leiden.
Fรผr den Grad der Behinderung ist allerdings nicht die jeweilige Ursache von Bedeutung, sondern deren Folgen sind es, also die Beeintrรคchtigungen in der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
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Der Grad der Behinderung
Der Grad der Behinderung (GdB) wird in Zehnerschritten von 20 bis 100 bestimmt und definiert, wie stark die jeweilige Einschrรคnkung die Betroffenen beeintrรคchtigt. Dabei kรถnnen sich mehrere Einschrรคnkungen addieren.
Wichtig: Manche Behinderungen mit einem Grad zwischen 30 und 50 sind zwar per Definition keine Schwerbehinderungen kรถnnen aber im Einzelfall einer Schwerbehinderung gleichgestellt sein.
Manche Schwerbehinderungen werden รผbersehen – auch von den Betroffenen selbst
Viele Menschen denken bei Schwerbehinderungen an Menschen, die im Rollstuhl sitzen, deren Gliedmaรen gelรคhmt sind oder denen Gliedmaรen fehlen.
Oft unbekannt ist, dass viele chronische Krankheiten ebenfalls unter Schwerbehinderung fallen kรถnnen: Das reicht von Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa รผber rheumatische Erkrankungen bis zu Migrรคne.
Wo wird der Grad der Behinderung festgestellt?
In Baden-Wรผrttemberg stellen Sie den Antrag auf Feststellung eines Grads der Behinderung bei den Landratsรคmtern, in anderen Bundeslรคndern ist hรคufig das Sozialamt zustรคndig. Bis ein Antrag bearbeitet ist, dauert es meist zwischen drei und sechs Monaten.
Neben den รคrztlichen Diagnosen sollten Sie im Antrag unbedingt beschreiben, wie sich die Erkrankung auf ihren Alltag auswirkt und dieses durch aktuelle รคrztliche Befunde belegen. Je detailierter, desto besser.
Auรerdem sollten Sie Ihren Arzt von der Schweigepflicht entbinden, damit die Behรถrde bei Bedarf zusรคtzliche Informationen einholen kann.
Das zustรคndige Versorgungsamt stellt dann den Grad der Behinderung fest.
Wie bekommen Sie den Ausweis?
Nach gestelltem Antrag bekommen Sie einen Bescheid, der den Grad der Behinderung festlegt. Liegt dieser bei 50 oder mehr, dann wird Ihnen automatisch ein Schwerbehindertenausweis ausgestellt – vorausgesetzt, Sie fรผgen ein Passbild bei.
Dieser Ausweis ist im Scheckkartenformat. Aus ihm wird der Grad der Behinderung ersichtlich, zudem sind Merkzeichen notiert, aus denen sich spezielle Rechte ableiten.
Vorteile des Schwerbehindertenausweises
Menschen mit einer Schwerbehinderung kรถnnen bei vielen Verkehrsunternehmen vergรผnstigte Fahrpreise nutzen. Auch bei Kraftfahrzeugen gibt es Rabatte bestimmter Hersteller.
Sie kรถnnen Kraftfahrzeughilfe anfordern und so einen Zuschuss beim Kauf oder Umbau eines Kraftfahrzeugs erhalten. Zudem mรผssen sie weniger oder garkeine KFZ-Steuer zahlen.
Menschen mit Schwerbehinderung kรถnnen Zuschรผsse von staatlichen Behรถrden erhalten, um ihre Wohnung umzubauen.
Menschen mit anerkannter Schwerbehinderung haben einen auรerordentlichen Kรผndigungsschutz, einen steuerlichen Pauschalbetrag, einen zusรคtzlichen Urlaub von fรผnf Tagen, und sie kรถnnen finanzielle Unterstรผtzung bekommen, um ihren Arbeitsplatz behindertengerecht zu gestalten.
Rentenversicherte mit Schwerbehinderung kรถnnen zwei Jahre vor der Regelaltersgrenze in Rente gehen – ohne Abzรผge.
Diverse kulturelle Institutionen bieten ermรครigte Preise fรผr Menschen mit Schwerbehinderung. Dazu zรคhlen Theater, Zoos, Kinos, Museen, aber auch Sportveranstalter. Sondertarife gibt es auch im Bereich Wellness, Sauna oder Schwimmbad.